Start der Saison

Bräuche, Tradition und Herkunft: Zehn Fakten zum Schützenfest

Erst wird geschossen, dann wird gefeiert – große Schützenvereine leben die Tradition seit Jahrhunderten. Alles zu Uniformen, Ritualen, Umzügen, Kinderkönigen und Königspaaren auf nw.de

Die Fahne ist ein wichtiges Symbol beim Schützenfest und wird oft bei Prozessionen und anderen Veranstaltungen vom Fahnenträger getragen. | © Madita Schellenberg

Larissa Kirchhoff
09.03.2025 | 10.03.2025, 09:16

Wenn Fähnchen die Stadt schmücken und sich Schützen in ihre Uniformen werfen, weiß jeder: Es geht wieder los. Die Schützenfest-Saison startet. Für zahlreiche Umzüge und Veranstaltungen kommen in dieser Zeit Tausende Menschen zusammen. Warum die Schützenfest-Tradition von Region zu Region unterschiedlich gefeiert wird, wo der Ursprung des Festes liegt und ohne welche Rituale nahezu kein Schützenfest auskommt, haben wir in einer Übersicht zusammengefasst.

Schützenfest-Fakt 1: Schützen feiern über mehrere Tage

Die Dauer eines Schützenfestes variiert von Verein zu Verein. In der Regel wird das Volksfest aber etwa zwei bis drei Tage gefeiert.

Den Auftakt eines Schützenfestes machen häufig ein Treffen aller Vereinsmitglieder und das Wettschießen zur Ernennung des neuen Schützenkönigs - auch Königsschießen genannt. Nicht selten findet das Königsschießen schon vor dem Schützenfest statt, um die Schießtradition durch einen Festumzug zu ersetzen.

Im Anschluss an den Festumzug wird gemeinsam im Festzelt gegessen und das Bierfass angestochen. Es folgt eine große, teils mehrtägige Feier im Festzelt. In einigen Fällen wird das Schützenfest mit besonderen Highlights ausgeweitet, etwa durch Karusselle, Konzerte und Essensstände. Der Schützenverein denkt sich für die Zeit des Volksfestes häufig einige Höhepunkte aus. Jedes Schützenfest ist individuell.

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Schützenfest-Fakt 2: Die Schützenfahne ist das Prunkstück jedes Schützenvereins

Bild: Die Fahne ist ein wichtiges Symbol beim Schützenfest und wird oft bei Prozessionen und anderen Veranstaltungen vom Fahnenträger getragen.Zum Schützenfest wird der Schützenfahne eine besondere Bedeutung zugesprochen. Sie steht für das Bestehen des Schützenvereins und wird als Symbol in Ehren gehalten.

In jedem Schützenverein gibt es auch sogenannte Fahnenträger, die die Fahne traditionell bei Umzügen, Veranstaltungen und Beerdigungen tragen. Nicht zuletzt sind sie auch für die Pflege und Aufbewahrung der Vereinsfahne verantwortlich.

Natürlich kommt die Fahne auch beim Schützenfest getragen - den Höhepunkt erlebt die Fahne wohl beim Festumzug, wenn die Schützen durch die Stadt marschieren.

Schützenfest-Fakt 3: Schützenfeste haben bereits im Mittelalter stattgefunden

Im Mittelalter mussten sich Städte noch mit Stangenwaffen auf Pferden selbst vor Plünderern schützen, also bildeten die Verteidiger kleine Vereine. Im Jahr 924 erließ König Heinrich I. ein Gesetz, das die Bürgerwehren zum Teil der Stadtverteidigungen erklärte. Zur Stärkung des Selbstbewusstseins und zur Stärkung der Präsenz in der Öffentlichkeit wurden regelmäßig Festlichkeiten für die Vereine organisiert.

Die militärische Bedeutung hat im Laufe der Jahre abgenommen, die Tradition der Festlichkeit hat sich allerdings weiterentwickelt. Heute hat das Schützenfest für viele Menschen eher den Charakter eines Volksfestes.

Schützenfest-Fakt 4: Die Uniform der Schützen verrät ihre Leistung

Das Schützenfest ist in vielen Teilen OWLs eine wichtige Tradition. - © Karin Prignitz
Das Schützenfest ist in vielen Teilen OWLs eine wichtige Tradition. | © Karin Prignitz

Startet die Schützenfest-Saison, holen aktive Schützen ihre frisch gereinigten und gebügelten Uniformen heraus. Aber die Uniform selbst ist nicht das Entscheidende. Es sind die Schnüre, Abzeichen, Binden und Klappen, die Auskunft darüber geben, welche Leistungen der Uniformträger bereits erbracht hat.

Schützen schießen und messen sich – so wird nicht zuletzt auch der Schützenkönig durch das Königsschießen gekürt. Hat ein Schütze also zahlreiche Abzeichen an seiner Schützenjacke, so kann man sicherlich von einem guten und erfahrenen Schützen reden.

Schützenfest-Fakt 5: Umzüge werden begleitet vom Blasorchester oder Spielmannszug

Bild: Das Blasorchester spielt oft traditionelle Märsche und andere festliche Musik während des Schützenfestes und trägt so zur feierlichen Atmosphäre bei.Kein Umzug ohne musikalische Untermalung – das ist ein ungeschriebenes Gesetz für Schützenvereine. In der Regel kommt die Musik von einem Blasorchester, das aus Spielern von Blasinstrumenten besteht. In einigen Fällen aber spielt auch ein Spielmannszug, also einer Musikgruppe, bestehend aus Marschtrommeln, klappenlosen Querflöten, Lyren, großer Trommel und Becken.

Oft gebührt dem Blasorchester ein fester Platz beim Umzug. Die musikalische Untermalung gehört zur festen Tradition, die nicht selten auch zum Zapfenstreich eingesetzt wird.

Für Profis und Anfänger:Mit diesen sieben Tipps überstehen Sie jedes Schützenfest

Schützenfest-Fakt 6: Der größte Schützenumzug der Welt findet in Hannover statt

Mit stolzen 3,5 Kilometern Strecke ist der Schützenumzug in Hannover Spitzenreiter. Viele Festwagen, Fahrgeschäfte, prominente Gäste und Livemusik locken Tausende Gäste zum Schützenfest in Hannover.

Schützenfest-Fakt 7: Vogelschießen: Was heute Holz ist, war früher echt

Das Vogelschießen ist ein traditioneller Wettbewerb auf dem Schützenfest, um den Titel des Schützenkönigs oder der Schützenkönigin zu erringen. - © Wilfried Hiegemann
Das Vogelschießen ist ein traditioneller Wettbewerb auf dem Schützenfest, um den Titel des Schützenkönigs oder der Schützenkönigin zu erringen. | © Wilfried Hiegemann

Bild: Das Vogelschießen ist ein traditioneller Wettbewerb auf dem Schützenfest, um den Titel des Schützenkönigs oder der Schützenkönigin zu erringen.Das traditionelle Vogelschießen ist ein Wettbewerb für die Treffsicherheit der Schützen – nicht zuletzt, um den Schützenkönig zu wählen.

Im Mittelalter dienten die Vögel als Opfergabe. Dies änderte sich jedoch im Laufe der Jahre, sodass heutzutage nur noch Holzvögel genutzt werden. Kunsthandwerker sorgen für eine realitätsnahe Optik der Holzfiguren, sodass die Tradition des "Vogelschießens" bestehen bleibt.

Schützenfest-Fakt 8: Kinderkönig und Jungschützen: Auch die Jugend darf schießen

Auch Kinder können Teil des Schützenvereins sein. Einige Schützenvereine nehmen bereits Mitglieder ab sechs Jahren auf, an Wettkämpfen teilnehmen dürfen sie erst ab zwölf Jahren. So will es das Gesetz. Mit regelmäßigen Trainingseinheiten werden sie an den Sport herangeführt, mit dem Ziel, die Tradition der Schützenvereine fortzuführen.

Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren dürfen mit kleinkalibrigen Schusswaffen üben, – zumindest wenn die Einverständniserklärung der Personensorgeberechtigten vorhanden ist. Ohne diese geht bei den Jüngeren gar nichts. Reglementiert hierbei ist die Überwachung einer geeigneten Aufsichtsperson, die nicht nur volljährig sein muss. Vielmehr ist damit jemand gemeint, der eine Jugendbasislizenz besitzt oder ein lizenzierter Vereinsübungsleiter ist.

Schützenfest-Fakt 9: Der Schützenkönig gibt mehrere Tausend Euro aus

Wer sich zum Schützenkönig ernennen lässt, muss nicht nur ausreichend Zeit für die bevorstehenden Veranstaltungen, Ereignisse und Termine haben. Er muss auch finanziell in der Lage sein, die ehrenvolle Aufgabe zu erfüllen. Neben den Kosten für Orden und Ehrung kommen Kosten für Getränke und Speisen für den Verein hinzu. Je nach Ausmaß des Festes und Beteiligung des Schützenvereins reicht die Geldspanne für den Titel über das Jahr verteilt also von 2.000 bis 10.000 Euro.

Die Kosten hängen zudem ab von der Größe des Volksfestes. Ein großes Schützenfest auf einem großen Schützenplatz mit vielen Fahrgeschäften, Höhepunkten und traditionellen Musik-Acts, zu denen groß gefeiert wird.

Schützenfest-Fakt 10: Königspaare können sowohl hetero- als auch homosexuell sein

Das Blasorchester spielt oft traditionelle Märsche und andere festliche Musik während des Schützenfestes und trägt so zur feierlichen Atmosphäre bei. - © Besim Mazhiqi
Das Blasorchester spielt oft traditionelle Märsche und andere festliche Musik während des Schützenfestes und trägt so zur feierlichen Atmosphäre bei. | © Besim Mazhiqi

Dass ein Mann König und seine Frau automatisch Königin wird, ist längst überholt. In einigen Schützenvereinen ist es mittlerweile üblich, dass etwa gleichgeschlechtliche Paare ebenso als Königspaar auftreten können wie ein heterosexuelles Paar. Im März 2017 kippte der konservative Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften den Beschluss, dass ein Königspaar zwingend aus Mann und Frau bestehen müsse.