Warum Hüllhorst keine offizielle „Fairtrade-Town“ mehr ist

Hüllhorst. &bdquo;Fairtrade-Town“ ist ein Zertifikat, das von einer anerkannten Fairtrade-Zertifizierungsstelle vergeben wird. &bdquo;Fairtrade-Towns“ fördern den fairen Handel auf kommunaler Ebene, sie gelten als Ergebnis einer erfolgreichen Vernetzung von Akteuren aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft. Der Verein Fairtrade Deutschland hat die Kampagne im Jahr 2009 ins Leben gerufen. Insgesamt gibt es laut der offiziellen Webseite 906 Fairtrade-Towns in ganz Deutschland. Im Mai 2017 hatte der Rat der Gemeinde Hüllhorst beschlossen, sich um den Titel zu bewerben und die Auszeichnung schließlich im Dezember 2018 erhalten. Der Titel &bdquo;Fairtrade Town“ wird jeweils für zwei Jahre vergeben. Heute, gut sechs Jahre später, sei klar, die Gemeinde Hüllhorst wird den Titel &bdquo;Fairtrade-Town“ nicht verlängern lassen, geht aus einer Pressemitteilung der Gemeinde hervor. &bdquo;So eine Zertifizierung ist sehr umfangreich. Aber: Wir finden nicht genügend Mitstreiterinnen und Mitstreiter“, wird Bürgermeister Michael Kasche dort zitiert. Auf Nachfrage der Neuen Westfälischen erklärt er: &bdquo;Ich hätte mir schon gewünscht, dass das weiter Bestand gehabt hätte.“ Die Resonanz, auch aus der Politik, sei über die Jahre leider immer weniger geworden. Eine politische Abstimmung habe nun ergeben, dass das Zertifikat nicht mehr weitergeführt werden sollte. Fünf Kriterien für die Auszeichnung Für die Auszeichnung zur &bdquo;Fairtrade-Town“ muss eine Kommune fünf Kriterien erfüllen, die das Engagement für den fairen Handel auf verschiedenen Ebenen betreffen. Dazu gehören zunächst ein Ratsbeschluss, dass die Bewerbung angestrebt wird, und die Bildung einer lokalen Steuerungsgruppe, die die Aktivitäten vor Ort koordiniert. In Geschäften und gastronomischen Betrieben sollen Produkte aus fairem Handel angeboten beziehungsweise ausgeschenkt werden. Auch bei kommunalen Veranstaltungen und Bewirtungsanlässen sollen fair gehandelte Produkte wie Kaffee oder Tee angeboten werden. Zudem sollen in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirche Fairtrade-Produkte verwendet und Bildungsaktivitäten durchgeführt werden. Durch Veröffentlichungen sollen die Aktivitäten begleitet werden. Nachdem die anfänglich große Steuerungsgruppe immer kleiner wurde, traten die verbleibenden Mitglieder in das &bdquo;Fair-Team“ des Vereins MITTeinander ein. Als Sprecherin der Steuerungsgruppe engagierte sich lange Zeit die Grünen-Politikerin Jutta Klare-Steinbrink, die auch die Initiatorin der Bewerbung für das Zertifikat war. Später übernahm Julia Bachmann, die zu dem Zeitpunkt als Klimaschutzmanagerin bei der Gemeinde Hüllhorst angestellt war. Inzwischen teile sich das Team diese Aufgabe, heißt es vom Verein. Verschiedene Fairtrade-Aktionen Mit großem Engagement stellten die Mitglieder in den vergangenen Jahren viele Projekte auf die Beine. So haben sich zum Beispiel Schülerinnen und Schüler mit dem Thema fairer Handel in Projektwochen auseinandergesetzt. Im Büro des Bürgermeisters und auch bei den Sitzungen der Fachbereichsleiter im Rathaus wurden nur noch fair gehandelter Tee oder Kaffee ausgeschenkt. Zudem organisierte das Fair-Team die &bdquo;Faire Woche“ mit eigenen Aktionen, ein &bdquo;faires“ Frühstück sowie die Nachhaltigkeitsmesse in der Ilex-Halle. Auch die Idee eines eigenen Eine-Welt-Ladens für Hüllhorst gehörte einmal zu den Zielen. Ein Laden wurde es nicht, aber dafür gibt es das Fair-Mobil. Mit diesem Verkaufsanhänger ist der Verein auf vielen Veranstaltungen vertreten und verkauft Produkte aus den Weltläden der Umgebung. Auch Verkaufsschränke mit fair gehandelten Waren wurden aufgestellt. Der Verein &bdquo;MITTeinander“ setzt sich weiter ein Auch wenn der Titel &bdquo;Fairtrade-Stadt“ zum 31. Dezember 2024 offiziell ausgelaufen ist, spielt der faire Handel weiterhin eine Rolle in Hüllhorst. &bdquo;Erfreulicherweise wird das Fair-Team-Hüllhorst als eine der Säulen des Vereins MITTeinander in Hüllhorst e. V. weiterhin bestehen bleiben und im Rahmen der Möglichkeiten Aktivitäten wie zum Beispiel den Verkauf von fairen Produkten bei unterschiedlichen Veranstaltungen weiter fortführen“, so Bürgermeister Michael Kasche. Interessierte Mitstreiter sollen sich unter info@mitteinander-huellhorst.org melden. Das einzige, was sich nun tatsächlich ändere, sei, dass es das offizielle Zertifikat nicht mehr gebe, erklären der Bürgermeister und Kristina Schnelle vom Fair-Team auf Nachfrage der NW. Das Fair-Team könne sich frei von den Vorgaben des Zertifikats bewegen und bemühe sich, im Rahmen seiner Kapazitäten die Arbeit weiterzuführen. So soll es auch in diesem Jahr zum Beispiel wieder eine Nachhaltigkeitsmesse in Hüllhorst geben. Der Termin steht auch schon fest: Sie ist für den 29. Juni geplant, informiert der Bürgermeister, der ebenfalls Mitglied im Verein MITTeinander ist. Darüber hinaus möchte der Verein weitere Ideen entwickeln, ergänzt Kristina Schnelle. &bdquo;Das ist in Ordnung so“, sagt Jutta Klare-Steinbrink, die ursprünglich die Bewerbung für das Zertifikat anstieß, über das Ende des Labels &bdquo;Fairtrade Town“ für die Gemeinde. Seit den Anfängen habe sich sehr viel positiv verändert, das Bewusstsein für fairen Handel in Hüllhorst geschärft. Die Bewerbung für das Zertifikat und das Engagement der Gruppe habe viel ins Rollen gebracht. Sehr viel Lob hat Klare-Steinbrink zum Beispiel für die Schulen, die sich zum Beispiel auch aktiv an der Nachhaltigkeitsmesse beteiligen. Das Thema Nachhaltigkeit sei insgesamt stärker in den Fokus gerückt, darum ist sie überzeugt, dass Hüllhorst weiterhin auf einem guten Weg ist und kein Zertifikat als Motivation mehr braucht. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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