So wollen Lübbecker Einzelhändler in Zukunft um ihre Kunden kämpfen

Lübbecke. &bdquo;Es wird Gewinner und Verlierer unter den Städten geben, unabhängig von ihrer Größe." Davon sind vier Geschäftsleute überzeugt, die sich – stellvertretend für viele andere – kritisch mit der Entwicklung des Einzelhandels in Lübbecke beschäftigen und jetzt einige Ideen und Anregungen vorgestellt haben: Brigitte Wischnewski (Schuhhaus Meyer), Karin Weymann (Schmuck und Uhren), Stefan Gote (Etog-Moden) und Thomas Schuster (Schusters Apotheken). Während die öffentliche Diskussion in der Stadt sich seit Wochen mehr oder weniger nur noch um das geplante Einkaufszentrum &bdquo;Westertor" und die Verlegung des Busbahnhofs dreht, sei der Einzelhandel &bdquo;nie abgefragt" worden, berichten die vier übereinstimmend. Die Einzelhändler denken deutlich weiter, denn sie wollen verhindern, dass das Kundeninteresse weiter nachlässt. Positiv formuliert: Sie möchten, dass die Innenstadt attraktiver wird, dass sie ein Flair bekommt. &bdquo;Die Kunden sollen sich in Lübbecke wohl fühlen, sich für die Stadt begeistern", sagt Wischnewski und nennt Beispiele. Online-Handel als große Herausforderung Die Innenstadtentwicklung in Bad Oeynhausen findet Wischnewski &bdquo;bedenklich". So weit dürfe es in Lübbecke nicht kommen: &bdquo;Da müssen wir am Ball bleiben." Konkret heißt das: Rat und Verwaltung beispielsweise sollen den Einzelhandel &bdquo;in ihre Überlegungen einbeziehen" und vor Entscheidungen &bdquo;mit großer Sorgfalt in die Zukunft schauen". Ganz anders als Bad Oeynhausen sieht Brigitte Wischnewski Herford. Bürgermeister Tim Kähler, schwärmt sie, sei sehr inspiriert, geradezu &bdquo;mitreißend", ein Verwaltungs-Chef voller &bdquo;sprudelnder Ideen". Die seien auch notwendig, denn &bdquo;der Handel hat sich in den vergangenen fünf, zehn Jahren mehr gewandelt als in den 50 Jahren zuvor". Für Stefan Gote lautet die Herausforderung deshalb: &bdquo;Wir müssen uns neu erfinden." Als große Herausforderung, betonen alle vier, betrachten sie die heutigen Umsätze, die sich zu 80 Prozent auf stationären Verkauf und zu 20 Prozent auf den Online-Handel verteilen. Bei Textilien und Elektronik liege der Online-Anteil sogar schon bei 30 Prozent. Wischnewski und Schuster sind im Internet bereits aktiv, Gote und Weymann noch nicht. &bdquo;Internetangebote", begründet Schuster sein digitales Engagement, &bdquo;ziehen auch Kunden in die Stadt". Jedenfalls dann, wenn sie ihre online bestellten Artikel im Geschäft abholten. Und dann komme noch die Beratung dazu, ergänzen Gote und Weymann. Marktplatz einladend wie ein Parkplatz am Krankenhaus Digitalisierung sei aber nur ein Aspekt, sagt Thomas Schuster und spricht Punkte an, in denen die vier sich einig sind: &bdquo;Es geht auch um Bäume und um Gastronomie." Vereinfacht gesagt hoffen die Einzelhändler auf mehr Grün in der Innenstadt als die Blumenkübel, die sie selbst vor ihre Geschäfte stellen. Die Sitzbänke, die aus Angst vor Vandalismus aus Metall bestehen, fallen bei den Geschäftsleuten durch. Ebenso der neu gepflasterte Marktplatz. Der ist für Schuster &bdquo;so einladend wie ein Krankenhaus-Parkplatz". Auch mehr Wasser in der Stadt nach dem Vorbild der Stadt Kiel sei wünschenswert, ebenso Sitzgruppen und Spielgeräte für Kinder. Dazu mehr Wohnungen im Zentrum und eine Gastronomie, die auch abends nach Geschäftsschluss die Innenstadt belebt, zählt für die Einzelhändler zur Aufenthaltsqualität. Nicht zuletzt für Kunden von außerhalb, die etwa die Hälfte aller Kunden ausmachen, die in Lübbecke einkaufen, sagt Wischnewski. Hintergrund ist ein Rückgang an Kunden. So berichtet Apotheker Schuster &bdquo;von 20 Prozent weniger Kundenfrequenz, wenn ich durch das Fenster sehe". Dagegen wollen die vier etwas tun – auch mit Blick auf zwei Gebäude in der Langen Straße: das ehemalige Kaufhaus Deerberg und das Gerlach-Gelände. Parkmöglichkeiten als wesentlicher Punkt, um die Stadt nach vorne zu bringen Relativ ausführlich gehen Wischnewski, Weymann, Gote und Schuster auf die zumindest abends fehlende Busanbindung der Stadt ein, etwa nach Espelkamp und Pr. Oldendorf. Das sei nicht zuletzt für Auszubildende ein Problem, die sich noch kein eigenen Auto leisten könnten. Zudem ließen die &bdquo;Sicherheit und Sauberkeit in den Parkhäusern" sehr zu wünschen übrig. Als Frau fühle sie sich abends unwohl im Parkhaus Ost, so Weymann, was Gote für seine Mitarbeiterinnen bestätigt. Dabei seien Parkmöglichkeiten in Lübbecke ein wesentlicher Punkt, um die Stadt nach vorne zu bringen. Höchstens 150 bis 300 Meter dürften die entfernt sein, sagt Wischnewski, die etwa Parkplätze an der Grundschule Im Kleinen Feld für &bdquo;nicht ideal" hält. Wischnewski, Weymann, Schuster und Grote wollen nicht falsch verstanden werden. Sie halten Lübbecke für ein &bdquo;Kleinod" mit einem Warenangebot, das fast so gut sei wie das einer Großstadt. Aber sie fürchten um Lübbeckes Status als Mittelzentrum und appellieren an alle Einzelhändler, Vermieter, Rat und Verwaltung, sich im Interesse der Stadt zusammenzusetzen: &bdquo;Am besten unter Führung eines Vertreters des Rathauses."

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