Frau aus Espelkamp hilft seit drei Jahren im Katastrophengebiet

Lübbecker Land. Birgit Beerbom, die von vielen Menschen auch als &bdquo;Engel des Ahrtals“ bezeichnet wird, blickt in diesen Tagen immer wieder ängstlich zum Himmel hoch: &bdquo;Es sind wieder Unwetter angesagt. Da gibt es bei meinen Freunden im Ahrtal immer schlaflose Nächte“, sagt die Isenstedterin, die ebenfalls unruhig ist und immer wieder ihre Freunde in den betroffenen Katastrophengebieten anruft oder über Whatsapp Kontakt hält. Denn in diesen Tagen jährt sich die Überschwemmungskatastrophe zum dritten Mal. &bdquo;Es ist wichtig, dass wir an dieses Ereignis erinnern, damit es nicht vergessen wird und auch die Aufarbeitung der Verfehlungen, die zu den vielen Todesfällen geführt haben, weitergeht.“ Das liegt der hilfsbereiten Frau, die im Hauptberuf Krankenschwester im Lübbecker Krankenhaus ist, sehr am Herzen. Birgit Beerbom aus Isenstedt war eine der Ersten, die erkannte, wie wichtig es ist, den Betroffenen zu helfen. Sie organisierte zunächst in der Region Spendenaktionen und brachte tonnenweise Hilfsgüter zu den Flutopfern. Sie koordinierte und brachte viele Menschen zusammen. Noch bevor die staatlichen Stellen reagierten, war sie schon an den am schlimmsten betroffenen Schauplätzen und arbeitete auch aktiv am Wiederaufbau von Häusern mit. Am Anfang fehlte es an allem Zeitweilig transportierte sie auch Lebensmittel in die Katastrophenregion, denn am Anfang fehlte es den Menschen an allem. Ihre gesamte Freizeit und den Urlaub verbrachte sie im Ahrtal, half auch den Weinbauern beim Wiederaufbau ihrer Güter. In dieser Zeit sind Freundschaften entstanden, für Birgit Beerbom ist das Ahrtal zur zweiten Heimat geworden. Denn für die Frau ist eins klar: &bdquo;Es wird weiterhin Hilfe benötigt. Noch längst sind die Folgen der Jahrhundertflut nicht beseitigt, in manchen Orten ist bis heute kaum Hilfe angekommen.“ Und was immer deutlicher werde: &bdquo;Die Traumatisierung werden zu einem immer größeren Problem.“ Gerade jetzt rund um den dritten Jahrestag der Katastrophe werden sie und die Menschen dort immer wieder daran erinnert, wie schlimm die Situation ist. &bdquo;Ich habe das Gefühl, ich muss da mal wieder hin und meine Leute besuchen“, sagt sie im Gespräch mit nw.de. Es ginge einfach auch darum, dass die Menschen dort unten einfach wieder Sicherheit bekommen. Keine Hilfstransporte mehr ins Ahrtal Immer wieder fahre sie zu &bdquo;ihrer“ Familie Wolf nach Dernau und bringt dort Blumen vorbei. &bdquo;Dort ist mein Paradies, wo ich Kraft aufgetankt habe“, so Birgit Beerbom. Dort blühe es inzwischen richtig schön, dort habe sie viele Rosen hingebracht, die gespendet worden waren. Im Ahrtel habe sie inzwischen &bdquo;viele Ankerpunkte“, Menschen, mit denen sie sich angefreundet habe, die sie regelmäßig besuche. Hilfstransporte organisiert die Isenstedterin zwar nicht mehr, dennoch bringt sie - wenn sie von Hilferufen erreicht werde, persönlich bestimmte Dinge vorbei oder überbringe auch Spenden, die ihr immer noch zugingen. Mehrfach im Jahr fährt Birgit Beerbom in ihr geliebtes Ahrtal, jetzt bald wieder zum Herbst zur Weinlese. Von einer älteren Dame aus Espelkamp habe sie kürzlich eine Spende in Höhe von 1.500 Euro erhalten, von der sie &bdquo;besonders bedürftigen Menschen etwas kauft und ihnen persönlich vorbeibringt“. Helfergruppen aus dem Mühlenkreis aktiv Sie trage zwar selbst keine Möbel mehr dorthin, aber sie wisse von einer Helfergruppe aus dem Mühlenkreis und eine Gruppe von Menschen aus Oberbauerschaft, die dort etwas hingebracht hätten. Es gebe auch eine heimische Gruppe von Tischlern, die dort unten zum Selbstkostenpreis Möbel reparierten. &bdquo;Es ist einfach toll, was sich alles getan hat, welche Initiativen sich für die Menschen im Ahrtal gebildet haben“, freut sich Birgit Beerbom. In diesem Zusammenhang nennt sie auch die Hilfsaktionen von Karin Pourie aus Rahden. &bdquo;Ich bin mit dem Herzen bei meinen Freunden im Ahrtal. Was ich kann, werde ich für sie alle tun. Und das ist noch lange der Fall“, ist sie sich sicher. Viele Freundschaften hätten sich gebildet, sie sei zu Geburtstagen eingeladen. Das Ahrtal sei ihr zur zweiten Heimat geworden, macht sie deutlich. Wenn sie wieder vor Ort sei, hält sie in vielen Dörfern an, sie kennt überall Menschen und spricht mit ihnen. &bdquo;Es ist so, als wenn ich nach Hause komme.“ Ihr sei aufgefallen, dass vor allem viele ältere Menschen allein gelassen seien und zu wenig Hilfe bekommen, die noch dazu sehr ungleich verteilt würde. Es gebe noch viele Baustellen, nicht alle könnten in ihren Häusern wohnen. Für Birgit Beerbom ist das alles noch wie &bdquo;eine Gefühlswaschmaschine“. Es sei schon sehr traurig, wenn man merke, dass nach der Katastrophe Menschen aus Kummer und Angst gestorben seien. Sie appelliert an alle Verantwortlichen und auch an alle Menschen, &bdquo;weiterhin offene Ohren für die Menschen des Ahrtals zu haben und sie nicht zu vergessen.“ Kochbuch der Ahrtal-Frauen vorgestellt Sie selbst werde weiterhin für das Ahrtal aktiv bleiben und Ansprechpartnerin sein sowie vermittelnd tätig werden, wenn dies benötigt werde. Zurzeit freut sich Birgit Beerbom auch über das erschienene Backbuch der Ahrtal-Frauen, das ihr sehr am Herzen liegt und das sie mithilft zu vermarkten. Der Erlös ist einzig und allein für die Flutopfer bestimmt. Birgit Beerbom kann sich daran erinnern, dass zwischen baufälligen und zerstörten Gebäuden im &bdquo;JUHte-Laune-Zirkuszelt“ der Johanniter eine Manege der Ruhe und des Zusammenhalts in Zeiten des Wiederaufbaus entstanden ist. Es habe sich dort herausgestellt, dass fast niemand mehr ein Backbuch im Haushalt hatte. Diese wurden, wie so vieles durch die Flut zerstört. Auch die alten Rezepte vorheriger Generationen waren über Nacht fort. Doch glücklicherweise hätten sich einige Hobbybäckerinnen noch gut an ihre Lieblingsrezepte erinnert. Diese backten sie seither Woche für Woche und teilen die Rezepte nicht nur beim Johanniter-Kaffeeklatsch, sondern nun auch öffentlich in diesem Backbuch, so Birgit Beerbom. Das Buch heißt &bdquo;Aus Liebe zum Backen“, und wird von der Johanniter-Unfall-Hilfe herausgegeben. Es ist unter der ISBN-Nr 13 978-3-9815910-3-3 im Verlag Herbrand & Friedrich erhältlich.

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