So sollen Weihnachtsbäume im Lübbecker Land grüner und fairer werden

Lübbecker Land. Weihnachten ohne Christbaum ist für die Mehrheit der Deutschen undenkbar. Jedes Jahr im Dezember werden mehr als 20 Millionen Tannen und Fichten verkauft, die hübsch geschmückt für Heimeligkeit sorgen. Die allermeisten Bäume stammen von Plantagen und in Monokulturen ist der Einsatz von Pestiziden - auch des umstrittenen Totalherbizids Glyphosat - die Regel, wie der Umweltverband BUND nachgewiesen hat. Rund 10.000 Nadelbäume verkauft in der Weihnachtszeit Hof Siebe aus Blasheim. An die Bäume kommt kein Glyphosat mehr. Mit Blick auf die künftigen Generationen habe bei ihm ein Umdenken stattgefunden, sagt Bernd Siebe (50). Seit 1993 werden auf dem Hof Siebe, Eikeler Straße 40 in Blasheim, Nordmanntannen angepflanzt. Mit 15.000 Bäumen auf einer 1,5 Hektar großen Anbaufläche fing alles an. Sechs Jahre später konnten die ersten Bäume geschlagen und verkauft werden. Doch 15 Jahre mussten ins Land gehen, bevor das Geschäft mit den Weihnachtsbäumen rentabel wurde. Die Bäume brauchen rund zehn Jahre bis sie die richtige Größe haben Heute baut Bernd Siebe Nordmanntannen sowie Rot- und Blaufichten auf einer Fläche von 80 Hektar im Blasheim an, ein Feld liegt in Niedersachsen. Auf dem sogenannten "Babyfeld" werden die nur zehn Zentimeter großen Bäumchen gepflanzt und nach zwei Jahren umgesetzt. Rund zehn Jahre bleiben die Bäume stehen bis sie die nötige Größe haben. Verkauft werden sie ab Hof - auch zum selber schlagen - oder an den 22 Ständen bis in den Raum Bielefeld und Osnabrück hinein. 55 Mitarbeiter hat Hof Siebe dafür in der Vorweihnachtszeit im Einsatz. Der Standardbaum, der am häufigsten gekauft wird, ist zwischen 1,80 Meter und 2,20 Meter hoch. Doch auch Sondergrößen um die sechs Meter werden nachgefragt, zumeist von Firmen, die damit ihr Außengelände oder eine Ausstellungshalle schmücken möchten. "Wir haben eine Verantwortung für die Nachkommen." Bis vor eineinhalb Jahren hat auch Bernd Siebe Glyphosat auf seinen Anbauflächen zum Einsatz gebracht, "so wie wohl die meisten Landwirte, die konventionellen Anbau betreiben." Doch die Diskussion in der Gesellschaft um den Einsatz von Chemie und die Bewirtschaftungsweisen in der konventionellen Landwirtschaft, habe ihn zum Nachdenken gebracht. "Wenn Glyphosat wirklich giftig ist, dann will ich es hier im Leben nicht haben", sagt Siebe. "Wir haben eine Verantwortung für die Nachkommen." Auch den Einsatz anderer Pflanzenschutzmittel hat er daher auf ein Minimum reduziert. Seit fünf Jahren setzt er gegen Disteln, Brennessel und Ackerschachtelhalm Untersaaten wie Weißklee und Rotschwingel ein. Und als Alternative zur Chemie wird jetzt häufiger mechanisch gemulcht. "Das sind wesentlich mehr Arbeitsstunden, aber das ist es mir wert", so der Landwirt. Ob sich die Mehrarbeit auf den Preis niederschlägt? Siebe verneint. "Das gibt die Marktlage nicht her." Der aktuelle Meterpreis für eine Nordmanntanne liegt bei 16 Euro. Tipps für den perfekten Baum Hof Siebe legt Wert auf Nachhaltigkeit. "Für jeden Baum, den wir schlagen, pflanzen wir zwei neue." Bäume, die zu breit und aus der Form geraten sind, werden zu Tannengrün für Gestecke verarbeitet. Der Fachmann hat auch Tipps parat, wie der Kunde einen frischen Baum erkennt. Die Nadeln müssen glänzen und der Baum sollte schwer sein. Leichten Bäumen fehle es an Feuchtigkeit. Damit der Baum auch bis Weihnachten schönt bleibt, sollte er in kühler Umgebung im Wasser stehen und am Stammende noch einmal vorhergeschnitten werden. Bevor er dann ins warme Wohnzimmer einzieht sollte sich der Baum am besten langsam akklimatisieren. Am 23. Dezember schließt Hof Siebe traditionell die Verkaufsstände. Wer ganz spät dran ist, könne aber auch an Heiligabend bis 12 Uhr noch einen Baum direkt ab Hof ergattern. Auch Hof Oevermann verzichtet weitestgehend auf Chemie Auch auch dem Hof Oevermann in Hüllhorst-Oberbauerschaft gibt es noch am 24. Dezember die Möglichkeit einen Tannenbaum zu kaufen. "An dem Tag hören wir immer die lustigsten Geschichten", sagt Junior-Chef Michel Oevermann. "Als zum Beispiel keine passende Tanne mehr da war, wurden kurzerhand zwei gekauft, um von der einen den oberen und von der anderen den unteren Teil zusammenzusetzen." Seit drei Jahren verwendet der Junior-Chef keine Herbizide mehr. Gegen das Unkraut setze er ähnlich wie Siebe einen Spezialpflug ein. "Das ist zwar mehr Aufwand, aber bei einer vier Hektar großen Plantage noch zu schaffen", sagt Oevermann. Nur wenn ein Baum mal von Läusen befallen sei, dann werde vereinzelt mit Pestiziden dagegen angegangen, so der Junior-Chef. Vom 12. bis zum 23. Dezember stehen über tausend Bäume zum Verkauf bereit. Die Toom-Baumärkte aus dem Kreis Minden-Lübbecke betreiben einen fairen Weihnachtsbaumverkauf Die Baumärkte setzen auf den fairen Verkauf: Um auf die schlechten Arbeitsbedingungen der Zapfenernte im Kaukasus aufmerksam zu machen, verkaufen die Toom-Märkte im Kreis Minden-Lübbecke die Weihnachtsbäume aus fairer Ernte. Ein Teil der Einnahmen gehe, laut Espelkamps Baumarktleiter Jörg Zurheide, zurück in die wirtschaftlich schwach entwickelte Region aus der die Baumsamen stammen.

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