Trockenheit des Sommers 2018 wirkt nach

Lübbecker Land. Bei Freibadfreunden und Sonnenanbetern sorgte der Supersommer 2018 für lachende Gesichter. Landwirte hingegen klagten über Ernteausfälle und überhaupt waren Hitze und mangelnder Regen für die Natur der blanke Stress. Einige Schäden werden erst jetzt im Frühjahr deutlich. LÜBBECKE "Für eine gesicherte Beurteilung, ob und wenn ja, in welchem Umfang Dürreschäden an Pflanzen entstanden sind, ist es noch zu früh", sagt der Leiter des Bereichs Grün und Umwelt der Stadt Lübbecke, Armin Feiler. Konkrete Aussagen könne er erst nach Abschluss des Laubaustriebs machen. Mit einem ersten Überblick rechnet Feiler etwa Mitte bis Ende Mai. Nach ersten Eindrücken sehe es zwar so aus, dass nur wenige direkte Schäden zu verzeichnen seien: "Inwieweit die trockenen Witterungsverläufe jedoch zu Langzeitschäden am Pflanzenbestand in Lübbecke führen, bleibt abzuwarten." Zur Vermeidung von Versorgungs-Schäden an Bäumen werden in Lübbecke bei Neupflanzungen im Siedlungsbereich - zum Beispiel am Marktplatz, in der Bäckerstraße, am Feuerwehrplatz und an der Hasenkampstraße - tiefgründige Baumscheiben mit Bewässerungs- und Belüftungshilfen hergestellt. Feiler: "Solche aufwendig gestalteten Pflanzgruben tragen entscheidend dazu bei, dass neu angepflanzte Bäume die kritische Anwachszeit auch bei anhaltender Trockenheit überstehen können." Zudem werde der langfristige Erhalt durch "gute Standortverhältnisse" gesichert. HÜLLHORST Die Gemeinde Hüllhorst ist im Großen und Ganzen ganz gut bei der Dürreperiode 2018 weggekommen. Vom 1. Juni bis 31. August fielen laut Meteorologe Friedrich Föst (Wettermanufaktur GmbH) nur etwa 30 Prozent der sonst üblichen Niederschlagsmengen im Lübbecker Land. Das brachte einige Wasserversorger an ihre Grenzen und in Hüllhorst wurde zeitweise wegen der Knappheit zum Wassersparen aufgerufen. Deshalb hielt sich der Bauhof unter Leitung von Jörg Hoffmeister auch mit dem Bewässern von öffentlichem Grün zurück. Eine Ausnahme bildeten die etwa zehn neu angepflanzten und schon recht großen Bäume auf dem Beendorfer Friedhof. "Die hätten wir aber so oder so wässern müssen", sagt Jörg Hoffmeister. Mit Ausnahme von zwei oder drei Straßenbäumen in Bröderhausen, die eingegangen seien, sowie einigen verdorrten Sträuchern und Rhododendren seien die Trockenschäden nicht so gewaltig. Überall hätten die Bäume gelitten, aber es würden sich bei den routinemäßigen Kontrollen zumindest bislang wenige außergewöhnliche Schäden zeigen. "Wir hatten Glück." Und die wenigen "Trockenschäden", wie ein großer Ahorn in Oberbauerschaft am Wiehengebirgsweg, der einfach auseinanderbrach, seien schon vergangenes Jahr aufgefallen. Auch vereinzeltes verdorrtes Astwerk wurde beseitigt. PR. OLDENDORF "Wir mussten in unserem Kurpark in Bad Holzhausen das Wassertretbecken wochenweise schließen", sagt Touristikleiter Christian Streich. Es werde durch den Heddinghauser Bach gespeist und der habe bei der lang anhaltenden Trockenperiode teilweise kein Wasser mehr geführt. ESPELKAMP In der Stadt im Grünen hat die Dürre Spuren hinterlassen. Das bestätigen sowohl Heinrich-Wilhelm Engelking, er ist Vorarbeiter des Gartenbetriebs der Aufbaugemeinschaft, und Uwe Kahmeyer als städtischer Baubetriebshofleiter. Beide Serviceeinrichtungen sind für ihre jeweiligen Arbeitgeber im vergangenen Jahr im Dauereinsatz gewesen (die NW berichtete). Mit jeweils zwei Fahrzeugen haben sie während der harten Dürrezeiten täglich mehrere Stunden lang hektoliterweise Wasser verteilt. Allerdings wurden nur Neuanpflanzungen mit Wasser bedacht. Das waren bei der Aufbaugemeinschaft vor allem die neuen Staudenbeete in den renovierten Wohnquartieren und bei der Stadt die Kreisverkehre und Neuanpflanzungen. Mehr sei nicht möglich gewesen, hieß es seinerzeit. Und genau diese Bereiche haben den Trockenstress überstanden, wie sowohl Engelking als auch Kahmeyer gegenüber der NW betätigten. Engelking nennt vor allem Rhododendren sowie Lebensbäume und Buchsbaumhecken, die besonders von der Dürre betroffen waren. "Es sind Flachwurzler, die lange Zeit zu wenig oder gar keine Feuchtigkeit mehr beziehen konnten. Die sind wahrscheinlich für immer vertrocknet", so Engelking. Besonders schlimm seien Gebiete am Baltenweg betroffen. Auch wenn der ein oder andere Rhododendron wieder von unten grün nachwachse, werde es "keine richtige Pflanze mehr". Besonders stark betroffen seien auch Blau-Zypressen und einige Birken. "Das Schlimmste komme aber noch, wenn die Schäden an den Bäumen erst richtig dokumentiert worden seien. Das werde etwa Mitte Mai der Fall sein. "Es könnte sogar sein, dass große alte Buchen vertrocknet sind", so Engelking. Es sei die schlimmste Dürre seit 1959 gewesen, die Ausfallquote aller Aufbauflächen beziffert er auf insgesamt fünf Prozent. Der Boden habe sich dagegen "fast überall" wieder regeneriert. Beim Rasen seien große Flächen abgestorben, dies könne man bereits sehen. Hier gebe es Ausfälle von zehn bis 50 Prozent. Auch Uwe Kahmeyer kann die genauen Schäden noch nicht beziffern. An der Breslauer Straße seien Sträucher vertrocknet, ebenso auf den Kreisverkehren. Eine wertvolle Buchsbaumhecke am Ludwig-Steil-Hof habe es getroffen. Und auch am neu gestalteten Borås-Park habe es Dürre-Schäden gegeben. Hier sind es vor allem die großen Rhododendren, die teilweise meterhoch gewachsen waren. Bei den Bäumen seien die Baumkontrolleure noch unterwegs. Insbesondere Buchsbäume und Koniferen hätten die große Dürre schlecht überstanden. Neuanpflanzungen werde es erst wieder im Herbst geben, "wenn die feuchte Jahreszeit beginnt". Kahmeyer warnt vor dem Gießen. "Wenn man einmal damit angefangen hat, muss man am Ball bleiben. Man gewöhnt die Pflanzen daran, dass immer Wasser nachkommt, so dass sie keine Resistenz gegen Trockenheit entwickeln."

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