Tabak- und Drogenhändler aus Hüllhorst verurteilt

Bielefeld/Hüllhorst. Drei Hüllhorster handelten in großem Stil bundesweit mit unversteuerten Zigaretten und saßen seit Mai dieses Jahres auf der Anklagebank des Landgerichts Bielefeld. Am Donnerstagmittag wurde das Trio zu hohen Haftstrafen verurteilt. Wegen banden- und gewerbemäßiger Steuerhehlerei und Steuerhinterziehung sowie bandenmäßigen Handels mit Betäubungsmitteln wurde C., 55 Jahre, zu 10 Jahren Gefängnisstrafe, sein Komplize F, 49 Jahre, ebenso zu 10 Jahren Haft und der Mittäter N., 38 Jahre, zu 5 Jahren Freiheitsentzug mit Unterbringung in eine Entzugsanstalt verurteilt. Damit blieb der Urteilsspruch unter der Strafe von 13 Jahren und 9 Monaten, die die Staatsanwaltschaft für die beiden Haupttäter gefordert hatte sowie unter den 7 Jahren für den Helfer. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die drei Männer aus Hüllhorst mit einer ausgeklügelten Logistik über 15 Monate einen schwunghaften, bundesweiten Handel mit unversteuerten Zigaretten betrieb. Unter großen Sicherheitsvorkehrungen, die sich das Trio ausgedacht hatte, kauften sie unversteuerte Zigaretten, meisten aus Polen, und beschäftigten Personal, dass den Tabak dann unversteuert zu lukrativen Preisen weiterveräußerte. Mehrere Lagerräume, zum Beispiel in Bünde und Detmold, wurden genutzt. Fahrzeuge, teilweise mit Kennzeichen-Dubletten, waren mit der heißen Fracht in Deutschland unterwegs, um einen schnellen Reibach zu machen. Doch ihr lukratives Geschäftsmodell, auf einen dauerhaften Verdienst angelegt, fiel auf. Die Finanzbehörden Bielefeld hatten Wind von den unsauberen Geschäften bekommen und waren den Männern akribisch auf der Spur. Lagerräume in Bünde und Detmold Im August 2020 begann die Observation des Tätertrios. Die Männer wurden immer wieder dabei beobachtet, wie sie über Mittelsmänner unversteuerte Zigaretten in Empfang nahmen und dann weiterverkauften. Bandenmäßig besprachen sie zu dritt ihre Geschäfte, mieteten Fahrzeuge für den Transport an und teilten sich die Erlöse. Ihre wichtigste Bezugsquelle dabei war ein Pole, der in großen Mengen unversteuerte Stangen Zigaretten lieferte und auch in den Fokus der Ermittlungsbehörden geriet. Er wurde während des Prozesses am Flughafen Leipzig festgenommen und muss sich derzeit auch vor dem Landgericht Bielefeld verantworten. Im Trio kam es dann Anfang dieses Jahres zu Spannungen. N. hatte das Gefühl, &bdquo;außen vorgelassen zu werden“. Bei großen Lieferungen trat er nicht mehr in Erscheinung. Ihm wurden die Büroschlüssel weggenommen und er stieg aus dem Geschäft aus. Bis zu diesem Zeitpunkt war bereits ein Gesamt-Steuerschaden in Höhe von 3,6 Millionen Euro entstanden. Doch für das jetzt agierende Duo liefen die Tabakgeschäfte immer schlechter. Es war schwer, an unversteuerte Zigaretten zu kommen. Da traf es sich gut, dass eine neue Verdienstquelle aufgetan werden konnte. Der neue Geschäftszweig war, Betäubungsmittel aus den Niederlanden in großem Stil nach Deutschland zu transportieren und hier als Großhändler an kleinere Abnehmer weiterzureichen. Es wurden neue Transportfahrzeuge gekauft oder gemietet, ein Anhänger mit doppeltem Boden versehen. Am 29. Juli 2021 fand der erste große Transport mit mindestens 46 Blöcken à 500 Gramm Marihuana von den Niederlanden nach Deutschland statt – unter Beobachtung der Ermittlungsbehörden. Sie hörten Telefonate ab, überwachen den Chatverkehr, hatten die Autos und Lagerräume verwanzt. Ermittler hatten Autos und Lagerräume verwanzt Als am 11. November 2021 rund 26,9 Kilogramm Kokain nach Deutschland transportiert wurde, schlugen die Ermittler zu und verhafteten das Duo. Die Angeklagten zeigten sich im Prozess geständig, bestritten aber die vom Gericht angenommenen Mengen an Tabak und Rauschgift. Immerhin hatte das Kokain einen Straßenverkaufswert von 1,5 bis 2 Millionen Euro. Der Dritte im Bunde, der ausgestiegen war, wurde wenige Tage später festgenommen. Die Strafverteidiger hatten in ihren Schlussvorträgen wesentlich geringere Strafen für ihre Mandanten gefordert, zwischen drei und siebeneinhalb Jahren. Sie überlegen jetzt, in Revision zu gehen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Meistgelesen