Gerichtsprozess: Tankstelle in Hüllhorst mit Machete überfallen

Hüllhorst/Pr. Oldendorf/Bielefeld. Dass sie gemeinsam eine Tankstelle überfallen haben, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Ob die beiden Angeklagten dabei jedoch tatsächlich derart unter Drogen standen, wie sie vor Gericht angeben, erscheint dem einen oder anderen Verfahrensbeteiligten jedoch fraglich: Zwei Männer aus Hüllhorst und Preußisch Oldendorf müssen sich nun wegen eines drei Jahre zurückliegenden bewaffneten Raubs vor dem Bielefelder Landgericht verantworten. Am 19. Dezember 2019 hielten sich die nun angeklagten Thomas M. (23) und sein ein Jahr älterer Bekannter Paul F. (Namen aller Betroffenen geändert) auf dem Gelände eines Sportplatzes in Schnathorst auf. Nach eigenen Angaben tranken sie Bier und konsumierten Drogen. Irgendwann, so Thomas M. in der Verhandlung, sei er dann auf den Gedanken gekommen, einen Überfall zu begehen, um Geld für seine Sucht und seine Gläubiger aufzutreiben. Dunkle Kleidung angelegt Die beiden Männer setzten sich ins Auto von Paul F., das Steuer übernahm jedoch sein Kompagnon. "Ich dachte, ich sei in unserem berauschten Zustand der bessere Fahrer. Außerdem habe ich im Gegensatz zu Thomas keinen Führerschein, hätte also im Fall der Fälle auch nichts zu verlieren", erklärte M. das damalige Vorgehen. Die Männer fuhren zur Wohnung des 23-Jährigen, wo sie sich mit Masken und Handschuhen ausstatteten und dunkle Kleidung anlegten. Beim Verlassen der Wohnung nahmen sie eine Machete mit. "Die liegt schon ewig bei mir rum", berichtete M., "die war eigentlich für Gartenarbeiten gedacht gewesen, ist aber nun für diesen Zweck missbraucht worden." Im Anschluss fuhren sie zu einem Bekannten von Thomas M. in Hüllhorst. M. forderte diesen auf, ihm seine Schreckschusspistole auszuleihen. Doch der Angesprochene zierte sich. "Vermutlich ahnte er, dass wir damit nichts Gutes vorhaben", gab M. nun zu Protokoll. Das Tankstellengelände beobachtet Als Thomas M. dem Mann damit drohte, ihn wegen des Besitzes der Waffe bei der Polizei zu verpfeifen, händigte dieser die Pistole schließlich doch an Paul F. aus. Die Angeklagten fuhren sodann in der Gegend herum, bis M. schließlich entschied, dass eine Tankstelle an der Mindener Straße in Hüllhorst zum Ort des Geschehens werden sollte. Sie parkten ihr Auto etwas abseits, hielten sich versteckt und beobachteten das Tankstellengelände. Als sich niemand mehr auf dem Hof befand, betraten sie den Verkaufsraum. Während M. mit der Machete in der Hand zunächst den Eingangsbereich sicherte, ging Paul M. mit der Schreckschusspistole in den Händen auf die Angestellte zu, die gerade Getränke in ein Kühlfach räumte. Als die Frau den Mann erblickte, schrie sie und warf M. eine Getränkeflasche an die Brust. Mehrfach gaben die Männer ihr zu verstehen, dass ihr nichts geschehen werde - sie solle nur das Geld herausgeben. Erst jetzt zog sich Paul F. die mitgeführte Maske über - hatte er dies wohl aufgrund der eigenen Aufregung vor Betreten der Tankstelle versäumt. Teil der Beute auf der Flucht verloren Die Täter entwendeten rund 180 Euro Bargeld und Zigaretten im Wert von rund 466 Euro. Auf ihrer Flucht verloren sie einen Teil der Beute jedoch wieder, bevor sie sich zur Wohnung von Thomas M. begaben, um Geld und Zigaretten zu teilen. Es dauerte allerdings nicht lange, bis die Polizei bei Paul F. vorstellig wurde und diesen vorläufig in Gewahrsam nahm. Als Thomas M. nach dessen Entlassung davon erfuhr, stellte er sich schließlich auf Anraten seines Bekannten auch der Polizei. Für beide Täter kommt neben einer Haftstrafe auch die Unterbringung im Entzug in Betracht. Allerdings äußerte der Vorsitzende Richter Carsten Glashörster deutliche Zweifel daran, dass ein möglicher vorangegangener Drogenkonsum allzu große Auswirkungen auf den Überfall gehabt habe - dafür sei dieser schlicht zu planmäßig begangen worden. Der Prozess wird am 30. November fortgesetzt.

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