Espelkamper Schafzüchter drohen nach Wolfsrissen, die Tierhaltung aufzugeben

Espelkamp. Ortsvorsteher Jens Heiderich, Marcus Fromm, Bernd Hellmann, Hartmut Köster, Carsten Bergsieker und Meik Blase sitzen am großen Küchentisch auf dem landwirtschaftlichen Anwesen von Hartmut Köster in Frotheim. Sie haben eines gemeinsam: Alle sind Schafzüchter. Teilweise seit mehr als eine Generation vereint sie diese Leidenschaft: die Schafzucht. Jetzt überlegen sie zuweilen, ob sie ihr Hobby nicht an den Nagel hängen müssen, denn sie sind Geschädigte. Marcus Fromm beispielsweise, der direkt an seinem Elternhaus in Frotheim nahe beim Dorfplatz mehrere Kamerun-Schafe hält. In der Nacht von Karfreitag auf Ostersamstag kam bei ihm wohl ein Wolf vorbei. Er riss einem der wertvollen Tiere die Bauchdecke auf, berichtete er in die Runde. &bdquo;Er hat aber so gut wie nichts davon gefressen, möglicherweise ist er gestört worden“, sagt Fromm. Er informierte die Behörden, auch die Polizei, und eine Wolfsberaterin kam vorbei, die Speichelproben von den Bissstellen nahm. Das beobachtete er ganz genau. Auf seine Fragen, wie es denn weitergehen könne, habe sie lediglich die Antwort gegeben, dass die Proben jetzt eingeschickt würden. Mit einem Ergebnis könne man höchstens in sechs Wochen rechnen. Weitere Fragen von ihm, wie man denn jetzt beispielsweise in Frotheim weiter vorgehen solle oder was er machen könne, habe sie nicht beantwortet. Dazu sei sie nicht befugt, sei ihm gesagt worden. Herde von Texel-Schafen heimgesucht Noch stärker vom mutmaßlichen Wolf heimgesucht worden ist der Frotheimer Hartmut Köster, der eine kleine Herde von Texel-Schafen besitzt. Er ist gleich mehrfach vom mutmaßlichen Raubtier heimgesucht worden. Dabei sind drei Lämmer gerissen worden, eines wurde so schwer verletzt, dass der Tierarzt es am Mittwochmorgen einschläfern musste. Es lag noch draußen auf der Weide, als sich die Frotheimer Schaffreunde versammelten. Auch Köster, der von einer anderen Wolfsberaterin besucht wurde, machte dieselben Erfahrungen: &bdquo;Sie hat nichts weiter gesagt, hat nur die Proben gezogen. Und dann war sie auch schon wieder fort“, erzählt er. &bdquo;Das darf sie auch von Amts wegen nicht“, so Ortsvorsteher Jens Heiderich, der gemeinsam mit Meik Blase für Frotheim zuständige Ratsvertreter in der Espelkamper Ratsvertretung. So lange nicht klar sei, ob es sich tatsächlich um einen Wolf handele, dürfe sie keine entsprechenden Aussagen treffen. Die betroffenen Schafzüchter und auch die bislang noch nicht vom mutmaßlichen Wolf Heimgesuchten müssten jetzt reagieren, um weiteren Schaden zu verhindern. Köster hatte bereits kurz nach dem ersten Angriff seine Weide nächtens mit Licht überflutet und auch ein normales Transistor-Radio an eine Verstärker-Anlage angekoppelt und damit die gleiche Wiese beschallt. &bdquo;Da war hier richtig Party, hat aber einen weiteren Besuch des Tieres nicht verhindert“, stellt er fest. &bdquo;Nachts auf der Lauer liegen“ Köster wird jetzt die übrig gebliebene Herde zumindest nachts fest im Stall halten. Er werde aber auf alle Fälle darauf drängen, wenn das Ergebnis feststehe, die getöteten Schafe ersetzt zu bekommen. Außerdem will er sich darum kümmern, für einen höheren Zaun – er muss mindestens 1,80 Meter hoch sein und fest im Boden verankert – Zuschüsse zu bekommen. Marcus Fromm hat allerdings Probleme, seine Kamerun-Schafe sofort zu sichern: &bdquo;Dafür wird unser Stall nicht ausreichen. Da kommt der Wolf möglicherweise auch hinein. Da muss ich halt nachts aufpassen und auf der Lauer liegen.“ Die Frotheimer Züchter hoffen, dass das mögliche Wolfsproblem bald in den Griff zu bekommen ist. Ansonsten müssten sie ihre Tierhaltung an den Nagel hängen. Sie befürchten außerdem, dass nach den Schafen auch die anderen Tiere wie Mutterkühe, Geflügel, Enten und Gänse gefährdet sein könnten. &bdquo;Hier hat es nie Wölfe gegeben, wir brauchen sie hier auch nicht“, sagt Macus Fromm. Für ihn ist ganz klar, dass der Wolf hier nichts zu suchen habe und beseitigt werden müsse: &bdquo;Ich habe auch schon ganz viele besorgte Anrufe erhalten von Familien mit Kindern und auch Hundebesitzer, die häufiger mal in den Naturschutzgebieten spazieren gehen. Die haben jetzt Angst, dass sie angefallen werden könnten, vor allem auch die Hunde“, befürchtet Meik Blase Schlimmeres. Für ihn steht fest: &bdquo;Bei uns im Dorf geht inzwischen die Angst um.“ Mehr Rehe außerhalb des Waldes Ortsvorsteher Jens Heiderich warnt davor, &bdquo;jetzt gleich in Hysterie zu verfallen“. Das helfe nicht weiter. Er hofft, dass dies ein einmaliger Vorfall bleibt. Er werde sich – auch auf politischer Ebene – darum kümmern: &bdquo;Wir brauchen dringend eine Regulierung bei der Wolfsvermehrung. Und damit einhergehend eine Abschussquote“, macht er deutlich. Insgesamt gesehen sei Nordrhein-Westfalen ein zu dicht besiedeltes Bundesland, wo es kaum möglich sei, Naturschutz und Besiedlung unter einen Hut zu bekommen. Der Ortsvorsteher nimmt die Sorgen und Ängste der Schafzüchter aber vor allem auch der übrigen Bürgerschaft sehr ernst. Heiderich hält auch Kontakt zur Jägerschaft. Dabei sei ihnen allen bereits aufgefallen, dass beispielsweise das Rehwild seit einiger Zeit aus den Wäldern vermehrt austrete und sich auf den Wiesen aufhalte. Und dies geschehe vor allem auch immer mit mehreren Tieren. &bdquo;Sie schützen sich so wohl vor möglichen Wolfsattacken“, vermutet Heiderich.

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