Tankstellenbetreiber: ÖPNV im Mühlenkreis keine Alternative

Lübbecker Land. Durch den Krieg in der Ukraine und Deutschlands starke Abhängigkeit von russischem Öl sind die Benzinpreise an den Tankstellen in den letzten Tagen rasant angestiegen – auch im Lübbecker Land. Das führt an einigen Tankstellen dazu, dass Diesel häufig schon teurer ist als Superbenzin. In nur einer Woche hat sich Diesel um 39,4 Cent verteuert, wie der ADAC ermittelt hat. Bei den aktuellen Spritpreisen jenseits der 2,20 Euro für den Liter Superbenzin wird Kraftstoff offenbar zu einem heiß begehrten Gut. So lässt sich zumindest ein Diebstahl erklären, der sich am Wochenende in Bad Oeynhausen ereignet hat. Wie die Polizei am Mittwoch berichtete, haben Unbekannte aus dem Tank eines Autos, das auf einer Grundstückseinfahrt stand, eine geringe Menge Benzin gestohlen.Am Sonntag hatte der Autobesitzer (26) seinen Seat gegen 19 Uhr in der Wilhelmstraße abgestellt. Als er am Montagvormittag gegen 11 Uhr den Wagen aufsuchte, bemerkte er, dass der von Unbekannten geöffnet worden war. Nach Schätzungen des Geschädigten dürften etwa 15 Liter Treibstoff aus dem Tank entwendet worden sein. Bei einem Preis von etwa 2,20 Euro pro Liter Super ist dem Autobesitzer so ein Schaden in Höhe von 33 Euro entstanden. Steigende Preise, geringerer Verdienst An derart hohe Preise für Benzin und Diesel wie zurzeit kann sich der Geschäftsführer des Tankstellen-Bundesverbandes in Minden nicht erinnern. &bdquo;2,50 Euro sind gesetzt“, ist sich Thomas Drott sicher. Ob auch drei Euro erreicht würden, lasse sich seriös nicht abschätzen. Dafür hält er es &bdquo;nicht für ausgeschlossen“, dass die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) bald für einen sinkenden Ölpreis sorgt. Bis dahin müssten die Tankstellenbetreiber allerdings mit sinkenden Einnahmen rechnen, denn: &bdquo;Wenn die Kunden 100 Euro für Benzin zahlen, fehlt ihnen das Geld für Brötchen und Bier aus dem Tankstellen-Shop.“ Auch an einer Wäsche in der Autowaschanlage werde momentan gespart. Bei anderen Gelegenheiten würden die Kunden an den Zapfsäulen über hohe Spritpreise meckern, würden teilweise sogar ausfallend, berichtet Drott: &bdquo;Dieses Mal nicht. Es ist ihnen klar, dass der Ukraine-Krieg die Ursache ist und nicht die Tankstellenbetreiber.“ Zugleich merkt er an, dass der Bundesverband ein Aussetzen, besser noch einen Verzicht auf die Energiesteuer begrüßen würde. Denn verglichen mit Österreich, Polen oder auch Tschechien seien die Benzinpreise in Deutschland um mindestens 50 Cent teurer, kritisiert er. "Verweise auf ÖPNV in Minden-Lübbecke, das ist Quatsch" Unzufrieden ist Drott auch mit der Entscheidung der Bundesregierung, die Fernpendlerpauschale auf 38 Cent zu erhöhen. Das sei eine &bdquo;Farce“. Autofahrer im ländlichen Mühlenkreis zum Beispiel hätten doch oft gar keine andere Möglichkeit, als beruflich oder auch privat mit dem Auto zu fahren: &bdquo;Verweise auf ÖPNV in Minden-Lübbecke, das ist Quatsch“, so der Interessenvertreter der Tankstellenbetreiber. Den Brief mit Mahnungen und Forderungen an Bundeswirtschafts- und Klimaschutz-Minister Robert Habeck (Grüne) will Drott auch an den heimischen Bundestagsabgeordneten Achim Post (SPD) schicken. Post teilte am Donnerstag auf Anfrage mit, die Bundesregierung habe bereits ein Entlastungspaket in Höhe von 13 Milliarden Euro beschlossen, dazu gehöre auch die Anhebung der Pendlerpauschale für Fernpendler ab dem 21. Kilometer: &bdquo;Das setzen wir jetzt schnellstmöglich parlamentarisch um, damit die Entlastungen für die Bürger auch konkret spürbar werden.“Durch den Krieg in der Ukraine spitze sich die Lage bei den Energiepreisen weiter zu Zugleich sei klar: Durch den Krieg in der Ukraine spitze sich die Lage bei den Energiepreisen weiter zu, gerade auch bei den Benzinpreisen: &bdquo;Deshalb bin ich dafür, dass wir über weitere Entlastungen sprechen. Zum Beispiel kann ich mir gut vorstellen, die Pendlerpauschale auch schon ab dem 1. Kilometer zu erhöhen – von derzeit 30 Cent auf 38 oder 40 Cent. Dann würden alle Pendler profitieren.“ Außerdem sei er dafür, den Heizkostenzuschuss über die bereits vereinbarte Erhöhung von 135 Euro hinaus noch weiter anzuheben. Die Preissprünge für Heizung und Wärme in den Wohnungen seien in den letzten Wochen und Monaten so hoch gewesen, dass man noch mehr tun sollte. Die beschlossene Erhöhung der Pendlerpauschale für Fernpendler ab dem 21. Kilometer wird Post zufolge rückwirkend ab dem 1. Januar dieses Jahres greifen: &bdquo;Und ich bin dafür, dass auch weitere Entlastungsschritte dann möglichst ebenfalls rückwirkend ab Beginn des Jahres greifen. Es muss ja darum gehen, dass die Bürger schnell wirksam entlastet werden.“ Bestehende Instrumente zur Entlastung nutzen Zugleich spricht der Bundestagsabgeordnete sich für Differenzierungen aus. Mit dem Zuschuss für Transfergeldempfänger oder dem Kindersofortzuschlag würden besonders Bedürftige entlastet. Mit den Entlastungen beim Arbeitnehmerpauschbetrag, beim Grundfreibetrag oder bei der EEG-Umlage werde zugleich ein Entlastungsimpuls in die Breite der Gesellschaft und Wirtschaft gegeben. Entlastungen sollten zudem nicht zu kompliziert ausgestaltet werden: &bdquo;Deshalb finde ich es auch richtig, Pendler über die Pendlerpauschale und im Falle von Geringverdienern über die Mobilitätsprämie zu entlasten.“ Das seien bestehende Instrumente, die man schnell und wirksam nutzen könne. Post: &bdquo;Darauf kommt es jetzt zuallererst an.“

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