Das Lübbecker Land erlebt einen Wintereinbruch - aber so richtig

Lübbecker Land. Der unter anderem vom Lübbecker Meteorologen Friedrich Föst vorhergesagte kräftige Wintereinbruch und auch der heftige Ostwind haben am Wochenende teilweise zu größeren Schneeverwehungen im Lübbecker Land sowie im gesamten Kreis Minden-Lübbecke geführt. Der Verkehr auf den Straßen wurde dadurch spürbar behindert, teilte die Kreispolizei am Sonntag mit. Am Sonntagfrüh trauten viele Bürger ihren Augen kaum, als sie aus dem Fenster blickten. Starke Windböen hatten den Schnee zu hohen Verwehungen bis vor die Haustür aufgetürmt. Mit Schneeschaufeln bewaffnet versuchten viele Bürger, die Gehwege vor ihren Häuser von den Schneemassen zu befreien, was allerdings nur bedingt gelang, denn es schneite unaufhörlich weiter. Die Grenzen zwischen Straße und Randstreifen waren nur noch an den Leitpfählen zu erkennen. Mehr als kniehoch türmten sich Schneeverwehungen auf wie Sanddünen in der Wüste. Frostige minus fünf Grad und eisiger Wind hielt einige aber nicht davon ab, sich hinaus in die weiße Landschaft zu wagen. Marcus und seine Tochter Charlize Lüttke hatten sich ihre Skier untergeschnallt und fuhren Langlauf mitten durch Espelkamp. Am Mittellandkanal in der Nähe von Schloss Benkhausen tobten Janika und Tabea Sens mit ihrem Hund Kalle im Schnee. Auch die Gläubigen der Mennoniten-Brüdergemeinde hatten sich trotz der widrigen Wetterverhältnisse am Sonntagfrüh auf den Weg in ihr Bethaus an der Alsweder Landstraße gemacht. Steckengebliebene Fahrzeuge und abgebrochene Äste Für die Polizei verliefen die Nacht von Samstag auf Sonntag sowie der Sonntagvormittag &bdquo;verhältnismäßig ruhig". Die eingehenden Meldungen auf der Leitstelle beschränkten sich demnach vor allem auf steckengebliebene Fahrzeuge. Hier seien am Sonntagmorgen bis 10 Uhr morgens insbesondere der Raum Lübbecke und Espelkamp betroffen gewesen. Einzelne abgebrochene Äste hätten zudem Straßen in Bad Oeynhausen, Porta Westfalica und Petershagen blockiert. In Minden kam es laut Polizei am Sonntagmorgen gegen 8.45 Uhr zu einem Unfall am Schülerweg, wo ein Räumfahrzeug ein geparktes Auto beschädigte. Ausgegebenem Anlass bat die Polizei am Sonntag alle Menschen, weiterhin zu Hause zu bleiben und das Auto möglichst nicht zu benutzen. Schwierigkeiten auf der B 239 Wer dennoch etwa aus beruflichen Gründen unterwegs sein musste, erlebte die Fahrt von Minden bis Lübbecke am Sonntagvormittag so: Die B 65 ab Nettelstedt über Eilhausen und Gehlenbeck bis ins Lübbecker Zentrum war deutlich besser vom Schnee geräumt als die Strecke von Minden bis Nettelstedt. Dann die unangenehme Überraschung: Die B 239 in Lübbecke Fahrtrichtung Brauerei Barre stellte sich als problematisch heraus. Dort lag am späten Sonntagvormittag so viel Neuschnee, dass sich selbst ein Räumfahrzeug an der Blase-Kreuzung festfuhr und der Fahrer aussteigen musste, um die Räder freizuschaufeln. Probleme an Niederwall und Tonstraße Am Niederwall in Höhe der Arbeitsagentur war ein Pkw ins Rutschen gekommen und hatte sich in dem durch Räumfahrzeuge entstandenen Schneeberg in der Fahrbahnmitte festgefahren. Dem jungen Paar gelang es jedoch, sich mit Hilfe der Fußmatten aus dem Fahrzeuginneren, die es hinter die Pkw-Räder legte, selbst zu befreien. Auch die leicht ansteigende Tonstraße erwies sich als Problem. Auf den letzten Metern vor dem Straßenende begannen die Reifen eines Autos durchzudrehen. Obwohl drei Fußgänger hinzukamen und kräftig schoben, gelang es nicht, den Wagen vorwärtszubewegen, so dass auch die hinter ihm stehenden Autos nicht weiterkamen. Erst nachdem zwei hilfsbereite Passanten eine Einfahrt freigeschaufelt hatten, in der der Schnee mindestens einen halben Meter hoch lag, konnte der betroffene Wagen auf der – Einbahnstraße (!) drehen und zur Bahnhofstraße zurückfahren, wo er in einer Schneeansammlung steckenblieb. Doch auch dort halfen Fußgänger weiter und drückten und schoben das Fahrzeug so lange, bis der Pkw wieder freikam und seine Suche nach einem Parkplatz fortsetzen konnte. Das Parken war in der Innenstadt allerdings nahezu unmöglich. Wie in der Fußgängerzone lag der Schnee in den Parkbuchten mindestens 25 Zentimeter hoch, vielfach auch deutlich höher. Schneefall hält bis in die Nacht zum Dienstag an Deutlich wurde am Sonntag – bei allen Problemen der Autofahrer – die große Hilfsbereitschaft der Lübbecker. Gegen Mittag verließen immer mehr Menschen ihre Häuser, vor allem Familien mit Kindern, die viel Spaß im Schnee hatten. Und heute geht es in die Verlängerung, wie der Lübbecker Meteorologe Friedrich Föst am Sonntag mitteilte. Aus Südosten rücke am heutigen Montag ein neues Schneefallgebiet in den Mühlenkreis heran. Es seien nochmals einige Zentimeter Neuschnee möglich. Zwar lasse der Wind etwas nach, bleibe aber böig und somit seien Schneeverwehungen weiterhin ein Thema, so Föst. &bdquo;Muss ich noch extra erwähnen, dass es am Montag maximal schwierige Straßenverhältnisse geben wird?", schreibt er. Wer zur Arbeit muss, sollte also früh aufstehen. Der Schneefall klinge wohl erst in der Nacht zum Dienstag ab – nach 48 Stunden Dauerschneefall. Dann flaue der Wind auch ab und in den Folgetagen zeige sich dann auch die Sonne über der Pulverschneelandschaft bei klirrender Kälte, so Föst.

Meistgelesen