Urlaubsangebot im Lübbecker Land soll besser vermarktet werden

Lübbecker Land. Beim Blick auf die Karte des Kreises Minden-Lübbecke gibt es einen weißen Fleck. Jedenfalls auf einer Karte, auf der Oliver Gubela die touristische Vermarktung der Region überblicken kann. Gubela leitet in Minden das Amt für Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung. Und er würde den weißen Fleck gern ausfüllen mit einer "Tourismusgemeinschaft Minden-Lübbecker Land", so der Arbeitstitel. In der müssten sich die sechs Kommunen des Lübbecker Landes und Hille zusammenschließen. Ob es dazu kommt, ist fraglich. Natürlich sei das Kreisgebiet nicht vergleichbar mit dem Harz, der Ost- oder der Nordsee. Mit Blick auf die Übernachtungszahlen bezeichnet Gubela Minden-Lübbecke dennoch als "starken Tourismus-Kreis". Neben Bad Oeynhausen als Staatsbad und Minden mit seinen vielen Geschäftsreisenden sei vor allem Pr. Oldendorf mit seiner Gesundheitswirtschaft ein echter "Hotspot" - stehe aber mehr oder weniger für sich allein. Um das zu verstehen, hilft die Gubela-Karte weiter. Sie zeigt die prägenden Tourismusstrukturen im Kreisgebiet und in angrenzenden Regionen mit ihren eigenen Logos: "Naturpark Dümmer", "Mittelweser", "Terra Vita - Naturpark nördlicher Teutoburger Wald, Wiehengebirge, Osnabrücker Land", "Teutoburger Wald", "Weserbergland", "Touristikzentrum westliches Weserbergland", "Bad Oeynhausen" und "Minden Marketing". Eine Marke wie Teuto werde aber nicht von allen akzeptiert, die am Wiehen lebten, merkt Gubela an und strebt deshalb eine eigene Tourismusgemeinschaft für Hüllhorst, Lübbecke, Pr. Oldendorf, Espelkamp, Stemwede und Rahden an - plus Hille. "Dem Lübbecker Land und Hille fehlt eine Vermarktung", sagt Gubela. Dies sei allerdings nicht die Aufgabe des Kreises, der im Übrigen auch nicht als Tourismusveranstalter auftreten könne. So kam es mit den Bürgermeistern oder ihren Beauftragten im Sommer vergangenen Jahres zu einem Treffen mit Gubela, das er so in Erinnerung hat: "Die Meinung, einen Verein zu bilden war zustimmend." Inzwischen gibt es aber eindeutig kritische Stimmen, etwa aus Pr. Oldendorf. Vergangenen November wies Bürgermeister Marko Steiner auf Folgendes hin: In Lübbecke und Espelkamp konzentriere man sich auf die ansässigen Industriebetriebe, in den anderen Kommunen herrsche überwiegend Tagestourismus. Pr. Oldendorf dagegen sei auf Übernachtungstourismus mit gesundheitlicher Ausprägung ausgerichtet: "Keine andere Kommune verfügt in dem Bereich über ein vergleichbares Netzwerk und ähnliche personelle Strukturen wie wir." Zudem dürfte sich der geplante Verbund nur schwer ohne zusätzliche Kosten realisieren lassen. Steiner: "Da muss man uns erst von dem Mehrwert überzeugen. Das ist noch nicht passiert." Pr. Oldendorfs Touristikleiter Christian Streich setzte Anfang dieses Jahres nach: Die Stadt stehe mit ihrem Heilbad Bad Holzhausen und den beiden Luftkurorten Börninghausen und Pr. Oldendorf bundesweit sowie "in der Region im Wettbewerb". Den Ansatz, den Altkreis touristisch zu stärken, begrüße er zwar grundsätzlich. Ob es dafür jedoch eines neuen Vereins bedürfe, der zusätzliche Finanzmittel benötige, sei fraglich: "Pr. Oldendorf betreibt ein Bäder- und Gesundheitsmarketing und kann auch künftig hierauf nicht verzichten. Diese Arbeit wird uns eine neue Tourismuskooperation im Lübbecker Land nicht abnehmen. Also müssten wir wegen der unterschiedlichen touristischen Strukturen im Altkreis mehrgleisig fahren." Solchen Einwänden will Gubela entgegenwirken, zum Beispiel in einem extern begleiteten Workshop für die Tourismusverantwortlichen "noch vor Ostern". Dabei will er den Städten und Gemeinden im Lübbecker Land verdeutlichen, dass Tourismus ein bedeutender Wirtschaftsfaktor sei - nicht nur für Pr. Oldendorf. Dort hält er die Schaffung einer neuen Stelle für sinnvoll, von der aus die Tagestouristen dann "im Lübbecker Land verteilt" werden könnten. "Es geht darum", betont Gubela, "dass Reiseveranstalter und Tourismusbetriebe einen festen Ansprechpartner haben". Pr. Oldendorf würde "die anderen Kommunen mitziehen", ist er überzeugt. Den Kommunen werde durch die Gründung eines Vereins zudem "nichts weggenommen". Im Gegenteil: Die interkommunale Zusammenarbeit stärke das Standortmarketing und auch das Vertriebsgeschäft. "Grundsätzlich positiv" bewertet der Geschäftsführer von Lübbecke Marketing, Peter Schmüser, den Aufbau einer gemeinsamen touristischen Vermarktungsorganisation für das Lübbecker Land. An der konkreten Umsetzung müsse allerdings noch gearbeitet werden: "So muss zwischen den zu beteiligenden Partnern eine Verständigung auf gemeinsame Ziele und Aufgaben erfolgen, die durch eine Tourismusgemeinschaft bearbeitet werden sollen. Weiterhin ist abzustimmen, mit welchen Themen für die Region geworben werden soll." Für Lübbecke stehen Schmüser zufolge die Themen "Natur und Aktiv" mit Wandern, Radwandern, Großes Torfmoor mit Erlebniszentrum Moorhus, Wiehengebirge) sowie "Kulturhistorische Angebote" wie Barre?s Brauwelt, Altstadt, Stadtführungen, Dorfführungen Stockhausen, Gehrmker Hius mit Zigarrenarbeiterausstellung, Ausschnitt aus dem Angebot Herrenhäuser und Parks und Eilhauser Königsmühle mit Müllerhaus besonders im Blickpunkt. Schmüser: "Eine Kooperation ist dann erfolgversprechend, wenn sich möglichst alle Kommunen aus dem westlichen Mühlenkreis beteiligen." So sieht es auch Torsten Siemon, der die Stadt Espelkamp in dieser Angelegenheit vertritt. Vor dem Hintergrund geschätzter Personal- und Sachkosten von jährlich 100.000 Euro, während viele Kommunen sich gleichzeitig in Richtung Haushaltssicherung bewegten, fragt er: "Refinanziert sich das?" Zumal die Anlaufphase drei bis vier Jahre dauere und auch die Hoteliers gewonnen werden müssten. Zudem lassen die unterschiedlichen Einzelinteressen der Städte und Gemeinden ihn zweifeln. Hille etwa habe als einziges Produkt das Moor, und für Espelkamp sei der Imagefaktor entscheidend. Wenngleich für Oliver Gubela die Vorteile überwiegen, sagt er, die gemeinsame Vermarktung "muss vor Ort gewollt sein, aufgebaut und getragen werden". Bis zum Sommer müsse klar sein: "Geht es weiter oder nicht?"

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