
Bielefeld. Wenn man durch Ostwestfalen-Lippe fährt, sieht man sie überall: mittelständische Weltmarktführer, Familienunternehmen, die längst globale Player sind – und doch mit beiden Beinen in der Region stehen. Manche sind der breiten Öffentlichkeit in Deutschland bekannt: Miele in Gütersloh, Oetker in Bielefeld, Melitta in Minden oder Claas in Harsewinkel. Und manche sind eher unbekannt: Hidden Champions wie Harting in Espelkamp, Weidmüller in Detmold oder Böllhoff in Bielefeld. Eines eint sie alle. Sie sind Beispiele dafür, was eine werteorientierte Unternehmerschaft ausmacht.
Diese Firmen sind mehr als Orte der Produktion. Sie sind Arbeitgeber, Steuerzahler, Kulturförderer, Sport-Sponsoren. Sie schaffen Identität für ganze Städte. Sie bilden damit ein Fundament, das weit über Bilanzen hinausreicht: Sie stabilisieren die Gesellschaft. Sie sind Brückenbauer – und tragen auf ihre Weise dazu bei, dass Demokratie und Rechtsstaat hier eine Heimat haben.
Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff hat in seiner Festrede bei Harting daran erinnert, dass die Erfolge der vergangenen 80 Jahre nicht selbstverständlich sind. Wer 1945 im zerstörten Deutschland unterwegs war, wusste, wie zerbrechlich Frieden und Freiheit sind. Aus dieser Erfahrung wuchs Demut – und die Bereitschaft, mit Ex-Feinden Kooperationen zu suchen. Ohne diese Haltung gäbe es keine EU, keine multilaterale Ordnung, keine deutsche Einheit.
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Arbeitgeber, Kulturförderer und Stabilisatoren der Gesellschaft
Doch Wulff stimmt mit seiner Rede auch nachdenklich. Denn aus Demut wurde in den 90er-Jahren Gleichmut – und in Teilen sogar Hochmut. Demokratie, Rechtsstaat, soziale Marktwirtschaft erschienen vielen als gottgegeben. Heute sehen wir, dass dies nicht stimmt: Nationalismus wächst, Empathie scheint zu schwinden, und es gibt Tech-Unternehmer, die uns erzählen wollen, dass nur die Starken überleben.

Gerade deshalb ist es wichtig, den Beitrag der Unternehmen in OWL im Blick zu behalten. Harting etwa, gegründet 1945, hat drei Generationen hindurch gezeigt, dass Dankbarkeit, Verantwortung und Zukunftsorientierung zusammengehören. Dieses Bewusstsein prägt viele Familienunternehmen der Region: Verlässlichkeit, Tradition, Innovation und Offenheit.
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Familienunternehmen mit Haltung
Mittelständische Global Player haben ihre Größe auch deshalb erreicht, weil sie verstanden haben, dass wirtschaftlicher Erfolg ohne gesellschaftliche Verantwortung nicht nachhaltig ist. Wir brauchen heute wieder mehr von dieser Haltung: Demut statt Hochmut, Zusammenhalt statt Spaltung, Empathie statt Zynismus. Viele Unternehmen in OWL zeigen, dass Werteorientierung keine Folklore ist, sondern eine Überlebensfrage – für die Region, die Wirtschaft und die Demokratie.