Ein Fleischer mit Herzblut: Bad Oeynhausener ist Deutschlands drittbester Metzger

Bad Oeynhausen. Die erste Prüfungsaufgabe war die schwerste – zumindest, was den Wareneinsatz betrifft. Justin Laub musste vor den Augen der Jury eine &bdquo;Schweinepistole“ – so nennen Fachleute die Keule des Tieres samt Kotelettstrang – fachgerecht zerlegen. Und mit solch einer &bdquo;Schweinepistole“ hat man was in der Hand: Gut 20 Kilo wog das stattliche Stück Fleisch, das der 24-jährige Bad Oeynhausener Anfang des Monats beim Bundeswettbewerb des Deutschen Fleischerhandwerks bearbeiten musste. Und nicht nur das, sondern auch die anderen fünf Prüfungsaufgaben bewältigte er vorbildlich. Am Ende belegte der Bad Oeynhausener den dritten Platz im Bundeswettbewerb. Dabei hatte Justin Laub bei der Berufswahl zunächst eine ganz andere Richtung eingeschlagen. Nach dem Abitur, das der Wulferdingsener am Leo-Sympher-Berufskolleg in Minden machte, studierte er zwei Semester Chemie in Bielefeld und wechselte dann zur Pharmatechnologie nach Lemgo. Nach vier Semestern dort beschloss er, das Studium abzubrechen. &bdquo;Ich saß fast die ganze Zeit am Schreibtisch. Und das ist nicht meins. Ich möchte auch körperlich arbeiten“, erkannte der junge Mann. Und hier kam ein Nebenjob ins Spiel, den Justin Laub schon als Schüler hatte. &bdquo;Ich habe schon vor dem Abi im Combi-Markt in Volmerdingsen gearbeitet“, berichtet er. Zunächst habe er Regale eingeräumt – wie es viele Schülerinnen und Schüler tun, die sich etwas Taschengeld verdienen wollen. Doch irgendwann habe ihn der Leiter der Fleischabteilung gefragt, ob er sich vorstellen könne, dort zu arbeiten, berichtet Justin Laub. &bdquo;Ich habe mir das angeschaut und durfte schon nach recht kurzer Zeit mitarbeiten“, berichtet er. &bdquo;Das hat mir großen Spaß gemacht“, sagt er. Weshalb er den Job auch neben dem Studium weiter machte. Mehr zum Thema: Hier gibt es noch Handwerksfleischereien in OWL Nur wenig Nachwuchs im Kreis Minden-Lübbecke und Herford .responsive23-6VlEomislmcytUOd-ttc-linechart-bestandene-pruefungen-fleischer { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-6VlEomislmcytUOd-ttc-linechart-bestandene-pruefungen-fleischer { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-6VlEomislmcytUOd-ttc-linechart-bestandene-pruefungen-fleischer { padding-top: 142.86%; } } Und schließlich erkannte: &bdquo;Das ist meine Berufung.“ Also machte er sich auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz. &bdquo;Bei Combi werden nur Fleischereifachverkäufer ausgebildet. Das wollte ich nicht“, erklärt Justin Laub. Den richtigen Betrieb fand er schließlich in Porta Westfalica in der Bio-Fleischerei Matzeik. &bdquo;Dort habe ich viel gelernt, aber ich musste auch viel arbeiten“, sagt er. Das Besondere: Zu dem Betrieb gehört auch eine Galloway-Zucht. &bdquo;Und die Tiere werden dort auch geschlachtet“, sagt Justin Laub. So konnte der angehende Metzger die komplette Verarbeitungskette vom Schlachten bis zur fertigen Wurst erlernen. Was ihn daran unter anderem fasziniert, ist der unmittelbare Erfolg – oder Misserfolg. &bdquo;Man sieht und schmeckt ja sofort, ob eine Wurst gelungen ist“, erklärt er. Bei manchem in seinem Bekanntenkreis habe das auch zu einem Naserümpfen geführt, wenn er von seiner Ausbildung erzählte. &bdquo;Aber nicht in meinem unmittelbaren Umfeld“, betont Laub. Der sich auch dann und wann mit der Frage auseinandersetzen muss, ob er denn gar kein Mitleid mit den Tieren habe. &bdquo;Metzger gelten ja bei manchen Menschen als Tierquäler. Dabei achtet ein guter Metzger darauf, dass die Tiere nicht leiden und möglichst stressfrei sterben“, erklärt er. Beliebt ist der Beruf allerdings aktuell offenbar nicht. Im gesamten Bereich der Handwerkskammer Wittekindland, die die Kreise Minden-Lübbecke und Herford umfasst, sei er in diesem Jahr der einzige gewesen, der seine Gesellenprüfung als Fleischer ablegte. Damit war der Weg in den Landeswettbewerb des Fleischerhandwerks geebnet. Dort belegte Justin Laub dann den zweiten Platz und qualifizierte sich so für den Bundeswettbewerb, der am 3. und 4. November im hessischen Friedberg stattfand. Lesen Sie auch: 28-Jährige übernimmt Familienfleischerei in Minden Bad Oeynhausener war beim Bundeswettbewerb des Fleischerhandwerks In insgesamt sechs Disziplinen musste der junge Geselle dort sein Können zeigen. Nach dem Zerlegen der &bdquo;Schweinepistole“ musste er Bratwürste herstellen, einen Rollbraten machen, ein komplettes Gericht mit Beilagen kochen, eine Grillplatte legen und Fingerfood zubereiten. Der Jury gefiel’s und Justin Laub belegte den dritten Platz im bundesweiten Nachwuchswettbewerb des Fleischerhandwerks. Die Auszeichnung zeige ihm, dass er offenbar recht gut in dem sei, was er tue, sagt der Nachwuchs-Fleischer. Und was war für ihn das Wichtigste in der Ausbildung? &bdquo;Fleiß“, lautet die spontane Antwort von Justin Laub. &bdquo;Man muss sehr viel üben und man braucht einen guten Ausbilder.“ Ebenso entscheidend ist aber auch die innere Einstellung: &bdquo;Man muss Herzblut und Leidenschaft für den Beruf haben“, sagt Justin Laub, der nach abgeschlossener Lehre nun wieder in der Fleischabteilung beim Combi arbeitet. Sein Zukunftsplan: So schnell wie möglich den Meister machen. &bdquo;Und dann mal sehen, wohin es mich noch verschlägt.“ Und der 24-Jährige möchte eine Lanze für das Handwerk brechen. &bdquo;Wir brauchen Fleischer, wir brauchen Elektriker, Installateure, Tischler. Wir brauchen alle möglichen Handwerker“, ist er überzeugt. Seine Botschaft: &bdquo;Es gibt nicht nur das Studium nach der Schule.“ Auch ausgezeichnet: Lübbeckerin wird zweitbeste Jung-Gastronomin Deutschlands

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