Vom Funkturm in Holsen funkelt ein Weihnachtsbaum mit 4.000 Lämpchen

Hüllhorst-Holsen. Ein Weihnachtsbaum mit funkelnden Lichtlein gehört zur Adventszeit wie Kerzenschein und Plätzchenduft. Eine Besonderheit dürfte allerdings der Weihnachtsbaum sein, der aus rund 300 Metern Höhe in Holsen von der Spitze des Wiehengebirges hinab ins Tal und bei guter Sicht bis nach Löhne strahlt. Seit 2015 schmückt alljährlich zur Weihnachtszeit ein Freundeskreis aus Holsenern und Schnathorstern den 30 Meter hohen Funkturm mit Lichterketten. Das ist ein echter Kraftakt. Mit einem Stern ging es 2015 los 2015 ging es noch "recht bescheiden" mit einem illuminierten Stern von vier Mal zwei Metern los. Im Jahr darauf formten Lichterschläuche einen Weihnachtsbaum und mittlerweile strahlen Stern und Baum gemeinsam von der Spitze des Wiehengebirges hinab in Richtung Süden. Das Betonbauwerk mit drei Plattformen befindet sich im Besitz des Holseners Michael Bicker, der den Funkturm 2014 erwarb. "Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen", erzählt der 53-Jährige. Er sei immer mal wieder die Straße querfeldein zu dem Turm hinaufgegangen, und am 1. Weihnachtstag 2014 habe ihm ein Nachbar erzählt, dass der Funkturm wohl zum Verkauf stehe. Errichtet hatte diesen ursprünglich die britische Armee, um im Kalten Krieg die Richtfunkstrecken der NATO zu verstärken. Auch Radio BFBS hatte dort einen Sender installiert. Als der Turm nicht mehr gebraucht wurde, ging er in den Besitz des Bundes über. Der hatte aber wohl auch keine Verwendung mehr. Bicker war neugierig geworden, recherchierte und fand das Verkaufsangebot über die Bundesanstalt für Immobilien, Zweigstelle Bielefeld. "Wir müssen doch was machen" "Wir müssen doch was machen", sprach der Holsener mit Bekannten und konnte sich immer mehr für die Idee begeistern, den Turm zu erwerben. Er ließ sich ein 13-seitiges Exposé über die Immobile zuschicken und entwarf "eigentlich eher spaßeshalber" ein Konzept zur weiteren Nutzung. Das schickte er mit einem Angebot an die Bundesbehörde zurück. Und siehe da: Bald erreichte ihn ein dicker Umschlag mit den Vertragsunterlagen. Er und ein Freund hatten den Zuschlag unter mehreren Bietern erhalten. Nach Vertragsprüfung und Unterschrift waren Bicker und sein Freund stolze Turmbesitzer. Ideen für den Tourismus oder den Netzausbau Es gab auch Ideen einer kommerziellen Nutzung. Zum Beispiel für den Tourismus oder für den Netzausbau oder Werbezwecke heimischer Unternehmen. Aber bislang habe sich in dieser Richtung noch nichts ergeben, so Bicker. Immerhin: Einige Privatleute aus Büttendorf werden über den Funkturm mit schnellem Internet versorgt, und auch ein Amateurfunkclub nutzt das Bauwerk und funkt bis nach Australien. Der Holsener investierte einiges an Geld, aber auch Arbeitsstunden, um das verwilderte Gelände und die Gebäude rund um den Turm wieder auf Vordermann zu bringen. Das Feedback der Hüllhorster war super Aus einem Jux heraus entstand bei einem Stammtisch des Freundeskreises in Karlchens Backstube in Hüllhorst 2015 die Idee, den Turm doch einfach einmal weihnachtlich zu beleuchten. Mit einem Stern. Für das Vorhaben konnte der Inhaber der Firma Landmesser Schweiß- und Montagetechnik, Achim Landmesser, gewonnen werden. Der fertigte einen stabilen Rahmen in Form eines Sterns an. Daran wurde eine Lichterkette befestigt und die Konstruktion auf dem Turm angebracht. Das Feedback der Hüllhorster war super, und so wurde die Beleuchtung Jahr um Jahr aufgerüstet. Den Lichterschlauch aus den Anfängen ersetzen heute Lichterketten, die mit ihren tausenden LEDs noch viel schöner vom Berg hinab in die Region leuchten. Es braucht kräftige und schwindelfreie Helfer Doch bis es so weit ist, braucht es mehrere Stunden und viele kräftige und schwindelfreie Helfer. Gut, dass neben Nachbarn und Mitgliedern des Amateurfunkclubs auch noch aktive Fußballer des SV Holsen und des SV Schnathorst zum Freundeskreis gehören. Denn um die steile Leiter mit 190 Stufen im Inneren des Turms am Sicherheitsgeschirr hinaufzukommen, ist Kondition gefragt. Mittels Zuggurten werden dann die mit Lichterketten umwickelten Stahlseile Plateau für Plateau hinaufgezogen und mit Kabelbindern an den Holzgestellen befestigt. Ganz oben auf der Spitze in 300 Metern Höhe geht ein kräftiger Wind, und eisig ist es in der Winterzeit auch. Gut, dass am Boden dann schon ein Heißgetränk auf alle wartet. Michael Bicker und sein Helfer-Team freuen sich, dass die Aktion mit der Beleuchtung gut bei den Hüllhorstern ankommt. "Dann weiß man doch, wofür man das gemacht hat", sagt er. Treffen am "Holsen-Tower" hat Tradition Eine kleine Tradition ist mittlerweile auch, dass sich rund 100 Holsener und Schnathorster am Heiligabend-Vormittag am Turm zu Bratwurst und Getränken treffen, um sich schöne Weihnachten zu wünschen. Auch der Nikolaus fehlt nicht, der den Kindern kleine Geschenke bringt. Doch das gesellige Treffen muss dieses Jahr wegen Corona leider ausfallen. Michael Bicker möchte aber trotzdem am 24. Dezember den Berg hinaufgehen. Mit einem Glühwein in der Hand vom "Holsen-Tower" hinab ins Tal zu blicken, dieses Erlebnis möchte er sich nicht nehmen lassen.

Meistgelesen