Lübbecker Land. Schlecht gesicherte Ladung oder übermüdete Fahrer – die Folgen sind oft schwere Unfälle mit Lastkraftwagen auf Autobahnen oder Bundesstraßen. Im Jahr 2018 gab es bundesweit 28.631 Lkw-Unfälle mit schweren Folgen. Dabei kamen 762 Menschen zu Tode. Um die Trucker zu sensibilisieren, gab es am Donnerstag eine deutschlandweite Sonderkontrolle unter dem Motto „sicher.mobil.leben – Brummis im Blick", die auch im Kreis Minden-Lübbecke durchgeführt wurde.
Von morgens bis zum Mittag kontrollierte die Polizei schwerpunktmäßig den Güterverkehr an der Königsmühle in Eilhausen an der B 65. 37 Lkw, sieben Kleinbusse sowie 15 weitere Fahrzeuge wurden gestoppt. 32 Mal hatten die Beamten Grund zur Beanstandung.
Unterstützung gab es vom Zoll, dem Straßenverkehrsamt Minden und der Dekra. „Diese Kontrollen sind sehr anspruchsvoll, weil wir rundum alle verkehrsrechtlichen Vorschriften überprüfen müssen", erklärt Einsatzleiter Oliver Brock. Immerhin würden 70 Prozent aller Güter mit Lkw transportiert. Die Polizei achtete auf die Verkehrssicherheit von Fahrzeug und Fahrer, die Dekra kontrollierte die Verkehrstauglichkeit der Fahrzeuge und der Zoll die Beschäftigungsverhältnisse der Fahrer.
Geldstrafe wegen "Bauernglatteis" verhängt

Gleich zu Beginn der Kontrolle gegen 8 Uhr fiel den Beamten ein Lastwagen eines Malerbetriebes auf. Nach kurzer Sichtung stellte Polizeihauptkommissar Brock fest: „Es war überhaupt nichts gesichert, eine elektrische Ameise muss bei jeder Bremsung durch den Laderaum gerollt sein." Diesem Fahrzeug wurde die Weiterfahrt erst einmal verwehrt.
Das Augenmerk legten die Beamten auch auf Traktoren. Besonders jetzt zur Erntezeit lasten durchaus 30 Tonnen, also das Gewicht eines normalen Lkw, auf zwei Hängern. „Wenn eine Bremse defekt ist, landen sie mit Glück im Graben, mit Pech im Gegenverkehr", so Brock.

Polizeioberkommissarin Astrid Poos aus Minden verordnete einem Landwirt eine Ordnungsstrafe wegen Verschmutzung des Fahrzeugs. Sollten sich Erdteile vom Traktor lösen, könnte die Fahrbahn verschmutzt und somit rutschig werden, auch „Bauernglatteis" genannt. 25 Euro musste der Bauer zahlen.
Außerdem stellten die Beamten bei der Überprüfung des Traktors aufgescheuerte Hydraulikleitungen sowie eine abgelaufene TÜV-Plakette fest. Da er aber nachweislich auf dem Weg zum TÜV war, gab es keine Konsequenzen.
Auf dem Weg zum TÜV
Sven Knollmann, Prüfingenieur von der Dekra, kontrollierte während des Einsatzes die technischen Teile des Traktors wie Reifen, Bremsen und Beleuchtung, den allgemeinen Zustand und eventuelle Rangierschäden.
Auch auf vermeintliche Kleinigkeiten achtete Knollmann. Bei einem Lkw war der Luftdruck eines Reifens der Zwillingsbereifung sehr niedrig, sodass die beiden Reifen fast zusammengestoßen wären. „Durch die Reibung der beiden Reifen könnte sich im schlimmsten Fall einer der Reifen entzünden", erklärte der Prüfingenieur. Gegen 11 Uhr nahmen die Beamten einen Kleintransporter ins Visier. Schnell stelle sich heraus: „Die Ladungssicherung ist gar nicht vorhanden", so Polizeihauptkommissar Ulrich Gerlach aus Minden. Die Kartons im Inneren lagen kreuz und quer durcheinander. Er stellte außerdem fest, dass der Fahrer keinen lückenlosen Arbeitszeitennachweis hatte und keine Bescheinigung über berücksichtigungsfähige Tage wie bei Krankheit, Urlaub oder Ladearbeiten.
Am Nachmittag zog die Polizei Zwischenbilanz: So dokumentierten die Beamten insgesamt 14 Mal eine nicht eingehaltene Ladungssicherung sowie 13 Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten.
Teuer wird die Kontrolle für einen in Rumänien lebenden Verkehrsteilnehmer, der gegen die Lenk- und Ruhezeiten verstieß. Er wird mit 850 Euro zur Kasse gebeten.
Ermittlungen wegen illegalem Aufenthalt eingeleitet
Gegen einen ukrainischen Lastwagenfahrer wird wegen eines Verstoßes gegen das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz sowie wegen Verdachts des illegalen Aufenthaltes ermittelt, sodass die Beamten den Pass sicherstellten.
Der Fahrer eines Kleintransporters wurde mit 300 Euro zur Kasse gebeten. Auf der Ladefläche des Fahrzeugs fanden die Einsatzkräfte einen nicht gesicherten Gefahrgutbehälter. Darüber hinaus bestand zweimal der Verdacht auf Schwarzarbeit, sodass die Zollfahnder Ermittlungsverfahren eröffneten. Die Kontrollen wurden noch bis in die Abendstunden an anderer Stelle fortgesetzt.
Das Ergebnis
- Bei der Aktion kontrollierten die Einsatzkräfte der hiesigen Kreispolizeibehörde zusammen mit dem Zoll, der Dekra Minden und dem Straßenverkehrsamt insgesamt 109 Fahrzeuge an der Mühle (B 65) in Eilhausen und am Parkplatz des Gasthauses Reddehase an der L 770 in Levern.
- Unter den Fahrzeugen befanden sich neben den insgesamt 69 Lkw auch 9 Busse und 31 weitere Kraftfahrzeuge. Dabei stellten die 25 Einsatzkräfte während des Einsatzes insgesamt 61 Verstöße fest.
- Als an einem Lkw während einer Überprüfung ein mit Luft gefüllter Gummi-Federbalg mit einem lauten Knall platzte, jagte dies allen Beteiligten einen großen Schrecken ein. Dadurch geriet das mit rund 30.000 Litern Gülle befüllte landwirtschaftliche Tankfahrzeug des 52-jährigen Fahrers in Schieflage, sodass der Radkasten auf dem Reifen auflag. In der Folge war das Gespann nicht mehr fahrbereit. Während der Anhänger abgeholt wurde, verblieb die Zugmaschine zunächst vor Ort, um repariert zu werden. Alle Anwesenden blieben glücklicherweise unverletzt.