Neues Haus der Jugendhilfe in Espelkamp startet

Espelkamp. Im Schatten der Thomaskirche, verbunden mit einem gemeinsamen Parkplatz und einer Gemeindebedarfsfläche hinter Espelkamps größtem Gotteshaus, ist eine beeindruckende Wohnanlage entstanden. Aufbaugemeinschaft und Ludwig-Steil-Hof sowie evangelische Martinskirchengemeinde hatten sich zu diesem bisher in Espelkamp einzigartigen Wohnprojekt zusammengetan und es gemeinsam innerhalb kürzester Zeit zur Vollendung bringen können. Nicht nur äußerlich ist es eine Bereicherung für die Stadt insgesamt, es füllt auch eine wichtige Bedarfslücke. Das sieht auch der Sozialausschuss so und deshalb kamen die Mitglieder des Fachgremiums unter der Leitung von Elke Schmidt-Sawatzki jetzt vor Ort zur Sitzung zusammen, um die Einrichtung unter die Lupe zu nehmen. Man teilte sich in zwei Gruppen auf. Bereichsleiterin Michaele Wetter und die pädagogische Leiterin und Teamkoordinatorin Kirsten Tiemann nahmen die Politiker in Empfang und führten sie durchs Gebäude. Zu sehen bekam der Fachausschuss eine in transparenten Farben gehaltene und mit modernem Interieur ausgestattete Jugendhilfeeinrichtung, in der Kinder und Jugendliche außerhalb der Herkunftsfamilie in familienähnlichen Wohngruppen zusammenleben. Genau genommen handelt es sich um drei Wohnformen, wie Wetter und Tiemann auch später in der Sitzung erläuterten. Es gibt die Regelwohngruppe "Bärenhöhle" mit neun Plätzen, die Intensivwohngruppe &bdquo;Uhlenbusch“ mit sieben Plätzen und das sozialpädagogische betreute Wohnen für Jugendliche ab 16 Jahren und junge Volljährige mit acht Wohnplätzen. Bedarf in der Jugendhilfe wird weiter steigen Die beiden Frauen formulierten ehrgeizige Ziele: So sollen die Kinder und Jugendlichen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr in ihren natürlichen Familienverbänden wohnen können, wieder fit für ein normales Leben in der Gesellschaft gemacht werden. Sie sollen sich wieder selbstständig versorgen und ihren Alltag organisieren können. Dabei ist ein ganzes Netzwerk geknüpft worden, um dies zu erreichen. Kreisjugendamt und Erziehungsberechtigte sind die Auftraggeber. Eingebunden sind dabei die Schulen, verschiedenste Behörden und Vereine, aber auch Beratungsstellen und die offene Jugendarbeit. Ärzte, darunter auch Psychologen, gehören ebenso zum Hilfeteam. Beide Frauen betonen, dass insgesamt steigende Fallzahlen sowie der Fachkräftemangel grundsätzlich die Bedarfe weiter steigen lassen. Die beiden Frauen freuten sich darüber, dass es ihnen bislang gelungen sei, das Haus innerhalb kürzester Zeit mit Leben zu füllen und auch die entsprechenden Gruppen gebildet werden konnten, die in dem Haus wohnen. Auch von der Nachbarschaft fühle man sich akzeptiert. Schwierigkeiten habe es jedenfalls bislang nicht gegeben. Sogar aus weiter entfernten Kommunen habe man bereits Zuweisungen von Jugendämtern erhalten. Die Jugendlichen konnten bislang alle in die vorhandenen Gruppenstrukturen eingegliedert werden. Pläne für Behindertenbeirat schreiten voran In der folgenden Sitzung im Rathaus standen noch weitere Themen auf der Tagesordnung. So berichtete Peter Dürr, Mitglied der Unabhängigen-Fraktion im Stadtrat, über die weitere Entwicklung beim Aufbau eines Behindertenbeirates. Der mache Fortschritte, berichtete er den Ausschussmitgliedern. Man arbeite aktiv an einer Satzung und sei bisher bereits zu vier Arbeitstreffen zusammengekommen. Ein entsprechender Entwurf konnte erstellt werden, den man jetzt mit der Bitte um Stellungnahme und Sichtung an den Vorsitzenden des Kreisbehindertenbeirates, Eckhard Rüter, geschickt habe. Auch Sanda Falkson vom "Kompetenzzentrum selbstbestimmtes Leben" im Regierungsbezirk Detmold habe eine Abschrift erhalten. Peter Dürr berichtete weiter, dass zunächst Überlegungen und Initiativen entwickelt werden sollen, bei denen es darum gehe, Menschen mit Handicaps für die Arbeit in einem zukünftigen Beirat zu gewinnen. "Wir müssen ihnen die Scheu nehmen, sich öffentlich zu äußern und ihre Meinung deutlich zu vertreten", sagte Dürr. Dürr wies darauf hin, dass auch ohne offizielle Gremien bereits einiges erreicht werden konnte für die Belange der gehandicapten Menschen in Espelkamp. Erwähnt wurden in diesem Zusammenhang die neuen taktilen Verkehrsübergänge an der Breslauer Straße sowie der barrierefreie Zugang am Ärztehaus "Medici". Auch auf die Notwendigkeit, barrierefreie Einstiege an den Bushaltestellen zu schaffen, hatte man immer wieder hingewiesen. Beteiligt wurden die Beirats-Initiatoren bereits bei der Neukonzeption des Waldfreibades Espelkamp. "Es ist ja nicht so, dass wir nicht auch ohne offiziellen Beirat bereits einiges erreicht hätten", darauf wies Dürr noch einmal hin. Eine entsprechende Initiative in dieser Hinsicht war ein Sommertreffen auf dem "Dorfplatz" am Glatzer Garten im Burano-Viertel. Dazu hatte auch das Quartiersmanagement eingeladen. Bei gutem Essen und Getränken sei man hier ins Gespräch gekommen und habe für die Ziele eines Behindertenbeirates als Sprachrohr in den politischen Gremien der Stadt Espelkamp werben können. Peter Dürr: "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir einen Beirat auf den Weg bringen können. Wir würden uns über weitere Mitstreiter sehr freuen." Auch Ausschuss-Vorsitzende Elke Schmidt-Sawatzki wünschte dem Vorhaben gutes Gelingen und den Mitstreitern eine glückliche Hand.

Meistgelesen