Diese Geschäfte öffnen trotz Lockdown

Lübbecker Land. Der Lockdown ist in die Verlängerung gegangen. Damit müssen die Einzelhändler im Lübbecker Land ihre Ladentüren auch weiterhin geschlossen halten. Und doch fällt auf, dass manche Geschäfte geöffnet haben. &bdquo;Warum ist das so?“, mag sich der eine oder andere Passant beim Gang durch die Innenstädte fragen. Auskunft gibt Marco Hennig, Sachgebietsleiter Sicherheit und Ordnung bei der Stadt Espelkamp. Wer öffnen dürfe und wer nicht, das sei durch die Coronaschutzverordnung des Landes NRW geregelt. Paragraf 11 benennt die Bestimmungen für Handel, Messen, Märkte und den Alkoholverkauf; Paragraf 12 die Regelungen für Handwerk, Dienstleistungen und Heilberufe. Dass beispielsweise neben dem Einzelhandel für Lebensmittel sowie Direktvermarktern, Getränkemärkten, Tierbedarfsmärkten, Reform- und Sanitätshäusern, Apotheken, Banken, Post- und Tankstellen eben auch Kioske, Zeitungsläden und Blumengeschäfte verkaufen dürften, ist in der Regelung ausdrücklich erwähnt. Wie Hennig sagt, orientieren sich die Ordnungsämter auch ganz klar an der Landesverordnung. Die Kommunen könnten daher keine Ausnahmen, die nicht abgedeckt sind, bewilligen. Bislang musste zumindest in Espelkamp auch noch kein Einzelhändler mit einem Bußgeld belegt werden, weil er sich nicht an die Bestimmungen gehalten hatte. Möglich bleiben Versandhandel, Auslieferung und Abholung von Waren. Im Lockdown geöffnet bleiben dürfen auch Einrichtungen des Handwerks und des Dienstleistungsgewerbes. Dazu gehören neben Werkstätten zum Beispiel Reinigungen oder Telefondienstanbieter. Chemische Reinigung Die chemische Reinigung von Sabine Eschner in Lübbecke gehört zu den systemrelevanten Unternehmen. &bdquo;Das Geschäft mit den Privatkunden ist eingebrochen“, sagt sie. Das sei auch kein Wunder, denn &bdquo;viele, die im Homeoffice arbeiten, tragen wohl bequeme Kleidung wie Jogginghosen“. Deshalb habe sie die Öffnungszeiten auch um drei Stunden täglich reduziert. In der übrigen Zeit &bdquo;laufen die Maschinen und das Bügeleisen ist heiß“, denn die Berufskleidung von Apothekern, Ärzten und DRK, aber auch die Trikots vom TuS N-Lübbecke werden nach wie vor in die Reinigung gebracht. &bdquo;Diese Kunden sind sogar froh, dass wir arbeiten dürfen“, hat sie aus Gesprächen mit ihnen erfahren. Auch andere sind froh, dass Sabine Eschner und ihre Kollegin arbeiten. &bdquo;Wir haben viele ältere Stammkunden, die sich jetzt gerne etwas länger mit uns unterhalten“, sagt Eschner. Sie habe den Eindruck, dass diese sich wegen der Pandemie einsam fühlten. &bdquo;Bei uns dürfen zwei Kunden gemeinsam ins Geschäft, wir haben es jedoch auf eine Person begrenzt“, so Eschner. &bdquo;Wenn ein Gespräch mal etwas länger dauert und ein weiterer Kunde steht vor der Tür, wird er von der anderen Kollegin draußen bedient.“ Sie und ihre Kollegin seien zufrieden, dass die Reinigung geöffnet sein darf. &bdquo;So kann man raus, hat Kontakte und muss nicht zu Hause rumsitzen“, sagt sie. Mobilfunkanbieter &bdquo;Während des Lockdowns dürfen wir Servicearbeiten beispielsweise an Handys oder Tablets ausführen“, sagt Okan Cambazoglu von der Vodafone-Filiale in der Langen Straße. Viele Kunden arbeiteten im Homeoffice und würden bei Problemen telefonisch beraten. &bdquo;Die Kunden sind froh, dass ihnen bei Schwierigkeiten geholfen wird“, sagt er. Da auch die persönlichen Kontakte sehr eingeschränkt seien, &bdquo;ist es für viele ganz wichtig, sich mit Verwandten und Freunden am Telefon, per SMS oder Videotelefonie auszutauschen.“ Gerade bei Großeltern und Enkeln spiele Letzteres eine große Rolle. Das Geschäft in der Langen Straße ist von 9.30 bis 19 Uhr für Service-Fragen geöffnet. Ein bis zwei Mitarbeiter beraten die Kunden. &bdquo;Selbstverständlich mit Masken, Plexiglas an den Tresen und Abstand zwischen den Beraterplätzen“, betont Cambazoglu. Blumengeschäft &bdquo;Es ist gut, dass mein Blumengeschäft geöffnet sein kann“, sagt Sigrid Berning-Jocksch. Wenn auch nicht so viel los sei wie sonst, kauften ihre Kunden gerade jetzt gerne bunte Frühlingsblumen. Die Kunden hätten Verständnis dafür, dass das Sortiment etwas kleiner ist. Als die 15-Kilometer-Regel galt, habe Berning-Jocksch sich über die Bemerkung einer Kundin besonders gefreut. &bdquo;Sie sagte, dass das reiche, um zu mir ins Geschäft zu kommen.“ Ihre beiden Mitarbeiterinnen beschäftigt Sigrid Berning-Jocksch mit etwas reduzierter Stundenzahl weiter. Zwar mache sie weniger Umsatz. &bdquo;Dafür schließe ich abends jetzt eine halbe Stunde früher und habe so mehr Zeit für mich und meine Familie“, sagt sie. &bdquo;Und das genieße ich.“ Seifen und Badekugeln Im Ladengeschäft im Amalie-Köster-Haus in der Langen Straße werden zurzeit Körperpflegeprodukte angeboten. &bdquo;Unsere handgefertigten Seifen, Badekugeln und das Zubehör gehören zu den Dingen des täglichen Bedarfs und deshalb ist eine Öffnung zulässig“, sagt Frank Thein. Wirtschaftlich lohne es sich nicht, deshalb gebe es auch nur eingeschränkte Öffnungszeiten zum Wochenende. &bdquo;Wir möchten mit unserem Pop-up-Store aber ein bisschen zur Belebung der Langen Straße beitragen“, so Thein. Ob er das Geschäft auch nach dem Lockdown weiterführen oder die Räumlichkeiten vermieten werde, habe er noch nicht entschieden. &bdquo;Aktuell macht Corona eine Vermietung nahezu unmöglich“, sagt er. Elektroinstallationen Ludwig Link betreibt in Espelkamp an der Ostlandstraße ein kleines Geschäft und unterhält als Elektromeister auch eine Werkstatt. Aus diesem Grunde gilt er als systemrelevant und darf sein Geschäft offen halten. Dennoch ist Link sehr unzufrieden mit der augenblicklichen Situation. Viele Kunden seien verunsichert, weil sie nicht wüssten, dass er geöffnet haben dürfe. Außerdem dürfe er in seinem Geschäft nur Beratungsgespräche vornehmen, alle Verkaufsbereiche müsse er abtrennen. &bdquo;Komisch, warum ist das in den Supermärkten nicht so?“, wundert sich der Geschäftsmann. &bdquo;Das führt alles zu einem enormen Aufwand, den wir kaum bewältigen können“, sagt Link. Kiosk Christian Barth vom Stadtkiosk in Espelkamp darf öffnen, weil er Gastronomie-Abholservice anbietet sowie Getränke und Lebensmittel. Dennoch ist der Umsatz um 50 Prozent zurückgegangen, weil abends, durch den Lockdown bedingt, &bdquo;gar nichts mehr los ist“. Es wäre ihm fast lieber, er müsste auch schließen, &bdquo;denn dann bekomme ich den 50-prozentigen Umsatzverlust erstattet“.

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