Falscher Elektriker: 81-jährige Hillerin gerät an mutmaßlichen Betrüger

Hille-Oberlübbe. Ein Stromausfall kurz vor Ostern – für Rentnerin Elisabeth H. aus Oberlübbe (Name von der Redaktion geändert) eine Katastrophe, denn die Lebensmittel in der Kühltruhe drohen zu verderben. Die 81-Jährige bittet die mit ihr im Haus lebende Tochter, einen Elektriker anzurufen, damit der Schaden noch vor den Feiertagen behoben wird. Weil es schnell gehen muss, ruft Sabine H. einen Notdienst an, dessen Nummer sie im Internet findet. Die Vermittlung sichert ihr zu, dass noch am selben Tag ein Elektriker vorbeikommt. Mittlerweile liegt der Fall bei der Polizei, die wegen Betrugsverdacht ermittelt. Lennart S. (Name von der Redaktion geändert), der die Seniorin bei der Gartenarbeit unterstützt und regelmäßig bei ihr vorbeischaut, ist ebenfalls vor Ort, als der vermeintliche Elektriker an der Tür klingelt. Ihm sei die Sache von Anfang an komisch vorgekommen, sagt der 26-Jährige im Nachhinein. Er sollte Recht behalten. Bis der Handwerker tatsächlich zum Termin erscheint, vergehen zunächst noch einmal eineinhalb Tage. Bis dahin werden Mutter und Tochter immer wieder telefonisch vertröstet. &bdquo;Der Anrufer rief stets mit unterdrückter Nummer an. Das war schon komisch", erinnert sich Lennart S.. Angeblicher Elektriker sieht alles andere aus als ein Fachmann Der schwarze Audi mit Borkener Kennzeichen sei ihm sofort aufgefallen, als dieser langsam durch die Straße fuhr, um dann ein Stück vom Haus entfernt zu parken, schildert der Oberlübber die Situation am Gründonnerstag. Er selbst habe an diesem Vormittag die Gartenhütte von Elisabeth H. gestrichen und den Mann gesehen, der sich mit einem Alukoffer zielstrebig der Haustür näherte. &bdquo;Der Typ hätte alles sein können, aber kein Elektriker", erklärt Lennart S., warum er der Seniorin und dem Mann in den Keller folgte. Noch bevor der Unbekannte sich den Sicherungskasten überhaupt angesehen habe, erklärte er, dass die Anfahrt 49 Euro kosten würde. Zudem müsse die Auftraggeberin einen Pauschalpreis von 299 Euro zahlen. Außerdem betonte er, dass die Reparatur mehrere Stunden dauern könnte – dafür sei dann noch einmal ein Stundenlohn in Höhe von 49,99 Euro fällig. &bdquo;Nach der Ursache des Stromausfalls hatte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesucht", erinnert sich der 26-Jährige. Als er dann noch bemerkte, dass sich in dem Alukoffer des vermeintlichen Handwerkers nur drei Schraubenzieher und zwei Tupperdosen befanden, habe er die alte Dame zur Seite genommen und seine Bedenken geäußert. &bdquo;Ich wollte verhindern, dass der Mann sich möglicherweise im ganzen Haus umschaut." Offenbar hatte der Fremde das Gespräch mitgehört – es sei zu einem Wortgefecht gekommen, sagt Lennart S.. Der Mann sei direkt aufbrausend geworden und habe ihn beschimpft, dass er sich nicht einzumischen habe, weil ihn die Angelegenheit nichts angehe. Er habe genügend andere Kunden und sei auf diesen Auftrag nicht angewiesen, erinnert sich der Hiller an das Streitgespräch. &bdquo;Ich habe den Mann gebeten, das Grundstück zu verlassen." Mann wird aggressiv - Situation droht zu eskalieren Der Unbekannte stellte daraufhin eine Rechnung aus und bestand auf der Zahlung von 117,69 Euro. &bdquo;Ich habe kurz überlegt, die Polizei zu rufen, aber der Typ war so aggressiv, dass die Situation zu eskalieren drohte", schildert der 26-Jährige. Er habe Sorge gehabt, dass die Polizei nicht rechtzeitig eintrifft, bevor Schlimmeres passiert. Elisabeth H. habe die geforderte Summe bar bezahlt. Der Mann sei zu seinem Auto gegangen, habe am Ende der Straße gedreht und anschließend noch einmal vor dem Haus angehalten. &bdquo;Durch das offene Fenster hat er zu mir gesagt, wenn ich ein Problem mit ihm habe, könnte er das auch anders regeln." Erst als er dem Unbekannten mit einer Anzeige gedroht habe, sei dieser endlich weggefahren. Doch das ist noch nicht das Ende der Geschichte. Kurze Zeit später klingelt das Telefon bei Elisabeth H. – wieder eine unterdrückte Nummer. Eine männliche Stimme fragt, warum der Mitarbeiter die Baustelle verlassen hat und so verärgert sei. &bdquo;Ich glaube, dass der vermeintliche Monteur selbst am Telefon war", vermutet Lennart S., der den Hörer von der Seniorin in die Hand gedrückt bekommen hatte. Mit Nachdruck habe er betont, dass Elisabeth H. nicht mehr belästigt werden wolle und sie die Polizei rufen würden. Die Beamten ermitteln in dem Fall, wie Polizei-Pressesprecher Ralf Steinmeyer gegenüber dem MT bestätigt. Der Verdacht liege nahe, dass es sich um einen Betrugsversuch handele und überteuerte Arbeiten angeboten wurden. &bdquo;Die Beteiligten haben sich richtig verhalten. Vor allem war es gut, dass sie den Sachverhalt angezeigt haben." Ob der Beschuldigte tatsächlich Elektriker oder ein Betrüger sei, stehe nicht fest und sei Gegenstand der Ermittlungen. Wer sich einen Handwerker ins Haus holt, sollte nicht die erstbeste Nummer aus dem Internet anrufen, sondern bestenfalls einen Experten vor Ort, so Steinmeyer weiter. Auch Verbraucherschützer raten, Aufträge an Firmen aus dem heimischen Raum zu vergeben, um keine überteuerten Rechnungen zu bekommen. Unterdessen hat ein heimischer Elektriker den Stromausfall bei Elisabeth H. behoben. Den Fehler hatte er laut Lennart S. nach zwei Minuten gefunden. Die Ursache sei eine durchgebrannte Sicherung gewesen. Nach zehn Minuten war die Reparatur erledigt.

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