Anwohner in Lübbecke wehren sich gegen Raser vor ihrer Haustür

Lübbecke. Friedrich Ober-Hongsermeier ist gebürtiger Obermehner. Seit 2009 wohnt der Rentner wieder in dem Ortsteil zwischen Wiehengebirge und B 65. In letzter Zeit habe sich die Situation an der Bergstraße "zugespitzt", sagt er. Am Wochenende seien es vor allem Motorradfahrer: "Das hält sich aber in Grenzen." Schlimmer seien Autofahrer. "Um 6 Uhr morgens geht das los mit den Berufspendlern." Die und viele andere fahren seinen Beobachtungen zufolge zu schnell. Auch innerorts, wo er wohnt. Es sei schon mehrmals vorgekommen, dass er geblinkt habe und auf sein Grundstück fahren wollte. "Trotzdem wurde ich überholt." Am meisten Sorgen machen ihm aber die Schulkinder an den Bushaltestellen. Es sei zwar oft ein Erwachsener dabei. "Aber so viele Kinder kann man nicht beaufsichtigen." Wenn dann ein Raser unterwegs sei ... »Seitdem ist nichts mehr passiert« Mit der Polizei Lübbecke hat Ober-Hongsermeier sich in Verbindung gesetzt. Eine Geschwindigkeitsmessung wäre schon möglich, sonst könne man aber nichts machen, gibt er den Gesprächsinhalt zusammengefasst wieder. Das war ihm zu vage - er wandte sich an die NW. So wie Friedrich Ober-Hongsermeier geht es auch Katrin Brangewitz, Volker Fortenbacher und anderen Anwohnern der Steinbeke, Ecke Virchowstraße - nur schlimmer. Nach dem ersten Kontakt zu einem örtlichen Politiker wandten die Mieter des Vierparteien-Neubaus sich an die Polizei Lübbecke. Die verwies an die Stadtverwaltung, die an die Stadtverwaltung Minden und die an die Bußgeldstelle des Kreises - so schildern es die Anwohner. "Eine Messstation, eine Platte und ein weißer Kasten, wurde im Juni für vier Tage direkt am Ortsschild aufgestellt", berichten die Mieter: "Seitdem ist nichts mehr passiert." »Die fahren hier Tag und Nacht mit Vollgas« "Wir wissen nicht, wie man weiter vorgehen kann" - mit diesem Hilferuf wandten Brangewitzund Fortenbacher sich stellvertretend für alle Bewohner der Steinbeke 1 an die NW. Ihr Problem: "Die fahren hier Tag und Nacht ab Aral mit Vollgas hoch, man fühlt sich wie an einer Rennstrecke." Das Ortsausgangsschild sei paar Meter versetzt worden Richtung Krankenhaus: "Das war es." Geändert habe das nichts: "Nicht mal der Notarzt fährt so schnell wie die Privatfahrzeuge." Auch eine andere Erfahrung Ober-Hongsermeiers haben sie schon mehrfach gemacht: "Wenn wir von Aral kommen, müssen wir links in dieSteinbeke abbiegen. Es kommt nicht selten vor, dass uns welche links überholen wollen oder dies auch tun, weil wir mit 50 km/h zu langsam sind. Wahrscheinlich muss uns erst einer reinfahren oder ein Fußgänger oder Fahrradfahrerüberfahren werden." 80 Dezibel mit dem Handy gemessen Dazu soll es nicht kommen. Nachdem die NW sich mit der Kreispolizei in Verbindung gesetzt hatte, erschien noch am gleichen Tag der Lübbecker Bezirksbeamte Carsten TappeTappe vor Ort und sprach mit den Anwohnern. Sie schilderten ihm alle Beobachtungen: Unter anderem den Lärm, den die rasenden Pkw, aber auch Lkw verursachen. Gemesssen haben die Anwohner mit dem Handy 80 Dezibel, deutlich mehr als zulässig. Die Folge: "Die Dachterrasse können wir eigentlich nicht nutzen. Man kann sich nicht vernünftig unterhalten." Als größte Sorge beschreiben die Anlieger, dass die Schulkinder von der Steinbeke aus die Virchowstraße überqueren müssen, weil es nur einen Rad- und Fußweg gibt. Und der befindet sich auf der gegenüberleigenden Seite. "Für junge Familien, die hier bauen, wäre ein Zebrastreifen gut", sagt eine der Anwohnerinnen. Durchgehend Tempo 50 bis zum Krankenhaus und mehr Kontrollen sind weitere Wünsche der Anwohner. Die Bergstraße ist im Überwachungsplan Carsten Tappeverspricht, sich einzusetzen: Bei der nächsten Verkehrsbesprechung im August, für eine Geschwindigkeitsmessung und für das Anbringen eines LED-Displays mit Verkehrs-Smiley, vergleichbar dem an der Weingartenstraße. Für Friedrich Ober-Hongsermeier hat Kreispolizei-Sprecher Thomas Bensch eine gute Nachricht: "Laut unseres Verkehrsdienstes ist die Bergstraße im Überwachungsplan", auch die Lübbecker Polizei sei dabei. Kreis-Sprecherin Janine Küchhold steuert auch etwas bei: "Die Bußgeldstelle des Kreises nimmt den Hinweis zum Anlass, eine Statistikmessung durch die Stadt Lübbecke zu veranlassen. Sollte sich bestätigen, dass ein überwiegender Teil der Verkehrsteilnehmer die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der K 60 in Höhe Haus Nummer 99 überschreitet, würde eine Messstelle für den kreiseigenen Radarwagen eingerichtet."

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