Sanierung der Andreaskirche kann bald starten

Lübbecke. Der Blick zur jahrhundertealten Uhr im romanischen Turm der Andreaskirche Lübbecke bringt einen aktuell nicht viel weiter. Der Zeiger ist definitiv fünf Minuten vor Zwölf stehengeblieben und will sich partout keinen Millimeter weiterbewegen. Kirchbaumeister Eyke Blöbaum bestätigt im Gespräch mit nw.de, dass die Generationen von Lübbeckern bekannte Kirchturmuhr nicht mehr funktioniert, der Schaden aber relativ bald behoben werden soll. "Das ist ein mechanisches Uhrwerk, das vom Küster Andreas Niermann jede Woche einmal höchstpersönlich aufgezogen werden muss", erläutert er den zwei illustren Gästen, die ihn kürzlich mit einer frohen Botschaft überraschten. SPD-Bundestagsabgeordneter Achim Post und der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dennis Rohde, freuten sich, Blöbaum und Pfarrer Eberhard Helling mitteilen zu können, dass besagter Ausschuss rund 263.000 Euro für die Sanierung der Andreaskirche aus Bundesmitteln zur Verfügung stellt. Andreaskirche ist ein bedeutendes Denkmal "Die Höhe dieses Betrages ist außergewöhnlich. Und wir zeigen damit, wie bedeutend das Denkmal Andreaskirche für das gesamte Lübbecker Land ist", sagte Post und blickte zum Turm mit der stehen gebliebenen Uhr hinaus. Die Instandsetzung des Uhrwerkes wird übrigens nicht aus Bundesmitteln finanziert. "Das übernehmen wir aus eigenen Mitteln. Das sind wir den Menschen in unserer Region einfach schuldig", so Blöbaum weiter. Im Gegensatz dazu ist die Sanierung des gesamten gut 1.000 Jahre alten Gotteshauses weitaus teurer. Nach ersten vorsichtigen Schätzungen ergibt sich für die Gesamtsanierung ein Mittelbedarf von gut zweieinhalb Millionen Euro. "Das ist allerdings nur ganz grob berechnet. Wir können nicht mit Bestimmtheit sagen, welche Überraschungen sich bei einem solch alten Baukörper noch ergeben", blickt Blöbaum in eine noch etwas ungewisse Zukunft. Doch er bleibt optimistisch. "Kleine Schwester der Mindener Kirchen" Die Kirche sei gebaut worden in einer Zeit, da habe Lübbecke gerade einmal 1.000 Einwohner besessen, dann müssten wir eine Sanierung heute bei einer Bevölkerung von 26.000 doch "mit Sicherheit auch hinbekommen". Es handele sich schließlich nicht "um irgendein Bauwerk", sondern um ein Gotteshaus, das man durchaus als die "kleine Schwester des Bistums Minden" bezeichnen könne. Nicht umsonst habe man im markanten und mächtigen Turmbau das "Bischofs-Zimmer" entdeckt. Hier konnte der geistliche Würdenträger von oben auf das Geschehen unten blicken und auch daran teilnehmen, ohne selbst gesehen zu werden, erklärt der Kirchbaumeister. Nur der 1. Bauabschnitt ist finanziell abgesichert Als gesichert und finanziert ist bisher nur der erste Bauabschnitt: Sobald die Mittel, die vom Bund über die Bezirksregierung an die Kirchengemeinde ausbezahlt werden, fließen, sollen die Arbeiten starten. Blöbaum hofft, dass dies noch vor der ganz kalten Jahreszeit - vielleicht noch in diesem Jahr - der Fall sein kann. "Wir stehen jedenfalls bereit, die Vorbereitungen sind getroffen", macht er deutlich. Begonnen wird im rückwärtigen Teil des Langgebäudes mit Ausschachtungsarbeiten. Sie sollen bis zu den Fundamenten reichen, um zu klären, wie weit diese durch Feuchtigkeit geschädigt sind. Schließlich, so Blöbaum, sei die Kirche an dieser Seite besonders durch das vom Berg abfließende Wasser betroffen. Sobald die Fundamente frei gelegt seien, sollen Matten, die vom Fiesteler Unternehmen Naue der Gemeinde gesponsert werden, zukünftiges Eindringen von Wasser verhindern. Naue hat sich auf die Herstellung von hochwertigen Geotextilien spezialisiert und steht schon immer in freundschaftlicher Verbindung mit der evangelischen Kirchengemeinde in Lübbecke. Es gibt viele Sponsoren aus der Wirtschaft Auch die Eigentümerfamilie des pharmazeutischen Unternehmens Eduard Gerlach (Gehwol) Jobst-Peter und Timor Gerlach-von Waldthausen unterstützten von Anfang an die Sanierung der Andreaskirche. Der Orgelbauverein ist neben Zuwendungen direkt aus der Kirchengemeinde selbst ebenfalls aktiv beteiligt. Er habe gerade eine Spende von 25.000 Euro bereitgestellt, freute sich Blöbaum. Auch andere Unternehmen aus der Region zeigten sich bereit, das zentrale Gotteshaus des Kirchenkreises zu unterstützen. Er verwies auf die Initiative der Gemeinde, eine Fund-Raising-Aktion auf die Beine zu stellen, um die weitere Sanierung der Andreaskirche zu ermöglichen. Blöbaum hofft, dass trotz Problemen durch die Corona-Krise und wegbrechenden Kirchensteuermitteln durch Austritte die weitere Finanzierung des ehrgeizigen Sanierungsprojektes voranschreitet. Deshalb sollen auch weitere Anträge auf Förderung durch Denkmalpflege- oder Städtebaufördermittel gestellt werden. "Wir versuchen alles, um unsere schöne Kirche zu erhalten", so der Kirchbaumeister.

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