Paukenschlag: Nur noch ein Krankenhaus für das Lübbecker Land

Kreis Minden-Lübbecke. Angesichts des großen Sanierungsbedarfs im Krankenhaus Lübbecke könnten die Krankenhäuser Lübbecke und Rahden an einem gemeinsamen Standort am Mittellandkanal zusammengeführt werden. Aus zwei Krankenhäusern solle eines werden. Über entsprechende Diskussionen hatte die Neue Westfälische am Samstag berichtet. Die Informationen unserer Zeitung wurden am Montagabend im Kreistag bestätigt. Die Gutachter der Hamburger Beratungsgesellschaft Lohfert & Lohfert schlagen vor, die jetzigen Krankenhaus-Standorte in Lübbecke und Rahden zugunsten eines gemeinsamen Standortes aufzugeben. Landrätin sieht MKK strukturell schlecht aufgestellt Lohfert & Lohfert hatten sich mit Entwicklungsperspektiven für die kreiseigenen Mühlenkreiskliniken (MKK) befasst. Die MKK, so sagte es zu Beginn der Vorstellung des Gutachtens im Kreistag Landrätin Anna Bölling (CDU), wirtschafteten gut, seien aber strukturell schlecht aufgestellt. Die MKK seien wie alle anderen Kliniken vom Fachkräftemangel gebeutelt. In den nächsten fünf Jahren würden die MKK 15 Prozent der Mitarbeiter verlieren, in den kommenden zehn Jahren sogar 30 Prozent. Die Krankenhaus-Planung des Landes habe außerdem erhebliche Auswirkungen auf Minden-Lübbecke. Ihr Ziel sei eine bestmögliche Versorgung der Bevölkerung und der Erhalt der kommunalen Trägerschaft für die MKK, sagte Bölling. Gewinne in Minden, Verluste in Rahden Lohfert & Lohfert, die bereits die Untersuchungen im Vorfeld des Neubaus des Klinikums Minden übernommen und auch am umstrittenen Medizinkonzept vor drei Jahren beteiligt waren, haben sich mit einer Vielzahl von Faktoren befasst. Dazu zählen die vielen Aspekte der Krankenhaus-Planung des Landes, der demografische Wandel oder auch der Fachkräftemangel. Zudem haben sie sich mit der wirtschaftlichen Lage der derzeit fünf MKK-Standorte befasst. Die fällt angesichts eines Überschusses für Minden gut aus, in Bad Oeynhausen gibt es ein kleines Plus. Lübbecke erwirtschaftete 2019 ein Plus von rund einer Million Euro – vor allem der Psychiatrie geschuldet. Rahden verbuchte dagegen laut Lohfert & Lohfert-Gutachter Axel Kaiser einen Verlust von vier Millionen Euro. Bei Gesamterlösen von 480 Millionen Euro habe der Konzern insgesamt ein Betriebsergebnis von 600.000 Euro erwirtschaftet. Wann eine Schieflage drohen könnte Diese Gewinn-Summe könnte nach Angaben von Axel Kaiser um gut zehn Millionen Euro gesteigert werden, wenn es im Lübbecker Land nur noch einen Krankenhaus-Standort gäbe und auch die beiden Standorte in Bad Oeynhausen zusammengefasst würden. Axel Kaiser und sein Kollege Philipp Letzgus erklärten, dass angesichts sinkender Belegungsdauer und angesichts des erheblichen Sanierungsbedarfs in Lübbecke und auch in Rahden eine wirtschaftliche Schieflage drohe, wenn nur saniert würde. Das könne sogar die kommunale Trägerschaft gefährden. In Rahden sei die Leistungserbringung so nicht aufrechtzuerhalten. Eine Lösung für das Lübbecker Land sei &bdquo;zwingend erforderlich“. Die Erreichbarkeit eines Krankenhauses binnen 20 oder 30 Minuten wie vom Land gefordert würde aber für den Nordkreis Probleme geben, sollte es das Krankenhaus Rahden nicht mehr geben, sagten Axel Kaiser und Philipp Letzgus. Dieses Problem würde aber gelöst, wenn der Standort Lübbecke weiter nach Norden an den Kanal rückt. &bdquo;Von da wäre das ganze Lübbecker Land erreichbar.“ Aus fünf Standorten sollen drei werden Dem Kreistag empfahlen sie deshalb einen Neubau im Bereich des Kanals, an dem Lübbecke und Rahden zusammengeführt werden. In Bad Oeynhausen soll der Neubau die beiden bisherigen Standorte ersetzen. Aus derzeit fünf MKK-Standorten würden künftig noch drei. Ein neues Klinikum im Lübbecker Land soll noch 250 (bisher 301) somatische Betten haben, der Neubau in Oeynhausen ebenfalls. Die Psychiatrie im Lübbecker Land soll zusätzlich 200 Betten haben. Durch die Verringerung der Standorte baue der MKK-Konzern insgesamt 100 Betten ab. Wie der Zeitplan nun ausschaut Kaiser erklärte, dass ein Betrieb des Krankenhauses Rahden verhindere, dass der Standort Lübbecke vom Land einen Sicherstellungsauftrag für die Grundversorgung erhalte. Bei einem Neubau-Szenario sehen die Gutachter dafür keine Probleme – und erwarten auch mehr Zuschüsse. Die Gremien beraten jetzt, Ende Oktober soll der Kreistag entscheiden. Bis 15. November soll ein Zuschussantrag beim Land gestellt werden. Für Diskussion sei genug Zeit, sagte die Landrätin – und geht davon aus, dass weite Teile der Bevölkerung das Konzept mittragen. Erste Ideen für künftige Nutzung in Rahden Die Gutachter legten am Montag auch Ideen zur Nachnutzung des Standorts Rahden vor. Die Rettungswache solle bleiben und sichere die Notfallversorgung. Denkbar seien in Rahden künftig eine Kurzzeitpflege, ambulante OPs und weitere therapeutische Praxen. Kurzzeitpflege werde ein Geschäftsmodell der MKK werden, sagten die MKK-Vorstände Olaf Bornemeier und Jörg Noetzel nach der Kreistags-Sitzung. Das mache die MKK attraktiver für das Pflegepersonal. Fortschritte in der Medizin führten zu mehr ambulanten OPs und hier setzen die MKK auf die Zusammenarbeit mit niedergelassenen Medizinern. &bdquo;Es gibt sogar schon Anfragen von niedergelassenen Medizinern wegen der OP-Nutzung.“ Die MKK wollten sich nicht aus Rahden zurückziehen. "Und dann fangen wir sofort an" Ideen für eine Nachnutzung in Lübbecke gebe es noch nicht. Somatische Abteilungen und die Psychiatrie möchten Bornemeier und Noetzel nicht räumlich trennen. Den Bau von zwei neuen Häusern halten beide angesichts von Zuschüssen und eines niedrigen Zinsniveaus für machbar. Beide Projekte könnten auch parallel laufen. Mit einer Entscheidung des Landes rechnen Bornemeier und Noetzel noch vor der Landtagswahl im Mai. &bdquo;Und dann fangen wir sofort an.“ Die MKK-Vorstände machten eines deutlich: Ein Nicht-Neubau bedeute Sanierungskosten. Daher dürfe man nicht nur auf Neubau-Investitionen schauen.

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