Gastronomen im Lübbecker Land kritisieren verspätete Corona-Hilfen

Lübbecker Land. Der so genannte &bdquo;Lockdown light" wird bis mindestens zum 20. Dezember verlängert. So haben es Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder beschlossen. Der Bundestag, laut Verfassungsgericht in Grundrechts-Einschränkungen das entscheidende Gremium, durfte am Donnerstag nur ein bisschen darüber diskutieren. Normalerweise herrscht in der Gastronomie in den Wochen vor Weihnachten Hochbetrieb. Mit den Verschärfungen des &bdquo;Lockdown light", der mit neuen Kontaktbeschränkungen und Auflagen für den Einzelhandel so &bdquo;light" nicht mehr ist, bleibt aber auch in dieser für die Branche so wichtigen Jahreszeit die Küche kalt. Das sorgt für Unmut – zumal auch die vom Bund versprochenen schnellen Hilfszahlungen nur mit großem Aufwand und verspätet zu bekommen sind. Die November-Hilfe ist offenbar kurz vor Monatsende noch gar nicht geflossen. Planbare, klare Aussagen der Politik gab es nicht &bdquo;Die Frage ist, wie es nach dem 20. Dezember weitergeht", merkt Rainer Benk an, Betreiber des Rahdener Westfalen-Hofs. Die Gastronomen würden sich fragen, ob sie für eventuell einige wenige Tage aufmachen und erhebliche Kosten in Kauf nehmen wollten, &bdquo;ohne zu wissen, ob die Kunden überhaupt kommen wollen". Die Kunden seien schließlich verunsichert. Auch die Gastronomie ist nach Angaben Benks verunsichert. &bdquo;Das Weihnachtsgeschäft ist Gucken in die Glaskugel." Er habe von den Beratungen von Bund und Ländern am Mittwoch planbare, klare Aussagen erwartet. &bdquo;Aber die gab es nicht. Das ist ärgerlich." Die Ende Oktober vom Bund angekündigte schnelle November-Hilfe für die Branche ist nach wie vor nicht da, kritisiert Rainer Benk. Für die Branche kann das katastrophale Folgen haben: &bdquo;Zu Ende November werden Löhne der Einzelbetriebe überwiesen." Auch die Beiträge zur Sozialversicherung würden abgebucht. Die Lohnkosten in der Gastronomie können nach Einschätzung Benks bis zu 40 Prozent vom Umsatz betragen. Die Lohnkosten in der Gastronomie können bis zu 40 Prozent vom Umsatz betragen Der Link für das Beantragen von November-Hilfsgeldern aber sei erst am Mittwoch, 25. November, freigeschaltet worden. Zudem gehe das nur über einen Steuerberater. Am Mittwoch sei der Link nicht erreichbar gewesen – wohl wegen Überlastung. Rainer Benk: &bdquo;Die Hilfen kommen deutlich zu spät." Die zweite Welle werde der Gastronomie sehr schaden, macht der Rahdener Hotelier und Gastronom klar. Gerade kleine Betriebe hätten nun einen Liquiditäts-Engpass. Es sei die Frage, ob die Bank das Konto freigebe für die Überweisung der Löhne. &bdquo;Ist das nicht der Fall, dann ist der Betrieb pleite." Rainer Benk warnt vor den Folgen: &bdquo;Wir verlieren in der Gastronomie Vielfalt." Das gelte auch für den Einzelhandel, bei dem große Ketten an stelle inhabergeführter Betriebe träten. Überbrückungshilfen hatte die Gastronomie auch für die Monate Juli, August und September beim Land NRW beantragen können. Das Land erstattete dann Fixkosten wie etwa die Miete. &bdquo;Wir verlieren in der Gastronomie Vielfalt" Das aber hätten nur 35 Prozent der Betriebe genutzt, weil der Weg über einen Steuerberater ging. &bdquo;Die Hürden sind einfach zu hoch", macht Rainer Benk deutlich. Er selbst habe gut einen Tag daran gesessen, allein um die Unterlagen für den Steuerberater zusammen zu stellen. Zwei Drittel aller Betriebe hätten wegen des großen bürokratischen Aufwands die Mittel nicht abgerufen." Hürden dürfe es eigentlich nicht geben, fordert Benk. &bdquo;Auch der kleinste Wirt muss das beantragen können." Giancarlo Fantastico und seine Frau Bettina mit ihrer kleinen Pizzeria in Lübbecke gehen auf Nummer sicher und haben die staatliche November-Hilfe über ihren Steuerberater beantragt. Um die Kosten während des Lockdowns zu senken, der zu Umsatzrückgang bei Speisen, vor allem aber bei den Getränken geführt hat, haben sie ihre Öffnungszeiten von einer Fünf- auf eine Vier-Tage-Woche und auch die Stundenzahl deutlich reduziert. Die zwei Aushilfen mussten leider gehen. In der Küche helfen jetzt ihr Sohn und seine Freundin mit. Besonders freuen sich die beiden über die Treue ihrer Kunden: &bdquo;Sie unterstützen uns mit telefonischen Bestellungen." Aber eben nicht alle. &bdquo;Stöhnen wollen wir trotzdem nicht", sagen die Fantasticos und geben sich mit dem zufrieden, was sie in dieser schwierigen Zeit möglich ist. Es sei eben &bdquo;auch eine Frage des Anspruchs", ob man zufrieden sei oder nicht. &bdquo;Sie unterstützen uns mit telefonischen Bestellungen" Im Prinzip sieht Daniel Gauselmann, Chef des Bürgerparks Schäppchen, das auch so. Ihm tun vor allem seine von Kurzarbeit betroffenen zehn festangestellten Mitarbeiter leid, die gerade die Küche gereinigt und den Garten winterfest hergerichtet haben. Denen fehlten einerseits die Zusatzeinkünfte durch Überstunden und Spätdienste sowie die Trinkgelder. Vor allem sei die Situation aber emotional belastend, denn: &bdquo;Wir haben mit dem ersten Tag des Lockdowns geschlossen." Einzige Ausnahme: Freitagmittags gibt es Fischgerichte außer Haus. Trotzdem sei es für das engagierte Team eine &bdquo;fürchterliche Zeit". Die staatlichen Umsatzausfall-Hilfen, sagt Daniel Gauselmann, können nur einen Teil des großen Schadens ersetzen, der durch die &bdquo;deutlich weniger Gäste schon vor dem Lockdown" entstanden sei. Während er selbst noch über ein anderes berufliches Standbein verfügt, weiß er von Problemen diverser Kollegen: &bdquo;Vielen Gastwirten geht es überhaupt nicht gut." Noch nicht entschieden ist, ob das Schäppchen zu Weihnachten und Silvester eventuell ein Angebots-Paket anbieten wird. Ein anderer Punkt ist für Daniel Gauselmann hingegen jetzt schon klar. Er rechnet nicht damit, dass sich bis zum 20. Dezember die Corona-Lage wesentlich verbessert: &bdquo;Bis dahin ändert sich nichts."

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