Wie falsche Gärtner eine Familie betrügen

Hille-Eickhorst. Die Familie steht unter Schock. Hätten sie den Einbrecher aufhalten müssen? Und wie können sie sich künftig schützen? All diese Fragen gehen den Eickhorstern immer wieder durch den Kopf – auch Tage nachdem sie Opfer von Trickbetrügern geworden sind. Weil unmittelbar nach dem Zwischenfall einer Seniorin in Minden das gleiche passierte, haben sich die Eickhorster entschieden, ihre Geschichte zu erzählen – um andere zu warnen. &bdquo;Man sagt sich immer: So etwas passiert mir nicht. Aber jeder kann auf solche Betrüger reinfallen", sind sich die Opfer sicher. Was ist passiert? Als es am Mittwochnachmittag an der Tür klingelte, öffnete die zunächst allein anwesende Seniorin die Tür. &bdquo;Die müssen uns schon längere Zeit beobachtet haben und wussten, dass ich alleine zu Hause bin", ist sich die 95-Jährige sicher. Einer der Männer hätte erzählt, dass sie in der Nachbarschaft mit Gartenarbeiten beschäftigt seien und der Dame jetzt auch ihre Dienste anbieten wollten. Sie habe abgelehnt und die Männer auch nicht ins Haus gelassen, sagt sie. Als der Mann nach einem Zettel und einem Stift fragte, um seine Kontaktdaten dazulassen, habe sie etwas zum Schreiben geholt. Während sie die Kontaktdaten notierte – der Mann habe behauptet, er habe eine krakelige Schrift – schlich sein Komplize ins Haus. Sie habe das nicht bemerkt und die Tür anschließend wieder verschlossen. &bdquo;Das war die Masche der Täter", sagt die Seniorin rückblickend. "Ich war wie geplättet" Kurze Zeit später kamen der Sohn und die Schwiegertochter zusammen mit dem jüngsten Enkelkind nach Hause. &bdquo;Meine Schwiegermutter hat sofort erzählt, dass jemand da war, der Gartenarbeiten anbieten wollte", erinnert sich die Eickhorsterin. Sie seien nach einem kurzen Gespräch in ihre Wohnung im ersten Stock gegangen und hätten die Jacken ausgezogen. &bdquo;Ich hatte meine Enkelin auf dem Schoß, als ich plötzlich meinen Mann im Nebenraum mit jemandem sprechen gehört habe", erzählt die Frau, die die Geschichte nach wie vor nicht richtig fassen kann. Der Unbekannte habe zu ihrem Mann gesagt, er suche die Toilette, sei durch das Esszimmer gehuscht und dann sei er auch schon verschwunden gewesen. &bdquo;Ich wusste in dem Moment nicht, was ich sagen soll. Ich war wie geplättet", hat sie die Situation noch genau vor Augen. Erst als ihr Mann sie aufgefordert habe, im Schlafzimmer nachzuschauen, ob ihr Schmuck noch da ist, sei sie aus ihrer Schockstarre erwacht. Und tatsächlich waren mehrere Schmuckstücke weg, darunter ein Armband ihrer Mutter, eine Uhr und ein Ring. Auch eine geringe Summe Bargeld haben die Täter erbeutet. Hätte ihr Mann nicht geschaltet, wäre der Einbruch vermutlich noch längere Zeit unentdeckt geblieben. Denn der Unbekannte habe keine Unordnung hinterlassen. Sogar das Schmuckkästchen sei wieder verschlossen gewesen. Allerdings ist das Ehepaar auch überzeugt, dass der Mann noch mehr gestohlen hätten, wäre er nicht gestört worden. Immer wieder stellen sie sich die drei Betroffenen die Frage, ob sie den Mann – er trug Arbeitskleidung und war ihrer Beschreibung nach pummelig und sehr kräftig – hätten aufhalten müssen. &bdquo;Doch die Polizei sagte, wir hätten uns genau richtig verhalten und auch, dass meine Schwiegermutter keine Schuld trifft", sagt die Bestohlene. Je häufiger sie die Situation besprechen, desto mehr werde ihnen bewusst, dass sie eigentlich Glück im Unglück gehabt hätten. Der Trickbetrüger hätte schließlich auch gewalttätig werden können, wenn er sich in die Enge gedrängt gefühlt hätte. &bdquo;Auf den ersten Blick war das ein freundlicher Kerl", erinnert sich die 95-Jährige. Er habe sich übrigens als Tobias vorgestellt. Nur seine Arbeitskleidung hätte nicht ausgesehen, als ob er damit schon einmal im Garten gearbeitet hätte, sagt die Seniorin und kann bei dieser Aussage schon wieder ein bisschen lächeln. Neues Sicherheitsschloss fürs gute Gefühl Sie hat es im Übrigen nicht zum ersten Mal mit Betrügern zu tun. Bereits vor einem halben Jahr habe ein Anrufer den klassischen Enkeltrick bei ihr versucht, berichtet die alte Dame. Er habe gefragt, wie es mir geht und ob er sich ihm bis zum nächsten Montag Geld von ihr leihen könnte. &bdquo;Da habe ich sofort geschaltet." Und die Stimme sei ihr gleich komisch vorgekommen – das habe nicht nach ihrem Enkel geklungen. Sie habe dann den Hörer einfach aufgelegt. Die drei Eickhorster hoffen, dass sie nach den aufregenden letzten Tagen schnell wieder zur Ruhe kommen. Nicht nur der Trickdiebstahl an sich, auch der stundenlange Aufenthalt der Polizei und der Spurensicherung beschäftigt die Betroffenen nach wie vor. &bdquo;Das war wie im Film. Meine Frau musste sogar eine Speichelprobe abgeben, um mögliche Spuren des Täters an der Schmuckkassette identifizieren zu können", sagt der Ehemann. Während ein Einsatzwagen bei ihnen vor der Tür stand, sei ein weiteres Fahrzeug durch das Dorf gefahren, um nach den Tätern zu suchen und mögliche Zeugen zu befragen. Obwohl sie die erste Nacht fast gar nicht geschlafen hätten, wollen sich die Eickhorster aber laut eigener Aussage künftig nicht verrückt machen, oder sich in ihrem Alltag einschränken. Fürs gute Gefühl würden sie jedoch ein neues Sicherheitsschloss anschaffen. Und vielleicht sei es auch mal Zeit für ein neues Schmuckstück, sagt die Frau in Richtung ihres Ehemannes.

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