Diebe bestehlen immer wieder die gleichen Familien in Gehlenbeck

Lübbecke. Sie kommen in der Nacht. Meistens gegen drei Uhr. Still und heimlich treiben sie sich in den Gärten herum und nehmen alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist. Dabei ist es nebensächlich, wie groß das Diebesgut ist. Mal ist es ein Tretroller für Kinder, mal ein Rasentrimmer oder sogar mal ein Trampolin mit einem Durchmesser von drei Metern. Wie die Diebe es geschafft haben, das Trampolin unbemerkt abzubauen und damit zu verschwinden, ist den Familien im Neubaugebiet "Am alten Speicher" immer noch ein Rätsel. Vor etwa zwei Jahren wurde das Baugebiet in Gehlenbeck eröffnet. Mittlerweile haben sich dort zwölf Familien angesiedelt. Zehn dieser Familien wurden bereits mehrfach bestohlen. "Die Gegenstände, die uns gestohlen wurden, haben einen Gesamtwert von etwa 4.000 Euro", schätzt Lori Wolf. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer vierjährigen Tochter zog die 28-Jährige vor etwa einem Jahr in das neu gebaute Einfamilienhaus. Wie kann man unbemerkt ein drei Meter breites Trampolin stehlen? Während der Bauphase hatten Unbekannte ihren Baucontainer aufgebrochen und "alles bis auf die Regale" mitgenommen. Ihr Mann erstattete Anzeige gegen Unbekannt, aber der Fall wurde bis heute nicht aufgeklärt. "Da wir mit dem Bau vorankommen wollten, konnten wir nicht warten und mussten uns die ganzen Geräte und Werkzeuge wieder neu kaufen", sagt Wolf. Dann kam der Einzug. Lange hörten sie nur von den Nachbarn, dass wieder einmal etwas abhanden gekommen war - bis vor wenigen Tagen. Als die vierjährige Tochter am Sonntagmorgen, 7. Juni, in den Garten gehen und auf dem neu aufgebauten Trampolin springen wollte, war das drei Meter breite Spielgerät weg. "Die Kleine hat tagelang geweint. Wie soll man denn einer Vierjährigen erklären, dass sich hier so böse Menschen herumtreiben, die ihre liebsten Sachen wegnehmen?", fragt sich die Mutter. Auch hier wurde eine Anzeige geschaltet. Warum ausgerechnet Kinderspielzeug? Gegenüber, bei der Familie Lasarenko, dasselbe Spiel. "Die Täter müssten mittlerweile gut mit Kinderspielzeug ausgestattet sein", sagt die dreifache Mutter. "Zusammen mit dem, was sie unseren Kindern gestohlen haben, müssten sie jetzt eine blaue Rutsche, ein blaues Laufrad, einen grün-gelben Trettraktor, ein rosafarbenes Lillifee-Fahrrad und natürlich das Trampolin haben." Eine Säge und ein Rasentrimmer wurden ebenso aus dem Garten entwendet. "Das kann man ja noch ein wenig verstehen. Für das Werkzeug bekommen die Täter vielleicht noch gutes Geld, aber warum müssen sie den Kindern ihr Spielzeug wegnehmen?" fragen sich die Eltern. Bei der Familie Grotefeld, die im August ins Haus daneben einziehen möchte, gingen die dreisten Diebe noch einen Schritt weiter und drangen ins Haus ein. Durch ein Fenster, welches auf Kipp stand, gelangten sie in der Nacht in das noch unbewohnte Haus und nahmen einen Akkuschrauber, Kompressor und die Werkzeugkiste mit. "Das haben die nur gemacht, weil sie wussten, dass das Haus noch unbewohnt ist", sagt Christoph Grotefeld. Nachdem er die Fußspuren der Diebe entdeckt hatte, die durch den Garten zu dem Fußgängerweg am historischen Speicher entlang liefen, rief er die Polizei. Die Diebe kommen normalerweise nicht ins Haus Angst, dass die Diebe nachts in sein Haus kommen und ihn überwältigen, die hat der zukünftige Nachbar Roman Lasarenko nicht. Dennoch schläft er nicht gut und fährt sofort hoch, wenn er draußen ein Geräusch wahrnimmt. "Wir wissen nicht mehr weiter", sagt Ehefrau Viktoria Lasarenko. In ihrer Verzweiflung und Wut hat sie, neben der Anzeige bei der Polizei, einen Aufruf über die Sozialen Medien gestartet und sogar den Bürgermeister angeschrieben. "Da es sich hier um Diebstähle, also Straftaten, handelt, ist es Aufgabe der Polizei, die Dinge aufzuklären und die Täter zu ermitteln. Dabei sind der Stadt als Ordnungsbehörde leider die Hände gebunden", lautete die schriftliche Antwort von Frank Haberbosch. Die Polizei sieht keinen Zusammenhang zwischen den Diebstahlsdelikten Die Polizei jedoch sagt auf Anfrage von nw.de, dass sie auf die Hilfe der Nachbarn angewiesen ist. Solange sie keine genauen Hinweise erhält, wie beispielsweise eine Personen- oder Fahrzeugbeschreibung, kann sie bei der Ermittlungsarbeit erst einmal nichts weiter tun. Außerdem seien rund um die Uhr Streifenwagen in Lübbecke unterwegs - auch wenn die Wache vor Ort nicht mehr besetzt ist. Mit rund 150 täglichen Einsätzen im Kreisgebiet seien die Beamten "gut ausgelastet", so der Pressesprecher Ralf Steinmeyer. Entgegen den Spekulationen der betroffenen Familien sieht er keinen Zusammenhang zwischen den Werkzeugdiebstählen aus den Containern während der Bauphase und den aktuellen Spielzeugdiebstählen. Nach seiner Recherche zähle er fünf Anzeigen in zwei Jahren, deshalb sei gerade der Werkzeugdiebstahl kein spezielles Phänomen des Neubaugebiets "Am alten Speicher". Dass die Nachbarn selbst auf der Lauer liegen müssen, kann nicht die Lösung sein Den Familien könne er nur empfehlen, ihre Augen und Ohren offen zu halten und sofort die 110 zu wählen, wenn ihnen etwas verdächtig vorkommt. Auf keinen Fall sollten sie die Verdächtigen ansprechen, denn dann würden diese sofort flüchten. Zudem sollte jeder sein Hab und Gut entsprechend sichern. Dazu würden einige der Familien demnächst auch vom Kommissariat Vorbeugung beraten, so Steinmeyer. Weiterhin hat sich der Bezirksbeamte Dirk Niemeyer dazu bereit erklärt, sich vor Ort ein Bild zu machen. "Einer unserer Nachbarn, bei dem bereits drei Mal etwas gestohlen worden ist, liegt schon jede Nacht auf der Lauer", sagt Viktoria Lasarenko. "Aber wir haben uns hier nicht für viel Geld etwas aufgebaut, um dann drei Meter hohe Zäune aufzustellen oder in ständiger Angst leben zu müssen, dass uns etwas weggenommen wird. Es muss doch eine andere Lösung geben."

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