Auszeichnung für Hüllhorster Super-Azubi in Berlin

Hüllhorst/Minden. Mehr als 450 Ausbildungsplätze in 30 verschiedenen Berufen hat der Verein "Zukunft Ausbildung im Mühlenkreis" (ZAM) seit 2003 bereitgestellt. Auf einen Auszubildenden kann der Verein mit Sitz in Minden besonders stolz sein. Jan Rogalski (33) aus Hüllhorst wurde jetzt in Berlin ausgezeichnet, weil er zu Deutschlands besten Azubis der Industrie- und Handelskammer gehört. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte. Ein ganz toller Moment sei die Auszeichnung im Maritim-Hotel gewesen, erinnert sich Jan Rogalski gerne an die Ehrung. Mehr als 1.000 Gäste nahmen an der Preisverleihung für die 213 bundesbesten Azubis 2018 teil, die von der bekannten Entertainerin Barbara Schöneberger moderiert wurde. Nach Berlin begleitet wurde der Hüllhorster von seiner Frau Oksana, die sehr stolz auf ihren Mann ist. Denn ein Abschlussergebnis von 99 Prozent in Theorie und Praxis, was einer Einser-Note entspricht, ist alles andere als selbstverständlich. Iris Rohlfing, stellvertretende Geschäftsführerin des ZAM, sagt anerkennend: "Er hat es sich verdient." Vor allem, wenn man bedenkt, dass Jan Rogalski erst im August 2015 von Russland nach Deutschland kam und zu diesem Zeitpunkt kein Deutsch sprach. Aufgewachsen ist er im sibirischen Slawgorod, wo er eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker absolvierte und 2007 ein eigenes Geschäft für Autoersatzteile gründete. "Ich hatte zwei Mitarbeiter und der Kundenstamm war sehr groß", erzählt der 33-Jährige. »Am Anfang ging es nur mit Google Übersetzer« 2014 besuchte er mit seiner Familie zu Weihnachten die Eltern, die in Hüllhorst wohnen. Auch sechs seiner acht Geschwister leben bereits in Deutschland. "Da haben wir besprochen, dass ich ebenfalls mit meiner Familie nach Hüllhorst komme", erzählt der 33-Jährige. Rund ein halbes Jahr brauchte es, bis der Spätaussiedler alle Dokumente zusammen hatte. Im August 2015 war es dann so weit. Jan Rogalski, seine Frau und die drei Kinder Alexandra, Sofia und Andreas verließen ihre alte Heimat, um in Deutschland neu zu beginnen. Den Betrieb übernahm der Bruder. Oksana Rogalski erwartete zum Zeitpunkt der Ausreise ihr viertes Kind. Vier Wochen nach der Ankunft im Hüllhorst kam der kleine Daniel zur Welt. "Es war schon eine große Herausforderung, mit 33 Jahren ein neues Leben zu führen", blickt Jan Rogalski auf die erste Zeit im neuen Land zurück. "Unser altes Leben musste in fünf Koffer passen." Ein neues Leben hieß auch neu lernen. Als erstes die Sprache. Aufgrund der hohen Nachfrage gab es nur einen dreimonatigen Kurs. "Die notwendigen Gänge zum Amt gingen nur mit Google Übersetzer. Der Anfang war schon sehr schwer." Auch beruflich orientierte sich der 33-Jährige um. "Ich wollte etwas mit Metallbearbeitung machen." Auch, weil er schon immer gerne mit den Händen gearbeitet habe und auch seine ursprüngliche Ausbildung im Kfz-Bereich etwas mit Metall zu tun gehabt habe. Über seinen Schwager hörte er vom Verein ZAM (¦ Info) in Minden, der im Verbund mit Betrieben sowie in Kooperation mit den Unternehmen ZF Friedrichshafen AG und Wago Ausbildungsplätze schafft. Jan Rogalski bewarb sich und absolvierte ein zweiwöchiges Praktikum bei ZF, dem Automobilzulieferer für Antriebs- und Fahrwerktechnik. Das klappte gut und dem Lehrvertrag mit ZAM stand nichts mehr im Wege. Zwei Jahre dauerte die Ausbildung als Fachkraft für Metalltechnik in der Fachrichtung Montagetechnik. Diese fand bei ZF in Lemförde sowie am Berufskolleg in Espelkamp statt. Das erste Jahr seiner Ausbildung sei "stressig" gewesen. Er habe den Unterricht in der Berufsschule wegen fehlender Sprachkenntnisse kaum verstehen können. Doch er lernte und lernte und schon im zweiten Jahr hatte er Durchschnittsnoten mit einer Eins vor dem Komma. Dank seiner erstklassigen Noten zählte Jan Rogalski nach seiner Prüfung zu den Besten auf Regionalebene, wurde am 21. November als einer der Besten auf Landesebene und am 3. Dezember als einer von 213 bundesbesten Azubis aus 205 Ausbildungsberufen in Berlin geehrt. Jetzt möchte er erst einmal in seinem Beruf arbeiten und bedient bei ZF in Dielingen Anlagen, an denen Fahrwerke für Nutzfahrzeuge hergestellt werden. Mit dem Lernen hat er noch nicht abgeschlossen. "Ich möchte gerne noch meinen Meister machen."

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