Wie das Ausgehen mit Abstand und Mundschutz funktioniert

Lübbecke. Vor der Corona-Krise war Ausgehen für mich die normalste Sache der Welt. Mindestens einmal in der Woche traf ich mich mit einer Freundin in einem Café, Restaurant oder auch Biergarten. Das war meine Auszeit vom Alltag, vom Arbeits-und Familienleben - ein wenig Luxus, den ich irgendwann als Selbstverständlichkeit betrachtete. Als das Kontaktverbot kam, wurden die Treffen weniger, als die Gastronomien schließen mussten, telefonierten wir nur noch. Es war aber nicht dasselbe. Umso glücklicher war ich, als es hieß, dass in der zweiten Lockerungsphase auch die Restaurants in NRW ab dem 11. Mai wieder öffnen durften. Reservieren wird empfohlen Der Freitag nach der Arbeit sollte es dann werden. Auch wenn wir nur vor hatten, etwas trinken zu gehen, ging ich kein Risiko ein und reservierte einen Tisch für zwei im Bürgerpark Schäppchen. Gut, dass ich es gemacht hatte, denn sonst wären wir wohl wieder weggeschickt worden. Wie ich später von Serviceleiterin Denise Dettmer erfahren sollte, waren an diesem Abend bereits alle zur Verfügung stehenden Plätze besetzt gewesen. Unser Tisch war auf 19 Uhr reserviert. Es war ein milder Abend. Dennoch war ebenso wie in der Innenstadt auch draußen vor dem Schäppchen gar nichts los. Auf dem Boden vor dem Eingang waren Abstands-Aufkleber aufgeklebt. Ich schaute mich noch einmal um, um mich zu vergewissern, dass ich auch den Abstand einhalte - Nein, alles gut! Bis auf uns beide war meilenweit niemand zu sehen. 60 Gäste sind das Maximum Die Eingangstür stand offen. Zwei Schilder vor der Tür erklärten, was die Gäste derzeit alles beachten müssen: Unter anderem sollte jeder Gast - bis er am Tisch sitze - eine Nasen-Mund-Bedeckung tragen, vor dem Hineingehen sich am Desinfektionsmittelspender die Hände desinfizieren und vor der Tür warten, bis eine Servicekraft ihn zu seinem Tisch führt. Denise Dettmer brachte uns zwei an einen Tisch für sechs Personen. Auf den ersten Blick schien nicht viel los zu sein. "Dadurch, dass wir nur jeden zweiten Tisch besetzen dürfen, haben wir heute das Maximum erreicht. Das bedeutet etwa 60 Gäste heute Abend", so die Serviceleitung. Aber sie war ganz froh darüber, dass es nun wenigstens am Wochenende ganz gut lief. In der Woche, so Dettmer weiter, seien die Gäste noch sehr zurückhaltend. Aber die Stammgäste hatten gleich Anfang der Woche angerufen und einen Tisch reserviert. "Viele sind richtig froh, endlich mal wieder zu uns kommen zu können. Sie freuen sich richtig, uns zu sehen." Was ist mit dem Datenschutz? Die Situation sei auch für ihr Service-Team sehr belastend. Alle würden sich freuen, dass sie wieder arbeiten dürfen, aber auch sie müssen sich erst an alles gewöhnen - wie beispielsweise an den Mundschutz oder das Dokumentieren jedes einzelnen Arbeitsschrittes. So müsse ein Tablett nach jedem Serviervorgang desinfiziert werden. Als wir am Tisch saßen, brachte uns die Kellnerin die Getränkekarte und die Adressenliste. Sie hielt Abstand. Als ich meine Telefonnummer notieren musste, überlegte ich doch erst zweimal, ob ich die echte aufschreibe. Aber der Datenschutz ist aktuell weniger relevant. Hier zählt die Eigenverantwortung der Gäste, so Dettmar, das Personal müsse nicht kontrollieren, ob die Angaben korrekt seien. Bis jetzt hätte es noch keine Vorfälle gegeben, in denen sich Gäste vorsätzlich nicht an die Vorschriften gehalten hätten, sagt Dettmer. Ein oder zwei Mal an dem Abend konnte ich beobachten, wie Gäste durch den Eingang wieder heraus gehen wollten und die Servicekraft erklären musste, dass sie doch bitte durch den Ausgang gehen sollten oder dass der Mundschutz nicht aufgesetzt wurde, sobald man sich vom Tisch weg bewegte. Es war aber zu sehen, dass das nicht mit böser Absicht geschah, sondern einfach, weil die Gäste das ganze Drumherum für einen Moment vergessen konnten - so wie ich auch. Auch wenn das Ausgehen durch die ganzen Maßnahmen ein wenig an Leichtigkeit verliert, war es dennoch schön, wieder ein Stück Normalität spüren zu können.

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