Falsche Microsoft-Anrufer nerven Bürger im Lübbecker Land seit Wochen

Lübbecker Land. Selten löst ein Artikel eine solche Resonanz bei den nw.de-Leser aus wie dieser: "Angebliche Microsoft-Mitarbeiter terrorisieren Lübbecker Ehepaar am Telefon". Am Freitag gingen diverse Anrufe von Bürgern aus Lübbecke, Pr. Oldendorf und Espelkamp in der Lokalredaktion ein, die vergleichbare Erfahrungen machen wie das im Artikel beschriebene ältere Ehepaar aus Lübbecke: Seit zwei oder auch drei Wochen erhalten sie zu unterschiedlichen Tageszeiten Anrufe von Unbekannten, die sich als Microsoft-Mitarbeiter ausgeben und für die Schadensbehebung eines angeblich von einem Virus befallenen Computers Geld verlangen. Im Fall des Lübbecker Ehepaares waren es 500 Euro. "Wir wollen nicht belästigt werden und melden uns, wenn wir die Anrufernummer nicht kennen, grundsätzlich nur mit Hallo und nicht mit Namen", berichtet ein anderes Ehepaar aus Lübbecke, bei dem schon morgens um 7.30 Uhr das Telefon klingelt. Die Vorwahlnummer sei eine aus Baden-Württemberg gewesen und der Anrufer habe Englisch gesprochen. Seit gut 14 Tagen gehe das so. Ein Gestringer berichtete von nahezu täglichen Anrufen seit mehr als drei Wochen, zum Teil mit kanadischen und slowenischen Vorwahlnummern. Schaden von mehr als 20.000 Euro Einen osteuropäischen Akzent meint eine Frau aus Espelkamp herausgehört zu haben. Bei weiteren Anrufen seien es andere Stimmen gewesen, berichtet sie und beklagt unter Verweis auf einen Fall aus Paderborn, wie aktiv die vermutete Bande ist. In Paderborn war Mitte Januar eine 72-jährige Frau Opfer angeblicher Microsoft-Mitarbeiter geworden, die dem Englisch sprechenden Fremden online Zugriff auf ihr Laptop gewährt und ihm ihre Kontodaten anvertraut hatte, damit er das angeblicher Hacker-Problem lösen konnte. Als die Frau später bei ihrer Bank anrief, musste sie erfahren, dass mehrere Überweisungen auf fremde, teils ausländische Konten erfolgt waren und sie dadurch mehr als 20.000 Euro verloren hatte. Was die Frau und auch Betroffene im Lübbecker Land derzeit erleben, "geht durch ganz Deutschland", weiß der Leiter der Lübbecker Polizeiwache. Frank Meyer sagt auf nw.de-Anfrage, dass der Polizei das Problem "im Detail bekannt" sei. Und er versteht auch, dass Bürger, die die Anrufe als Betrugsversuch bei der Polizei melden und Anzeige erstatten, enttäuscht sind von der Auskunft, die sie von den Beamten erhalten - man könne nichts machen. Denn: "Die Täter sitzen nicht in Lübbecke, sondern im Ausland", sagt Meyer und beschreibt das Aufkommen an Betrugsversuchen im Kreisgebiet als "immens". »Eine Rückverfolgung ist nicht möglich« Selbstverständlich würden die Anzeigen bearbeitet und an das für Betrug zuständige Kriminalkommissariat 3 in Minden weitergegeben. Dadurch werde zwar die Quantität der Betrugsversuche erfasst, für die Betroffenen ändere sich aber nichts. "Eine Rückverfolgung der Telefonnummern ist nicht möglich", sagt Meyer. Die Telefonverbindungen liefen über verschiedene Server. Zudem seien die Anrufernummern nicht authentisch, was sich zum Beispiel daran zeige, dass manchen Bürgern die Polizei-Notrufnummer 110 angezeigt werde. Auch der Wachleiter selbst erhält regelmäßig unseriöse Anrufe, "sowohl unter meiner Privatnummer, als auch unter meiner Handynummer". Er behilft sich damit, dass er die unerwünschten Nummern sperrt, so dass sein Handy die Anrufe zwar speichert, aber nicht mehr klingelt. Zu Hause hat Frank Meyer seine Fritz-Box entsprechend programmiert. Nach einem Pfiff ruft niemand mehr an "Bei einem relativ modernen Telefon lassen sich womöglich ausländische Vorwahlen sperren, so dass von dort niemand mehr anrufen kann", ist die Empfehlung eines Lesers, der bei nw.de einen Kommentar zum eingangs erwähnten Bericht hinterlassen hat. Auch ohne weiteren Kommentar aufzulegen hält er für ein probates Mittel. Außerdem eine Trillerpfeife. Da in Callcentern in der Regel Headsets - Kopfhörer mit Mikrofon - getragen würden, rufe nach einem lauten Pfiff in den Telefonhörer bestimmt niemand mehr unerwünscht an. Ein weiterer Leser aus Pr. Oldendorf gab darüber hinaus den Tipp, sehr vorsichtig mit der Eingabe der eigenen Telefonnummer in Online-Formulare umzugehen, falls es sich nicht um ein Pflichtfeld handele. Immer wieder komme es vor, dass Online-Versandhändler, Internetplattformen und die Webseiten von Nachrichtenportalen und E-Mailanbietern gehackt würden und dadurch sehr viele Kundendaten in die Hände von Kriminellen fielen.

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