Ein fast normaler Tag: Autorin aus Espelkamp widmet ihrer Heimatstadt eine Kurzgeschichte

Espelkamp. Autorin und Verlegerin Marlies Kalbhenn wohnt mit ihrem Mann im Espelkamp-Center am Wilhelm-Kern-Platz – im Herzen Espelkamps. Direkt gegenüber ist das Rathaus, im gleichen Haus das Elite-Kino, das dort bereits fast so lange existiert wie die Stadt selbst. Wie so viele oder wie die meisten Einwohner der Stadt ist sie eine &bdquo;Zugereiste“, wie es so schön heißt. Aus der sehr schönen Provinzialhauptstadt Münster stammt sie. Und dennoch hat sie ihren Schritt, ihrem späteren Mann, der eine Anstellung an der heute nicht mehr existierenden Martinsschule erhielt, in die kleine Stadt Espelkamp zu folgen, nicht bereut. Für beide Kalbhenns ist sie inzwischen zur zweiten Heimat geworden. Marlies Kalbhenn hat sich nach dem Aufbau einer Theatergruppe im Michaelshaus durch die Veröffentlichung von Büchern und Geschichten sowie die spätere Gründung eines Verlages schnell einen Namen gemacht. Viele renommierte Literaturpreise hat sie inzwischen erhalten. &bdquo;Espelkamp ist eben nicht eine normale Kleinstadt, sondern eine multikulturelle Siedlung, die nach dem Zweiten Weltkrieg neu entstanden ist“, stellt sie fest. 90 Nationen lebten hier, was ihr und ihrem Mann gut gefalle. Somit sei auch in dieser kleinen Stadt immer etwas los. Marlies Kalbhenn wäre nicht Marlies Kalbhenn, wenn sie nicht genau diese Tatsache als literarische Vorlage für eine ihrer Geschichten genommen hätte. Ausgezeichnet von der Lebenshilfe Berlin So schrieb sie in &bdquo;Einfacher Sprache“ eine kleine Geschichte mit dem bezeichnenden Titel &bdquo;Ein fast normaler Tag in Espelkamp“ auf. Dafür erhielt sie einen Preis von der Lebenshilfe Berlin, der ihr jetzt überreicht wurde. Ein fast normaler Tag ist jetzt in einem Buch mit dem Titel &bdquo;Heimat“ bundesweit erschienen und listet Geschichten auf, die in Einfacher Sprache geschrieben wurden – als &bdquo;Kunst der Einfachheit“. Kalbhenn: &bdquo;Geschichten verbinden uns mit anderen Menschen. Wir lernen mehr über uns selbst. Wir reisen durch die ganze Welt und lernen viel Neues kennen. Manche Menschen möchten Geschichten in Einfacher Sprache lesen. Aber solche Geschichten gibt es zu wenig.“ Deshalb, so die Autorin, organisiere die Lebenshilfe Berlin regelmäßig den Literaturwettbewerb &bdquo;Die Kunst der Einfachheit“. Zum Thema Heimat hatten 280 Autorinnen und Autoren Texte eingesendet. In diesem Buch sind 21 Geschichten und Gedichte. Sie zeigen, wie unterschiedlich Menschen über das Thema denken. Für die einen ist Heimat ein Ort, für andere ist Heimat eine Person, ein Geruch oder ein Gefühl. Menschen seien verschieden. Was Heimat für sie bedeute, sei auch verschieden. Der Beitrag Marlies Kalbhenns trägt den Titel &bdquo;Ein fast normaler Tag“ und &bdquo;spielt“ in Espelkamp. Obwohl die Geschichte &bdquo;fiktiv“ und kein &bdquo;Tatsachenbericht“ ist – Ähnlichkeiten sind rein zufällig – freut sich die Autorin, dass sie rechtzeitig zum Stadtjubiläum erschienen ist, denn: &bdquo;Die Geschichte ist meine Liebeserklärung an die Stadt und ihre Menschen. Von den 75 Jahren Stadtgeschichte durfte ich, zusammen mit meinem Mann, 50 Jahre miterleben und, zum Teil, auch mitgestalten.“ Das Buch ist bei der Lebenshilfe Berlin, bei der Autorin und über den Buchhandel erhältlich. Espelkamp ist multinational Ein kleiner Auszug aus der Kurzgeschichte macht deutlich, was Marlies Kalbhenn mit ihren Alltagsbeobachtungen sagen möchte: &bdquo;Morgens und abends werden die Eltern von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der ’Häuslichen Pflege’“ versorgt; &bdquo;Heute haben Ludmilla aus Russland und Samuel aus Kenia Frühdienst(. . .)“ &bdquo;Mein Zahnarzt ist Niederländer, sein Geburtsort ist Amsterdam (. . .)“ &bdquo;Der Wochenmarkt findet direkt vor unserer Haustür statt. Als ich beim holländischen Blumenhändler einen Strauß Tulpen kaufen will, klopft mir Evetin auf die Schulter. Evetin ist Niederländerin oder Holländerin. (. . .)“ &bdquo;Silvio setzt sich zu uns. Er ist der Chef des italienischen Eiscafés (. . .)“ &bdquo;Zeit für mich nach Hause zu gehen. In unserer Wohnung hilft Max Sergeji aus Sibirien, Bewerbungen zu schreiben. Vor Sergeji war Ali aus dem Irak und Elie aus dem Libanon bei ihrem alten Lehrer.“

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