Ärzte entfernen Milz nach Fehlinterpretation: Patient klagt - und verliert

Lübbecke/Rahden/Bielefeld. Im März 2013 war ein Mann aus dem Kreis Minden-Lübbecke in eine Glastür gestürzt und hatte sich erhebliche Verletzungen zugezogen. Im Krankenhaus glaubten Ärzte, eine Blutung im Bereich der Milz zu sehen und entfernten das Organ. Der Entscheidung lag offenbar eine Fehlinterpretation einer Ultraschalluntersuchung zugrunde: Der Patient verklagte die Mühlenkreiskliniken auf Schmerzensgeld und Verdienstausfall. Das Bielefelder Landgericht hat die Klage des Manns nun jedoch abgewiesen. Der Kläger war im März 2013 eines Abends in eine Glastür gestürzt. Mit schweren Schnittverletzungen kam er zunächst ins Krankenhaus in Rahden, wo ihm Glassplitter entfernt wurden. Da die Ärzte innere Verletzungen befürchteten, wurde der Patient noch in der selben Nacht in das Krankenhaus Lübbecke der Mühlenkreiskliniken verlegt. Während einer sogenannten Thorax-Drainage wurde der Mann kreislaufinstabil. Eine Ultraschalluntersuchung zeigte aus Sicht der behandelnden Ärzte freie Flüssigkeit im Bauchraum, die die Mediziner als Blutungen im Bereich der Milz interpretierten. Multiorganversagen nach einer Notoperation In einer Notoperation entfernten sie sodann das zum lymphatischen System gehörende Organ. Der Patient erlitt ein Multiorganversagen, es folgte ein langer intensivmedizinischer Aufenthalt in der Klinik, aus der der Patient letztlich jedoch nach zahlreichen und langen Behandlungen am 10. Juni entlassen wurde. Vor Gericht erhob der Kläger nun den Vorwurf, dass vor der Operation eigentlich eine Computertomographie (CT) hätte durchgeführt werden müssen, da diese deutlich mehr erkennen lasse als eine Ultraschalluntersuchung. Dann hätten, so die Klage, die Ärzte auch sehen müssen, dass es sich bei der vermeintlichen Flüssigkeit nicht um Blut, sondern lediglich um ein Hämatom gehandelt habe – und die Entfernung der Milz somit nicht indiziert gewesen sei. "Keine Behandlungsfehler" In der Verhandlung vor der 4. Zivilkammer des Bielefelder Landgerichts führte der als Sachverständige geladene Gutachter, der Unfallchirurg Ulrich Eickhoff aus Herne, aus, dass es sich bei dem beanstandeten Vorgehen der Lübbecker Mediziner um keinen Behandlungsfehler handle. Zwar sei es richtig, dass die Ultraschallaufnahmen anscheinend falsch interpretiert worden seien und eine CT diese Fehlinterpretation sehr wahrscheinlich verhindert hätte. &bdquo;Eine Milz umsonst zu entfernen, ist eine schlimme Sache", sagte der 68-jährige Professor. &bdquo;Was aber ist", fragte er sodann rhetorisch, &bdquo;wenn jemand auf einer CT besteht und der Patient währenddessen stirbt?" Im vorliegenden Fall habe, so der Gutachter, ein &bdquo;enormes Risiko" bestanden, &bdquo;dass der Patient unter der OP stirbt: Es ist eine schlichte Abwägungsentscheidung, für die dem Arzt kein langer Zeitraum zur Verfügung steht." Während des Eingriffs stellten die Lübbecker Ärzte fest, dass nicht die Milz Quelle der lebensgefährlichen Blutungen war – diese befanden sich vielmehr etwas oberhalb des Organs. Operateuren blieb nichts anderes übrig Dennoch blieb den Operateuren nun nichts anderes mehr übrig als die Milz zu entfernen – war diese bei dem Eingriff doch tatsächlich beschädigt worden. Doch auch dies war nicht auf einen Fehler der Ärzte zurückzuführen: Der Patient hatte vor längerer Zeit eine Darm-OP gehabt, die zu Verwachsungen geführt hatte. &bdquo;Bei einer Folge-OP verletzt man die Milz dann beinahe unweigerlich", führte Ulrich Eickhoff in seinem Gutachten aus. Die Kammer unter dem Vorsitz von Richter Matthias Windmann folgte der Einschätzung des Sachverständigen und wies die Klage ab.

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