Malle, Mikrofon, Magenta: Wie Keanu Reimler aus Hille im Fernsehen durchstartet

Hille. Die Stimme hat in den letzten Wochen hörbar gelitten. Erst Vatertag, dann Beachhandball und über Pfingsten Mannschaftsfahrt nach Mallorca. Keanu Reimler ist heiser, dabei ist seine Stimme sein Kapital. &bdquo;Ich rede einfach gerne und viel“, sagt der 25-Jährige. In den nächsten Tagen gibt es erst mal Kamillentee und Lutschtabletten statt Gegröle und Party. Immerhin ist der Hiller seinem Traum ein Stück näher gekommen. Beim TV-Sender Magenta Sport hat er sich einen Job als Nachwuchs-Kommentator erarbeitet und sich im Casting gegen 300 Bewerber durchgesetzt. In eineinhalb Stunden erzählt Keanu Reimler die Geschichte von seiner Bewerbung, bis er schließlich den Pokal des Siegers in Händen hielt. Und obwohl man weiß, wie die Geschichte ausgeht, bleibt sie spannend bis zum Schluss. Der Hiller erzählt sie so anschaulich, dass man am Ende weiß, warum er gewonnen hat. Seine rauchige Stimme hat einen Wiedererkennungswert und er schafft es, beim Zuhörer Bilder im Kopf zu erzeugen - als wäre man selbst dabei gewesen. &bdquo;Es war mir ein bisschen unangenehm, das hochzuladen“ Doch von vorne: Im April startete der Bezahlsender Magenta Sport gemeinsam mit dem bekannten Fußball-Kommentator Wolff Fuss und Ex-Fußballprofi Simon Terodde eine Casting-Aktion unter dem Motto &bdquo;Be the next Wolff Fuss“. Gesucht wird ein Nachwuchskommentator, der das Zeug hat, ein Fußballspiel live im Fernsehen zu moderieren. Die Aufgabe: kurze Spielszenen aus der deutschen Hallen-Fußballliga persönlich zu vertonen und auf TikTok hochzuladen. Außerdem galt es, ein Spaßvideo von Fuss und Terodde mit Kommentaren zu unterlegen. &bdquo;Es war mir ein bisschen unangenehm, das hochzuladen, aber ich wollte die Chance ergreifen“, gesteht Keanu Reimler, der die letzten zwei Serien für den Streaming-Dienst Dyn die Heimspiele von GWD moderiert hat. Er habe alle Follower auf seinem Kanal entfernt, in der Hoffnung, dass es niemand mitbekommt - vergeblich. Nur vier Tage später erreichte ihn die Nachricht von Magenta, dass er es unter die besten vier geschafft hat und sich an zwei Tagen in München mit den anderen Finalisten messen darf. &bdquo;Mein erster Gedanke war: Das kann nicht sein.“ Entsprechend groß sei die Freude in der Familie gewesen, denen er die Nachricht sofort in einem Gruppenanruf mitteilte. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke &bdquo;Ich dachte, ich fahre gleich wieder nach Hause“ Nach einer unruhigen Nacht im Hotel in München führte der erste Gang morgens um 7 Uhr zu Rewe. &bdquo;Ich hatte meine Zahnpasta vergessen“, erzählt Keanu Reimler lachend. Danach ging es ins Studio von Magenta. &bdquo;Ich war richtig aufgeregt. Zum Glück habe ich mich mit den anderen Finalisten super verstanden und wir haben uns gegenseitig unterstützt“, erinnert sich der Industriekaufmann. Nach dem Abpudern in der Maske und der Verkabelung für den Ton gingen direkt die Kameras an. &bdquo;Wir mussten wie die Astronauten im Film Armageddon auf die Startrampe zugehen und wurden dabei von allen Seiten gefilmt.“ Doch die eigentliche Herausforderung kommt noch: Denn genau diese Szene mussten die Bewerber anschließend kommentieren. &bdquo;Das war meine Schwachstelle. Ich fand mich so schlecht, dass ich dachte, ich fahre gleich wieder nach Hause“, sagt der Handballer, der beim TSV Hahlen in der Regionalliga spielt. Was Keanu Reimler zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Die Jury wird später bei ihm die größte Entwicklung während der Challenges feststellen und Simon Terodde ist von der ersten Minute an Fan seiner markanten Stimme. Schon im zweiten Wettbewerb ist der Hiller auf sicherem Terrain, es geht um Fußball, genauer gesagt um die Moderation der Nachspielzeit des Drittligaspiels VfL Osnabrück gegen Borussia Dortmund II. Der VfL machte kurz vor Schluss den Aufstieg klar. &bdquo;Das war der Wahnsinn. Gefühlt war es, als wäre ich live dabei gewesen.“ 20 Minuten konnten sich die Bewerber vorbereiten, hatten 96 Seiten Material bekommen. Die wichtigsten Details in Kürze herauszusuchen, damit kennt Reimler sich aus. Für den Streaming-Dienst Leagues hat er bereits Fußballspiele in der vierten Liga kommentiert. Im Finale wartet die härteste Aufgabe Obwohl die Tage im Studio lang waren, sei an Essen nicht zu denken gewesen, erzählt der 25-Jährige. &bdquo;Prüfungen sind nicht meins, ich hatte die ganze Zeit über Bauchschmerzen.“ Woher er trotzdem die nötige Energie genommen hat, daran kann er sich rückblickend nicht mehr erinnern, denn auch die weiteren Challenges hatten es in sich. Vier Minuten eines Spiels der Hallen-Fußballliga mit 16 Toren kommentieren, das Gesagte auf 90 Sekunden zusammenschneiden und nochmals neu einzusprechen sei eine riesige Herausforderung gewesen. Genauso die Moderation eines Jenga-Spiels zwischen Wolff Fuss und Simon Terodde. Ein absolutes Highlight sei die Moderation des Basketball-Halbfinales zwischen Deutschland und den USA zusammen mit dem ehemaligen Nationalspieler Per Günther gewesen. &bdquo;Das war unglaublich. Als hätten wir das schon etliche Male zusammen gemacht.“ Keanu Reimler schafft es unter die besten zwei. Doch im Finale wartet die härteste Aufgabe. Sie sollten eine Halbzeit des Spiels Armina Bielefeld gegen SV Wehen Wiesbaden kommentieren. Was die beiden nicht ahnten, dass plötzlich das Bild ausfällt und sie vor einem schwarzen Bildschirm sitzen. &bdquo;Du darfst den Zuschauer aber nicht verlieren, also habe ich versucht, alle möglichen Themen zu platzieren und nebenbei telefoniert, um das Problem herauszufinden.“ Die Bundesliga-Konferenz als absoluter Traumjob Keanu Reimler hat überzeugt und hält am Ende die Trophäe mit dem Schriftzug &bdquo;Gewinner &bdquo;Be the next Wolff Fuss“ in Händen. So ganz glauben kann er es auch Tage später noch nicht. Zum Start der neuen Saison wird er ein Drittligaspiel für Magenta kommentieren. &bdquo;Schade, dass Bielefeld aufgestiegen ist“, sagt der BVB-Fan lachend und ergänzt: &bdquo;Osnabrück wäre cool oder ein Ruhrpott-Derby wie Duisburg gegen Essen.“ In jedem Fall will er seine Chance nutzen, sich und seine Stimme noch bekannter zu machen, um irgendwann hauptberuflich als Kommentator zu arbeiten. Sein Traum wäre die Bundesliga-Konferenz oder ein Spiel des BVB im Signal-Iduna-Park. &bdquo;Ich würde aber auch jede andere Sportart kommentieren und sie zu meinem Steckenpferd machen“, sagt Keanu Reimler und wer ihm zuhört, glaubt ihm sofort, dass er noch vielen sportlichen Ereignissen seine Stimme geben wird.

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