Der Bundespräsident hatte beim gemeinsamen Fastenbrechen im Espelkamper Rathaus viele Fragen

Espelkamp. Auf der Dachterrasse, die die ehemalige Cafeteria auf dem Dach des Rathauses umschließt, bricht die Abenddämmerung herein. In der Zeit des Ramadans für die Menschen islamischen Glaubens ein Zeichen dafür, dass die Zeit des Fastens bald endet. Denn in den Vorschriften eines gläubigen Moslems heißt es, dass mit Einbruch der Dunkelheit das Fastenbrechen beginnt. Es gibt dazu einen Ramadankalender, in dem die Zeiten genau festgehalten sind. Dort stand für Mittwochabend, dass um Punkt 18.33 Uhr das Fasten endet. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der zum Fastenbrechen nach islamischer Tradition eingeladen hatte, musste und wollte sich natürlich auch an diese Zeiten halten. Er war jedoch schon um 18.20 Uhr eingetroffen und setzte sich mit seinen Gästen an den festlich gedeckten Tisch, der in der ehemaligen Cafeteria im obersten Stock des Rathauses vorbereitet worden war. So hatte Mouhanad Khorchide, Professor für islamische Religionspädagogik am Centrum für religionsbezogene Studien (CRS) und Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, genügend Zeit, etwas über die Tradition des Ramadans und des Fastenbrechens zu berichten. So hatte es Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gewünscht. Das Staatsoberhaupt möchte wissen, wie die unterschiedlichen Gruppen in einer Stadt wie Espelkamp leben. Er möchte ihre Sorgen und was sie &bdquo;so umtreibt“ kennenlernen. Ud das ginge doch am besten in dieser Form des Abendessens beim Fastenbrechen. Da könne man Gastfreundschaft mit einer kulturellen, spirituellen Tradition verbinden, so Steinmeier. Tradition des Fastenbrechens im Ramadan erklärt Ganz besonders vielfältig sei das Leben in der Stadt Espelkamp. Geprägt durch ein Nebeneinander der unterschiedlichen Ethnien und Religionen, so der Bundespräsident, doch vielleicht könne aus dem Nebeneinander vielleicht ein Miteinander werden. Deshalb hatte er an den Professor am Zentrum für Islamische Theologie die Bitte, ihm etwas über die Tradition des Fastenbrechens und die Bedeutung des Ramadans zu erzählen. Das tat dieser gerne. So stellte er die Verse 13 und 14 aus der Sure 49 des Korans seinen Ausführungen voran. Dort werde die Vielfalt beschrieben, deshalb werde sie auch im Religionsunterricht gesungen. Sie betone, dass der Mensch die Begegnung benötige und sich dankbar zeigen soll für diese Geste. Dies habe direkte Auswirkungen auf Menschen unterschiedlicher Glaubensausrichtung, die in Parallel-Gesellschaften in vielen Städten Deutschlands lebten. Der aus dem 7. Jahrhundert nach Christus stammende 2. Vers betone die Zugehörigkeit zum einen Gott und den festen Glauben, den man nur finden könne, wenn er das Herz erreiche. Der Bessere vor Gott sei der Frommere, so der Islam-Professor. Er stellte fest, dass immer wieder Menschen versuchten, zu polarisieren und ihren eigenen Weg gingen. Stattdessen müsse an genau dieser Stelle der Platz für ein Miteinander geschaffen werden, statt die Trennung zu betonen. Dies so sagen zu dürfen, sei in vielen Ländern leider keine Selbstverständlichkeit. Süße Datteln sind die erste Speise Khorhide stellte fest, dass man mit den Darbenden auf dieser Welt nur mitfühlen könne, wenn man selbst Hunger- und Durstgefühle erleben würde. Deshalb sei auch die erste Speise, die man bei einem Fastenbrechen zu sich nehme, süße Datteln. Grund hierfür sei, dass sie das Gefühl der Unterzuckerung schnell beenden. Darunter litten viele Menschen, wenn sie einen langen Tag gefastet hätten. Als die richtige Uhrzeit erreicht war, gab es zwischen den verschiedenen Gängen, die ein türkischer Imbiss aus Espelkamp vorbereitet hatte, immer wieder Gesprächsbedarf vom Bundespräsidenten. Er lud alle dazu ein, ihm ihre Sorgen und Ängste, die vor allem das Zusammenleben betreffen, mitzuteilen. Ahmed Özcan, der eine Hilfsorganisation gegründet hat und bis zu fünf Mal jährlich in das türkische Erdbebengebiet fährt, war sehr überrascht von der Einladung des Bundespräsidenten. Er hatte sich den Abend deutlich anstrengender vorgestellt. Steinmeier sei sehr freundlich und locker gewesen. Özcan: &bdquo;Er hat wirkliches Interesse an allen Personen gezeigt und immer wieder gefragt, wie wir uns in Espelkamp fühlen, wie das Zusammenleben mit anderen Bevölkerungsgruppen ist. Dies habe vielleicht auch daran gelegen, dass man die aktuelle Politik völlig außen vor gelassen habe, so Özcan. Bei einer Frau aus Syrien habe der Bundespräsident nachgefragt, wie lange es gebraucht habe, bis sie eine Wohnung gefunden habe und habe sich dies auch aufgeschrieben. &bdquo;Ich bin mir sicher, dass der Bundespräsident schon morgen wieder unsere Gesichter vergessen haben wird, aber es war einfach eine tolle Geste. Wir haben uns alle wertgeschätzt gefühlt“, fasst Özcan seine Eindrücke zusammen.

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