Corona-Krise: Lübbecker Wirtschaft ist bisher glimpflich davongekommen

Lübbecke. Arno Oldemeier, Chef des gleichnamigen Modetreffs an der B 65 in Nettelstedt, gehörte zu den ersten Geschäftsleuten, die einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen ihrer Firmenaufgabe und der Corona-Krise hergestellt haben. Die Firma habe mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise in besonderem Maße zu kämpfen, sagte Oldemeier im Mai vergangenen Jahres. Gleichzeitig gab er bekannt: Das Unternehmen wird liquidiert. Der Terminkalender sei &bdquo;voller als je zuvor" gewesen, berichtete Oldemeier, der daraufhin zusätzliche Ware bei seinen Lieferanten bestellte. Doch dann kam der Lockdown, und von einem Tag auf den anderen brach ihm die Geschäftsgrundlage weg, denn: &bdquo;Der Umsatz in meinem Unternehmen wird zu 80 Prozent von Reisegruppen und zu 20 Prozent durch den Besuch von Einzelkundinnen erzielt." Und die kommen nicht mehr, musste der geschäftsführende Gesellschafter feststellen. Selbst nachdem er die 700 Quadratmeter umfassende Verkaufsfläche wieder öffnen durfte, blieben die meisten Einzelkundinnen weg. Die Busreisenden sowieso. Sie seien der Hauptgrund für die Schließung, erläuterte Oldemeier. 190-jährige Firmengeschichte endet Im Oktober folgte die Traditionsfirma Spielwaren Lorenz in der Innenstadt. Mit der Aufgabe des Spielwarenladens ging eine fast 190-jährige Firmengeschichte in Lübbecke zu Ende, die viele Kinder und viele Familien bedauerten. Geschäftsführerin Uta Bracke berichtete die Vorgeschichte so: Im Frühjahr kam Corona und die damit verbundenen Geschäftsschließungen. Nur die großen Supermärkte durften weiter öffnen und ihre Waren weiter verkaufen – auch Spielsachen. Hinzu sei gekommen, dass der beliebte Service der &bdquo;Kinder-Geburtstagskiste" wegfiel, bei der sich die Kinder ihre Wunschgeschenke vorher selbst aussuchten. Und nun: keine Geburtstagsfeiern, keine Geburtstagskisten mehr. Die Gründe für die Entscheidung zur Aufgabe schilderte Bracke in zwei Sätzen: "Das Internet macht uns zu schaffen. Und Corona war unser Sargnagel." Viele Menschen blieben Geschäften treu Auf die Frage von nw.de, wie gravierend die Corona-Folgen für die in Lübbecke ansässigen Betriebe sind, antwortet Wirtschaftsförderer Claus Buschmann: "Gelitten haben unter den massiven Einschränkungen mit Ausnahme unserer Online-Händler wohl fast alle Betriebe, aber in der Ausprägung doch sehr unterschiedlich. Insgesamt haben wir aber den Eindruck, dass Lübbecke bis hierher relativ glimpflich durch die Krise gekommen ist." Die Marketing-Kampagne &bdquo;Wir kaufen in Lübbecke" habe die Wahrnehmung für den örtlichen Handel geschärft, und viele Menschen hätten den Lübbecker Geschäften die Treue gehalten. Buschmann: "Wir sind jedenfalls zuversichtlich, auch nach Corona noch ein solider Wirtschaftsstandort und eine attraktive Einkaufsstadt zu sein." Befragt nach dem Weggang von Marktkauf im Laufe des Septembers und dem Leerstand, bis Kaufland nachfolgt, hält der Wirtschaftsförderer sich bedeckt. Dies sei Sache der jeweiligen Unternehmen beziehungsweise des Eigentümers der Immobilie. Da Kaufland zur Schwarz/Lidl-Gruppe gehört und Marktkauf zu Edeka, das im Einkaufszentrum "Westertor" einen großen Lebensmittel-Markt eröffnen wird, stehen dann zwei Branchen-Riesen im Wettbewerb miteinander. In diesem Punkt halte man es grundsätzlich mit dem Sprichwort, wonach Konkurrenz das Geschäft belebe. "Wettbewerb ist für Kundinnen und Kunden fast immer eine gute Nachricht", so Buschmann. "Das ist eine 1-A-Lage" Weitere Leerstände in der Innenstadt durch Umzüge vom jetzigen Standort in das Westertor befürchtet Buschmann nicht. Der geplante Umzug von Rossmann in das Westertor sei bekannt. Das Unternehmen wolle sich vergrößern, was eine gute Nachricht sei: "Von anderen Mietern, die in das Westertor umzögen, wissen wir dagegen nichts." Das frei werdende Ladenlokals an der Ecke Lange Straße/Gerichtsstraße bereite ihm keine Kopfzerbrechen. Buschmann: "Das ist eine 1-A-Lage, in der nach unserer Erfahrung nicht mit einem längeren Leerstand zu rechnen ist."

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