Geschichtsträchtig

100 Jahre Schützenverein Espelkamp-Alt: Bis heute werden Sport und Geselligkeit gepflegt

Den runden Geburtstag feiert der Schützenverein Espelkamp-Alt mit einem großem Pfingstschützenfest. Das Feuerwerk soll so groß wie noch nie werden.

Dieses Foto ist 1964 entstanden. Es zeigt die Mitgründer des Schützenvereins Espelkamp-Alt. Sie wurden nach 40 Jahren vom Verein geehrt. | © Schützenverein Espelkamp-Alt

15.05.2024 | 15.05.2024, 16:00

Espelkamp. Ein ganzes Jahrhundert alt werden in diesem Jahr die Schützen der Altgemeinde Espelkamp. Grund genug, das traditionelle Pfingstschützenfest mit einem der größten Feuerwerke in der Region noch schöner zu feiern als sonst üblich. Die NW blickte sich im Archiv des Schützenvereins um und fand viel Interessantes.

„Natürlich schauen wir voller Stolz auf dieses Jubiläum“, sagt Major Michael Hoischen. Im Jahr 1924 kam es beim damaligen Gastwirt August Kahmeyer zur Gründung des Schützenvereins, dem spontan 46 Personen beitraten. Noch im Laufe des Jahres erhöhte sich die Mitgliederzahl auf 95. Zweck und Ziel des Vereins war laut Satzung: „Die Pflege des Schießsports, der Kameradschaft und der Geselligkeit.“ Das hat bis heute Bestand.

Zum ersten Major wurde 1924 August Kahmeyer gewählt, und bereits im Jahre 1925 feierten die Schützen das erste Schützenfest. Dazu rief Fritz Blase einen Spielmannszug ins Leben. Der erste Schießstand wurde an der Fabbenstedter Straße am Waldbach errichtet. Das Erscheinungsbild des Vereins war damals noch ein wenig anders als heute. Die Vorstandsmitglieder trugen zum bis obenhin zugeknöpften Uniformrock einen Degen. Die übrigen Schützen trugen eine schwarze Jacke, ein weißes Hemd mit Krawatte, die Uniformmütze und ein Holzgewehr, mit dem noch exerziert wurde. Der Schützenkönig erschien im schwarzen Anzug mit Schützenmütze, oft auch mit Zylinder. Hoch zu Roß saßen der Major und sein Bataillonsadjutant.

Hoch zu Ross kam der berittene Major mit Adjutanten Mitte des vorigen Jahrhunderts daher. - © Schützenverein Espelkamp-Alt
Hoch zu Ross kam der berittene Major mit Adjutanten Mitte des vorigen Jahrhunderts daher. | © Schützenverein Espelkamp-Alt

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Seit 1935 Grundstück „Unter den Eichen“

Im Jahre 1928 beschloss der Vorstand, eine Fahne für 423,25 Reichsmark anzuschaffen, die auf dem Schützenfest geweiht wurde. Zwei Tage wurde das Schützenfest zur damaligen Zeit gefeiert. Nach dem ersten Tag war bereits um 5 Uhr wecken, und um 6 Uhr marschierte die Kompanie zum Schießstand, um dort den neuen Schützenkönig zu ermitteln. Bis 10 Uhr musste der Adler gefallen sein, so war es mit der Kirche vereinbart, denn dann begann der Gottesdienst.

Nach dem „Königsschuss“ ritt der Bataillonsadjutant zur neuen Königsresidenz, um der Königin einen ersten Gruß zu überbringen. Die Nachbarschaft wurde informiert, damit Hof und Weg noch geschmückt werden konnten und Getränke für die Schützen bereitstanden.

Nachdem der Vereinsvorsitzende gegen Mittag den neuen Schützenkönig proklamiert hatte, marschierte der Verein geschlossen zum Königshof, um sich dort bei einem kurzen Aufenthalt zu stärken. Anschließend ging es zurück zum Festplatz. Am Nachmittag wurde der König von seiner Residenz abgeholt und zum Festplatz begleitet. Im Festzelt gab es die Beförderungen, Auszeichnungen, aber auch einige Bestrafungen. Die Chronik schreibt über den weiteren Verlauf des Festes:

Auch Tänzer kommen auf ihre Kosten

„Inzwischen haben sich auch die Schützenfrauen und Bräute eingefunden. Die Musik wartet mit den besten alten und neuen Tanzweisen auf, sodass auch die Tänzer auf ihre Kosten kommen. Währenddessen sind andere Schützen voll und ganz damit beschäftigt, dem Festwirte die Fässer und Flaschen zu entleeren. Es herrscht sehr bald eine Stimmung und Ausgelassenheit, die nicht zu überbieten ist… .“

1935 wurde das Grundstück von August Kahmeyer anderweitig genutzt und der Schießstand musste weichen. Der Bauer Wilhelm Wehebrink Nr. 2 stellte auf seinem Hof einen schön gelegenen, von Eichen umsäumten, Platz zur Verfügung.

Mit dem Ausbruch das 2. Weltkrieges ruhte das Vereinsleben. Erst 1949 gelangte Major Wilhelm Tirre (Sudmeier) der Neuanfang und so wurde in diesem Jahr bereits wieder ein Schützenfest gefeiert – und das vier Tage lang. Die Gaststätten Heitkamp und Bohne wechselten sich nun in der Ausrichtung der Feste jährlich ab.

Arthur Kolbus gehörte zu den Gönnern

Im Frühsommer 1949 verstarb Wilhelm Tirre und Willy Coors wurde sein Nachfolger. Es traten alleine auf einer Versammlung in diesem Jahr 56 neue Mitglieder dem Verein bei. Im Jahre 1954 übernahm Wilhelm Sander die Führung des Vereins und führte den Aufbau zielstrebig fort. Der Scheibenstand „Unter den Eichen“ wurde 1955 modernisiert und mit einer Scheibenzuganlage ausgerüstet.

Ein großes Fest wurde 1958 gefeiert, als Arthur Kolbus, einer der großen Gönner des Vereins, Schützenkönig wurde. Er unterstützte den Verein auch bei der Anschaffung der automatischen Scheibenzuganlage, einem Erweiterungsbau und beim Bau der Schützenhalle auf Wehebrinks Hof im Jahre 1964.

Von diesem Jahr an wurde das Königsschießen auf 10 Uhr verlegt, in den späteren Jahren auf 10.30 Uhr. 1969 wurden neben der Kapelle Rose, die von Anfang beim Schützenfest zum Tanz aufspielte, die Dominos engagiert. Mit dem modernen Sound waren sie ein Garant für den Zuspruch von jungen Leuten.

Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war das 50. Jubiläum des Vereins im Jahre 1974 mit Fahnenweihe. Ein großes Feuerwerk leitete das Fest ein. Auf dem Sportplatz an der Schulstraße fand die Weihe der von Ursula Heitmann gestifteten neuen Vereinsfahne statt. Mehr als 1.100 Schützen und sonstige Gäste wohnten dieser Zeremonie bei. Jubiläumskönig war Dieter Spreen, der 25 Jahre später zum 75. Vereinsjubiläum erneut den Adler von der Stange holte und damit als Kaiser das Schützenvolk in Alt-Espelkamp regierte. Einige Jahre zuvor, 1966, hatte sich aufgrund einer neuen Grenzziehung Grundsätzliches für den Schützenverein geändert. Rund 400 Einwohner und 76 Häuser gehörten durch die kommunale Neuordnung plötzlich zu Rahden. Auch der Schützenplatz lag nun in Rahden. Der Schützenverein reagierte darauf sehr diplomatisch und entwarf ein Emblem mit dem Wappen der Städte Espelkamp und Rahden, um die Verbundenheit mit beiden Orten zu dokumentieren.

Höhenfeuerwerk nach dem Zapfenstreich

Im Jahr darauf wurde erstmals das Höhenfeuerwerk nach dem Zapfenstreich abgebrannt, bis heute einer der Höhepunkte des Schützenfestes. Bereits seit 1961 ist die Kanone, die neunköpfige Haubitzenbatterie mit eigenem Mannschaftswagen und Geschütz ein fester Bestandteil des Vereins und vor allen Dingen des Schützenfestes.

Ein Foto aus dem Jahe 2006 mit der Jigger Bigger Band. Die Aufnahme ist während des Schützenfestes im Festzelt aufgenommen worden. - © Schützenverein Espelkamp-Alt
Ein Foto aus dem Jahe 2006 mit der Jigger Bigger Band. Die Aufnahme ist während des Schützenfestes im Festzelt aufgenommen worden. | © Schützenverein Espelkamp-Alt

1976 konnte der Verein mit Werner Schwettmann seinen ersten Kreiskönig beglückwünschen. 1994 folgte bei den Jungschützen Michael Tirre als Kreisjungkönig. 2013 wurde Susanne Borkowski die erste Königin und errang in diesem Jahr auch die Kreiskönigswürde.

Da Stillstand Rückschritt bedeutet, haben die Grünröcke aus Alt-Espelkamp Schießhalle und Schützenhaus mehrfach erweitert und renoviert. 1983/84 wurde die Schießhalle erweitert und ein achtbahniger Luftgewehrstand gebaut. 2002/03 wurde das Schützenhaus komplett renoviert, eine Zentralheizung eingebaut sowie eine neue Fensteranlage und ein neuer Adlerstand. Ferner wurde ein vierbahniger KK-Stand gebaut. 2022/23 erfolgte eine weitere Modernisierung.

Die Kanoniere des Schützenvereins Espelkamp-Alt. Das Foto entstand 2009 am Schießstand "Unter den Eichen". - © Schützenverein Espelkamp-Alt
Die Kanoniere des Schützenvereins Espelkamp-Alt. Das Foto entstand 2009 am Schießstand "Unter den Eichen". | © Schützenverein Espelkamp-Alt

Besonderer Dank an die Festwirte

Ein besonderer Dank im Jubläumsjahr gilt den bisherigen Festwirten Werner Schwettmann, Willi Rethorn, Doris Gutknecht, Gerhard Eiberg, Carsten Bremer und Thorsten Schwarze, mit denen der Verein immer ein gutes Einvernehmen hatte.

Zur guten Entwicklung des Vereins hatten die vielen engagierten Mitglieder und die bisherigen Vorsitzenden einen nicht unerheblichen Anteil. Diese waren August Kahmeyer, August Klicker, Heinrich Kreibohm, Wilhelm Tirre, Willi Coors, Wilhelm Sander, Wilhelm Heimsath, Walter Dahl, Gerhard Peper, Jürgen Heimsath, Wilfried Pirschel und Michael Hoischen.

INFORMATION


Drei Tage Schützenfest „Unter Wehebrinks Eichen“

Drei Tage lang feiern, von Samstag,18., bis Montag, 20. Mai, die Alt-Espelkämper Schützen an ihrem Schießstand „Unter Wehebrinks Eichen“ ihr großes Fest. Da sie 2024 100 Jahre alt werden, soll das Feuerwerk noch größer und schöner werden als in den Jahren zuvor. Hier die wichtigsten Programmpunkte im Überblick:

Samstag, 18. Mai, steht ab 22 Uhr das große Höhenfeuerwerk nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Programm. Es steht unter dem Motto „Zeitreise - zurück in die Zukunft“. Gleichzeitig gibt es zünftige Musik mit der Crossfader Partyband und DJ „Relix“.

Sonntag, 19. Mai, startet ab 14.30 Uhr das Kinderschützenfest mit dem Kinderkönigsschießen. Und ab 19 Uhr ist der Höhepunkt mit dem Jubiläumsempfang vorgesehen. Viele Ehrengäste werden erwartet. Ab 21 Uhr startet DJ Max mit seinem Musikprogramm und lädt zum Tanzen im Festzelt ein.

Der Montag, 20. Mai, steht ganz im Zeichen des Königsschießens, das ab 11.30 Uhr startet. Wenn die Entscheidung feststeht, schließt sich eine Nonstop-Party mit DJ Charlie an, zu der noch einmal alle Festteilnehmer eingeladen sind.