Ungewöhnliche Immobilie: 26-Jähriger möchte Gemeindehaus in Hüllhorst kaufen

Hüllhorst. Laut einer Studie eines führenden Dienstleistungsunternehmens träumt jeder Zweite von einer eigenen Immobilie. Vincent Hagemeier aus Hüllhorst hat sich bereits mit 18 Jahren sein erstes Haus gekauft, da war er noch Oberstufenschüler am Wittekind-Gymnasium. Heute besitzt der 26-Jährige fünf Immobilien, darunter eine mit 19 Wohneinheiten. Aktuell plant Vincent Hagemeier mit einem ungewöhnlichen Projekt: Er will ein Gemeindehaus kaufen. An vielen Orten trennt sich die Kirche von Gebäuden, die ihr aus finanzieller Sicht über den Kopf zu wachsen drohen, denn die Zahl der Gemeindeglieder schrumpft. In der Kirchengemeinde Hüllhorst-Oberbauerschaft steht der Verkauf des Gemeindehauses an und in der Gemeindeversammlung im August wurde Immobilien-Entwickler Vincent Hagemeier als Investor und interessierter Käufer der Immobilie vorgestellt. Für Wohnungen eignet sich das Gemeindehaus nicht Nun ist es nicht so, dass der 26-Jährige gezielt nach kirchlichen Bauten als Anlagemöglichkeit Ausschau hält. Vielmehr ist er von der Gemeindepfarrerin Kristina Laabs, die wie er in Schnathorst wohnt, angesprochen worden ist, ob er vielleicht Interesse an dem Gemeindehaus habe. Vincent Hagemeier konnte sich mit dem Erwerb der Immobilie anfreunden und hat auch schon genaue Vorstellungen, was er mit dem rund 500 Quadratmeter großen Gebäude machen möchte. &bdquo;Für Wohnungen eignet es sich nicht“, sagt der 26-Jährige und so soll ins Souterrain eine Kindergartengruppe einziehen, denn Kita-Plätze sind in Hüllhorst mehr als knapp. Der restliche Gebäudeteil soll an die Kirchengemeinde vermietet werden, welche die Räumlichkeiten dann wie bisher für ihre Zwecke nutzen kann. Der Kaufvertrag sei unterschriftsreif, aber wegen Detailabstimmungen noch nicht unterzeichnet, so Hagemeier. Als gläubiger Christ fühle er sich der Kirchengemeinde sehr verbunden. Er sei in Schnathorst konfirmiert worden und gehe auch regelmäßig zur Kirche. Zum veranschlagten Kaufpreis für das Gemeindehaus möchte er aber keine Angaben machen. Schon früh über die Altersvorsorge nachgedacht Über den Preis für seine allererste Immobilie in Lübbecke-Eilhausen spricht er offen. Von einer Nachbarin habe er damals erfahren, dass das Haus zu verkaufen sei. Für 40.000 Euro. Da ihm sein Opa zu diesem Zeitpunkt ein &bdquo;kleines Erbe“, wie er sagt, hinterlassen hatte, entschloss er sich, das frei stehende Haus, Baujahr 1910, zu kaufen. &bdquo;Ich dachte mir damals als Altersvorsorge“, erzählt er rückblickend. An dem Gebäude war viel zu tun und handwerkliche Fähigkeiten besaß Vincent Hagemeier eigentlich kaum. Dafür aber einen guten Freund, mit dem er sich 2015 für rund vier Monate an die Renovierung des 120 Quadratmeter großen Einfamilienhauses machte. Dabei lernte er viel, was ihm bei späteren Umbauvorhaben weiterhalf. Das Haus in Eilhausen ging sofort in die Vermietung und &bdquo;irgendwie bin ich dann auf den Immoblien-Tripp gekommen“, erzählt der 26-Jährige. Beim Kauf seiner zweiten Immobilie spielte ihm wieder der Zufall in die Hände. Eine Bekannte seiner Mutter, die in Hüllhorst eine Anwaltskanzlei besitzt, war auf der Suche nach einer Wohnung. Als Hagemeier hörte, dass im Ort ein Haus zu verkaufen sei, fuhr er hin und übernahm die Verhandlungen – mit dem Ergebnis, dass er die Immobilie zur Vermietung am Ende selbst erwarb. Diesmal kreditfinanziert. Businessplan überzeugte die Bank Wieder war viel zu tun. So musste das Haus komplett entrümpelt, und eine neue Heizungsanlage eingebaut werden. Der handwerklich geschickte Bekannte von Vincent Hagemeier hatte mittlerweile ein Kleingewerbe angemeldet und auch Vincent Hagemeier zog es nicht mehr ins Studium. Er gründete mit der VMH-immo eine Firma und verwaltet heute neben seinen eigenen Häusern auch die seiner Mutter unter anderem in Bad Oeynhausen und ist für insgesamt 50 Wohneinheiten verantwortlich. Nach Hauskauf Nummer drei in Hüllhorst-Holsen wagte sich Vincent Hagemeier im Sommer 2021 an sein erstes Großprojekt. Den leer stehenden NP-Markt an der Mindener Straße in Hüllhorst-Schnathorst, über dem sich bereits einige Wohnungen befanden. Rund zwei Millionen Euro investiert Weil Wohnraum knapp ist, konnte er mit seinem Businessplan seine Bank überzeugen, erwarb die Immobilie und baute den Markt mit heimischen Handwerksbetrieben zu Wohnraum um. Der Kauf erfolgte mitten in der Corona-Krise. Die Zinsen waren noch günstig. Doch der rund zweijährige Umbau habe ihn schon die eine oder andere schlaflose Nacht gekostet. Schuld daran waren neben Lieferengpässen auch die vorher nicht einkalkulierten Preissteigerungen insbesondere bei Baumaterialien. Die Investitionskosten für das Projekt in Schnathorst gibt Hagemeier mit rund zwei Millionen Euro an. Fast täglich war er selbst vor Ort auf dem Bau und hier habe ihn auch Pfarrerin Kristina Laabs auf das Gemeindehaus in Oberbauerschaft angesprochen. Wissen um Immobilien und Verträge selbst angeeignet Im März 2023 waren die 19 Wohnungen im früheren NP-Markt bezugsfertig und seit Sommer sind sie bereits alle vermietet. Neben den 19 Wohnungen von Vincent Hagemeier gibt es noch vier weitere Wohnungen in dem Gebäude, die allerdings andere Eigentümer haben. Der Umbau von Immobilien und insbesondere die Verwaltung ist zum 24-Stunden-Job geworden. &bdquo;Es kommt vor, dass auch um 22 Uhr noch ein Anruf eines Mieters kommt.“ Mittlerweile beschäftigt der Jungunternehmer drei eigene Mitarbeiter – einen in Vollzeit und zwei in Teilzeit. Auch in Hille hat Vincent Hagemeier zwischenzeitlich noch ein Zweifamilienhaus gekauft. Das Wissen rund um das Vertragswesen im Immobiliengeschäft hat er sich selbst angeeignet, wobei ihm auch das anwaltliche Wissen seiner Mutter eine große Hilfe gewesen sei. In der Immobilienverwaltung für andere Gesellschaften möchte er allerdings nicht tätig werden. &bdquo;Mir ist der gute und persönliche Kontakt zu den Mietern wichtig. Eigentum verpflichtet“, sagt der Hüllhorster.

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