Briefwahl-Boom im Lübbecker Land: Anstieg von 50 Prozent in einer Gemeinde

Lübbecker Land. Die Wahl vor der Wahl: Soll ich am 26. September ins Wahllokal gehen oder meine Stimme doch lieber per Briefwahl abgeben? Gerade während der Corona-Pandemie erfreut sich Letzteres immer größerer Beliebtheit. Lange Schlangen, Abwesenheit, Bedenken wegen Corona – Gründe gibt es viele, die den Umschlag attraktiver machen können als den Gang zur Wahlurne. Wie viele Briefwahlbezirke gibt es dieses Jahr? Wie viele Anträge gab es bereits und bis wann können Bürger noch einen Antrag stellen? nw.de ist dem Trend auf der Spur und hat sich bei den Kommunen erkundigt. Andreas Püfke, Pressesprecher der Stadt Lübbecke, bestätigt den Trend zur Briefwahl. Dass die Corona-Pandemie großen Einfluss auf diese Entscheidung hat, steht für ihn außer Frage. &bdquo;Die Entwicklung war bereits bei der Kommunalwahl im letzten Jahr zu beobachten. Aktuell sind bei uns rund 7.200 Anträge auf Briefwahl eingegangen. Bei 19.800 Wahlberechtigten macht das einen Anteil von über einem Drittel aus.“ Bei zurückliegenden Wahlen (vor Corona) seien Größenordnungen um die 3.000er-Marke üblich gewesen, also etwas weniger als die Hälfte. &bdquo;Wir haben darauf reagiert, indem wir die Anzahl der Briefwahlvorstände von drei auf sechs verdoppelt haben“, so Püfke. Prozess wird unbürokratischer Hüllhorst rüstet ebenfalls auf und verdoppelt die Briefwahlbezirke von zwei auf vier. Die ersten Anträge gingen nach Erhalt der Wahlbenachrichtigung ein, da zeichnete sich bereits ab, dass es dieses Jahr mehr Briefwähler geben würde. &bdquo;Bei der letzten Bundestagswahl waren es 2.200 Anträge, dieses Jahr liegen 3.500 vor“, sagt Dirk Oermann, DV-Koordinator im Rathaus Hüllhorst. &bdquo;Anfangs haben wir nur mit einem weiteren Bezirk geplant“, erklärt er. &bdquo;Aber letzte Woche hat sich herauskristallisiert, dass das nicht ausreicht.“ Der wachsende Stellenwert der Briefwahl sei ein allgemeiner Trend, so Oermann. &bdquo;Das liegt wahrscheinlich daran, dass der ganze Prozess unbürokratischer wird. Inzwischen geht das ja schon bequem über einen QR-Code.“ Eine große Nachfrage nach der Briefwahl verzeichnet auch Wahlleiter Erik Pollert von der Stadtverwaltung in Pr. Oldendorf: Bei der Bundestagswahl 2017 hätten genau 1.800 Wähler per Brief abgestimmt. &bdquo;Stand heute haben wir bereits in 3.212 Fällen die Unterlagen ausgestellt. Nach einem fulminanten Start in den ersten Wochen nach Versendung der Wahlbenachrichtigungen hat sich das Antragsaufkommen zwischenzeitlich stabilisiert“, so Pollert am Dienstag. Eine Prognose, wie viele Anträge in den letzten Tagen vor der Wahl noch gestellt werden, traue er sich nicht zu. &bdquo;Auf jeden Fall sind wir aber für einen möglichen ,Endspurt’ auf die Briefwahl gewappnet.“ Endspurt bei den Anträgen Kerstin Ramm, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Espelkamp und zuständig im Verwaltungsservice für die Wahlen, überlegt derzeit, ob in Espelkamp ein vierter Briefwahlbezirk eingerichtet werden soll. Mehr als 4.700 Wahlbriefe hat sie an die Antragsteller bisher verschickt, das wären schon gut 25 Prozent Wahlbeteiligung, denn insgesamt hat die Stadt knapp 19.000 Wahlberechtigte. &bdquo;Normalerweise kommen ganz kurz vor Toresschluss noch einige hinzu“, weiß sie aus Erfahrung zu berichten. Aber auch so seien es bisher so viele Briefwähler wie noch nie. &bdquo;Im Laufe der Jahre sind die Zahlen immer wieder von Wahl zu Wahl nach oben gegangen.“ Sie führt den jetzt wieder verstärkten Andrang nicht nur auf die Corona-Lage zurück, sondern auf die insgesamt verbesserten technischen Möglichkeiten. &bdquo;Diese werden jetzt einfach immer mehr ausgenutzt“, so Ramm. Sie weist aber auch darauf hin, dass die Bundestagswahl generell immer die Wahl mit der höchsten Beteiligung ist. Schon jetzt kann man im Rathaus seine Stimme direkt abgeben, wenn man Briefwahl beantragt hat und zu den Öffnungszeiten des Rathauses erscheint. Dazu sind im Wahlbüro der Stadt drei Kabinen eingerichtet worden, darauf weist sie ausdrücklich hin. Anstieg von mehr als 50 Prozent In Stemwede gibt es zwei &bdquo;personell aufgestockte“ Briefwahlbezirke, berichtet Jan-Philipp Ehlers, Pressesprecher der Gemeinde. Auch in Stemwede ist die Zahl der Briefwähler deutlich höher als bei Vorgängerwahlen. Von 10.443 Wahlberechtigten gibt es bisher etwa 3.500 Briefwähler, etwa 33 Prozent. Zum Vergleich: Bei der letzten Bundestagswahl waren es in Stemwede insgesamt 2.240. Das bedeutet schon jetzt einen Anstieg von mehr als 50 Prozent. Bei der Stadt Rahden sind bis jetzt 4.350 Briefwahlanträge bei 12.341 Wahlberechtigten eingegangen, teilt Fachbereichsleiter Jörg Redeker mit. Das entspricht einer Quote von 35,25 Prozent. Die Anzahl sei – wie in den anderen Kommunen – deutlich gestiegen.

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