Ausgliederung und Stellenabbau - Gerüchte um Harting in Espelkamp

Espelkamp. Die Harting Technologiegruppe ist weltweit aktiv, hat seit Jahrzehnten aber ihren Sitz in Espelkamp. Hier ist das familiengeführte Unternehmen ein wichtiger Arbeitgeber und ein wichtiger Steuerzahler. Nun aber brodelt die Gerüchteküche. Das soll an &bdquo;Pythagoras“ liegen. Das nach dem antiken griechischen Mathematiker und Philosophen benannte Programm soll von Philip Harting und seiner Schwester Maresa Harting-Hertz initiiert worden und mit dem Verlust von zahlreichen Arbeitsplätzen verbunden sein. Philip Harting ist Vorstandsvorsitzender der Harting Technologiegruppe, Maresa Harting-Hertz stellvertretende Vorstandsvorsitzende. Die Harting Technologiegruppe hatte sich nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall im Jahr 2002 aus der Tarifbindung gelöst. Mit seinen Tarifen, so hat es die Gewerkschaft beobachtet, lehne sich das Unternehmen an die Tarifbindung an, gebe Änderungen auch mal abgestuft Monate später weiter. Effizienz des Unternehmens weiter steigern Über das &bdquo;Pythagoras-Programm“ habe lange nicht geredet werden dürfen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Mit dem Programm solle die Effizienz des Unternehmens weiter gesteigert werden. Das gelte vor allem für Standorte im Ausland. Die Technologiegruppe soll dabei als Ziel haben, einen Umsatz von zwei Milliarden Euro zu erwirtschaften. Outsourcing soll ein Teil des Projekts sein. Informationen der NW zufolge betrifft das etwa den Empfang. Hier sollen die Harting-Mitarbeiterinnen durch einen externen Sicherheitsdienst mit dessen Personal ersetzt werden. Insgesamt sollen in Espelkamp auf Firmengruppenebene 160 Arbeitsplätze betroffen ein. Letztendlich blieben jedoch &bdquo;nur noch“ 90 Stellen übrig, die nicht mehr andernorts aufgefangen werden könnten, so ist zu vernehmen. Darüber ist nach NW-Informationen auch der Betriebsrat informiert worden. Wie hat sich der Auftragseingang entwickelt? Wie reagiert das Unternehmen darauf? Wie viele Stellen werden in Espelkamp gestrichen und sind weitere Bereiche von Outsourcing betroffen? Das wollte die Redaktion von der Harting Technologiegruppe wissen. &bdquo;Wie in unserer Branche haben auch wir bedingt durch die konjunkturelle Abschwächung und globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den vergangenen Monaten einen merklichen Auftragsrückgang zu verzeichnen“, teilte Harting-Sprecher Detlef Sieverdingbeck dazu mit. Prozesse werden stetig optimiert Das Unternehmen habe diese Entwicklung &bdquo;bereits antizipiert und Möglichkeiten der flexiblen Produktionssteuerung weltweit genutzt – seit Frühsommer punktuell in der Produktion auch durch Kurzarbeit.“ Damit die Harting Technologiegruppe zukunftsgerecht aufgestellt sei, analysiere Harting laufend seine Prozesse und Strukturen, um die Arbeitsprozesse stetig zu optimieren und Harting &bdquo;noch effizienter und resilienter aufzustellen – vor allem vor dem Hintergrund der Erfahrungen der letzten Jahre mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Lieferkettenproblematik“, teilte Sieverdingbeck weiter mit. Als international tätiges Unternehmen beobachte man bei Harting globale Entwicklungen und passe die Geschäftstätigkeiten entsprechend an, heißt es weiter. Eine weitere Nachfrage der Redaktion betraf das Russland-Geschäft. Trotz des russischen Angriffskrieges gab es offenbar noch bis Oktober 2022 geschäftliche Aktivitäten von Harting in der Russischen Föderation. Ob die mittlerweile eingestellt sind und ob es moralische Aspekte bei unternehmerischen Entscheidungen zu Geschäften mit Staaten wie Russland oder China gibt – auch das fragte die Redaktion. Sieverdingbeck beantwortete das wie folgt: &bdquo;Seit Ende des vergangenen Jahres gibt es keine Belieferung an unsere russische Landesgesellschaft mehr. Derzeit befinden wir uns im Prozess der Ruhendstellung dieser Tochtergesellschaften und stehen kurz vor der Finalisierung“. Keine Belieferung an russische Landesgesellschaft Ob ein Umsatz von zwei Milliarden Euro das Ziel der Technologiegruppe sei, in welchen Ländern sie ihre Schwerpunkte sieht und ob es Verlagerungen von den Standorten Espelkamp oder Rahden ins Ausland gibt – das waren weitere Fragen der Redaktion. Zudem galten Fragen den Punkten, ob die Standorte Espelkamp und Rahden vor dem Hintergrund der Internationalisierung eine Zukunft haben und ob es eine Verlegung der Harting Stiftung als &bdquo;Dach“ des Konzerns in die Schweiz geben wird. Zudem fragte die Redaktion, was aus den Planungen für die im Oktober 2016 angekündigte Aufwertung Rahdens als Harting Development Center wurde. Die Stadt und die Bezirksregierung hatten durch Änderungen des Regionalplans Flächen für eine größere Erweiterung des Standortes Rahden geschaffen. Kontinuierlicher Ausbau von Digitalisierung und Automatisierung Harting-Sprecher Detlef Sieverdingbeck: &bdquo;Wir investieren weiterhin konsequent in unseren globalen Footprint. Für unsere Standorte in Deutschland ist der kontinuierliche Ausbau von Digitalisierung und Automatisierung im Fokus. Das Harting Development Center wurde mit Millioneninvestitionen in die technische Ausstattung in Rahden installiert. Dies gilt auch für die Anlauffertigung der globalen Harting-Produktion“. Fragen, wie das Pythagoras-Programm zu seinem Namen kam, wie viele Stellen es derzeit am Standort in Espelkamp und Rahden gebe und wie viele Stellen an den Standorten Espelkamp und Rahden im Zuge des Pythagoras-Programms gestrichen würden, blieben ohne eine konkrete Antwort.

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