Missbrauchsfall beschäftigt erneut das Gericht

Hüllhorst/Bielefeld. Ein heute 58-Jähriger aus Hüllhorst soll vor etwa 17 Jahren auf perfide Weise das in ihn gesetzte Vertrauen eines Elternpaares sowie ihres Sohnes missbraucht haben. Bei mehreren Gelegenheiten soll der aus Russland stammende Mann dem Jungen gegenüber sexuell übergriffig geworden sein, einmal soll es sogar zu einer Vergewaltigung gekommen sein. Die IV. Große Strafkammer des Bielefelder Landgerichtes verurteilte den 58-Jährigen dafür im November 2020 zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis. Doch nun ist der Fall erneut vor Gericht. Denn Manfred S. (Name geändert) legte erfolgreich Revision gegen das Urteil ein. Dem Opfer blieb es nicht erspart, sich am ersten Verhandlungstag am Dienstag, 2. November, noch einmal an die vermeintlichen Taten erinnern zu müssen. Der Missbrauchsfall war bereits im ersten Prozess Ende 2020 eingehend aufgerollt worden. Der damals 13 Jahre alte Erwin J. (Name geändert) war im Jahr 2004 mit seinen Eltern nach Hüllhorst gezogen. Die Familie erhielt in der Folgezeit oftmals Besuch von dem heute 58-jährigen Manfred S. (Name geändert), der zu einer Baptistengemeinde in Hüllhorst gehörte. Nach und nach soll der Mann ein Interesse an dem Jungen entwickelt haben, das nicht nur freundschaftlicher Natur war. Um dem Kind nahe sein zu können, unternahm der Mann häufig Waldspaziergänge mit dem damals 13-Jährigen. Als sich der Hüllhorster an einem Tag im August allein mit dem Kind im Keller befand, soll er die Tür abgeschlossen und den Jungen auf einer im Keller befindlichen Matratze vergewaltigt haben. Was das Gericht als besonders strafverschärfend ansah Die IV. Große Strafkammer des Landgerichts hatte den Angeklagten bereits im November 2020 wegen schweren sexuellen Missbrauchs eines Kindes in drei Fällen, davon in einem Fall in Tateinheit mit Vergewaltigung, und wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes in zwei Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt. Mit dem Urteil von fünfeinhalb Jahren Gefängnis war die IV. Große Strafkammer des Bielefelder Landgerichts seinerzeit dem Antrag der Staatsanwaltschaft gefolgt. Dabei hatte es das Gericht als besonders strafverschärfend angesehen, dass Manfred S. dem Jungen eingeredet haben soll, dass das, was zwischen den beiden geschehe, völlig normal sei. Bei den Fortsetzungsterminen sollen weitere Zeugen gehört werden Aufgrund des erfolgreichen Revisionsverfahrens vor dem Bundesgerichtshof (BGH) muss sich nun eine weitere Strafkammer des Bielefelder Landgerichtes mit dem Fall beschäftigen. Grund für die Wiederaufnahme ist, dass der BGH Lücken in der Begründung des Landgerichtes Bielefeld sieht, ob das Opfer zum Zeitpunkt jünger als 14 Jahre gewesen ist oder nicht. So gilt der sexuelle Missbrauch von Kindern unter 14 Jahren als besonders schwere Straftat, die mit hohen Freiheitsstrafen geahndet wird. Der Hüllhorster sitzt momentan wegen des Untersuchungshaftbefehls in Haft. Er gilt aufgrund des erfolgreichen Revisionsverfahrens als nicht verurteilt. Somit gilt zunächst erneut die Unschuldsvermutung. Die nunmehr zur Entscheidung berufene III. Große Strafkammer wird erneut Feststellungen zu den Tatvorwürfen treffen und gegebenenfalls einen Schuldspruch und eine Strafe auszusprechen haben, teilte das Bielefelder Landgericht im Vorfeld des Prozess-Auftaktes vom 2. November mit. Es sind drei Fortsetzungstermine anberaumt, bei denen weitere Zeugen, unter anderem Polizeibeamte, gehört werden sollen. Die Gemeindeleitung der Baptistengemeinde in Hüllhorst-Oberbauerschaft legt Wert auf die Feststellung, dass der 58-jährige Angeklagte erst im Jahr 2014 Mitglied der Glaubensgemeinschaft geworden sei. &bdquo;Was der Mann vorher gemacht hat, ist uns nicht bekannt", sagt Peter Enns. &bdquo;Solche Taten verurteilen wir aufs Schärfste."

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