Entertainer Yared Dibaba zu Besuch: Espelkamp wird zur großen plattdeutschen Familie

Espelkamp. Am nachhaltigsten beeindruckt hat ihn eine Begegnung, die er auf einer Recherche-Reise für die Sendung &bdquo;Die Welt up Platt“ hatte. Dabei traf er in Paraguay auf einen Ureinwohner, der astreines Platt schnackte – selten hat er sich so verstanden gefühlt. &bdquo;Das kennt ihr hier in Espelkamp bestimmt gut. Hier kommen auch viele Menschen aus Uruguay. Das ist aber ein anderes Platt, kann man aber auch verstehen, wenn man genau hinhört.“ Das sagte Yared Dibaba, der Gast des Bürgerhausvereins und der Gruppe der Stadtführer war, die den &bdquo;Plattschnacker“, bekannt aus vielen Fernsehsendungen beim NDR und WDR, ins Bürgerhaus geholt hatten. Es sollte ein unvergesslicher Abend werden. Lebensfreude, Charme und Vielseitigkeit Moderator, Sänger, Autor, Entertainer, Schauspieler, Plattdeutsch-Experte, glücklicher Ehemann und stolzer Vater von zwei Söhnen. Es gibt eigentlich nichts, was der 54-jährige Tausendsassa und absoluter Sympath nicht kann. Begegnet man Dibaba und schaut ihm in die Augen, sieht man pure Lebensfreude. Diese ehrliche Freude, gepaart mit seinem Charme und seiner Vielseitigkeit, ergibt sein ganz persönliches Erfolgsrezept. Rund 400 Menschen aus Espelkamp und Umgebung schauten ihm im großen Bürgerhaussaal in die Augen und waren begeistert. Dibaba konnte sie nach Herzenslust formen. &bdquo;Nu seid mal ehrlich, wer ist denn in Espelkamp geboren?“, fragte er up Platt in die Runde. Zögerlich standen gerade einmal fünf Besucher auf. &bdquo;Super, dass ihr die anderen 395 Zuhörer in euer schönes Espelkamp hineingelassen habt. Das ist wahre Gastfreundschaft“, erzählt er. &bdquo;Die anderen sind dann Migranten, das ist heute nicht anders. Ich gehöre auch dazu.“ "Ihr könnt stolz auf Euer buntes Espelkamp sein" Jeder Mensch sei einzigartig. Manche trügen eine Brille, andere nicht. Einige seien mit der plattdeutschen Sprache aufgewachsen. Somit sei Hochdeutsch für sie auch eine Fremdsprache, die sie dann erst erlernen mussten. &bdquo;Seht ihr, das ist Vielfalt. Das ist sehr schön und bunt, genauso wie euer buntes Espelkamp, auf das ihr stolz sein könnt“, machte er den Anwesenden und auch den Veranstaltern ein Kompliment. Und auch Mut, genauso weiterzumachen und nicht Rassisten und Fundamentalisten hinterherzurennen. Jeder Mensch sei einzigartig und etwas Besonderes. Und das solle man sich immer wieder vor Augen führen. An Dibaba ist ganz viel besonders An Dibaba selbst ist ganz viel besonders. Beispielsweise die Tatsache, dass er als schwarzer Mann nicht rot werden könne. Dies habe ihm geholfen bei der Vorstellung für ein ganz besonderes Sendungsformat beim WDR: Dort ist er zusammen mit seiner Moderationskollegin Annabel Neuhof in einer ganz besonderen Mission unterwegs: &bdquo;Ohjaaa! Sex lieben“, heißt das innovative Format für erotische Kultur, zu dem es auch regelmäßige Podcasts zu hören gibt. Bei Dibaba kommt das Plattdeutsche aus Ostafrika, gibt er zu. Durch seinen Opa sei er zur plattdeutschen Sprache gekommen, erzählt er dem staunenden Publikum und gibt gleich zu verstehen: &bdquo;Wir sind alle eine große plattdeutsche Familie“. Den Veranstaltern rund um Moderator Karl-Heinz Tiemeier macht er Mut, auf diesem Weg weiterzumachen. So gibt dieser auch bekannt, dass er bereits im Oktober einen plattdeutschen Arbeitskreis gründen möchte, und alle, die Lust hätten, könnten da mitmachen. "Finde es einfach toll, wie er rüberkommt" Total begeistert war auch Annemarie Winkler, die aus Radestorf extra nach Espelkamp gekommen war und sich schon lange auf diesen Abend gefreut hatte. Sie feierte im Bürgerhaus ihren 69. Geburtstag und outete sich als langjähriger Dibaba-Fan. &bdquo;Ich finde es einfach toll, wie er rüberkommt. Er ist total authentisch.“ Heimat muss man in sich selber haben, dann findet man sich in der Welt zurecht Yared Dibaba war bereits seit den Mittagsstunden in Espelkamp unterwegs. Zusammen mit 27 Gästen der Stadtführer auf einem Planwagen erkundete er die Dörfer und besondere Highlights der Kernstadt. Höhepunkt war die Frotheimer Klus-Kapelle, wo Yared Dibaba aus seinem Buch &bdquo;Heimat“ vortrug. &bdquo;Heimat muss man in sich selber haben, dann findet man sich auch in der Welt zurecht!“ Karriere begann am Ohnsorg-Theater Hamburg Zwischen den Erklärungen von Stadtführerin Karin Keller gab es immer wieder Fragen von Stadtführer Karl-Heinz Tiemeier in Plattdeutsch an Yared Dibaba wie zum Beispiel über sein Geburtsland, Oromia in Äthiopien, sein Leben als Kind in Falkenburg bei Ganderkesee und warum er dort Plattdeutsch gelernt hat. Yared Dibaba erzählte auch über seine kaufmännische Ausbildung in einer Kaffeerösterei an der Schlachte in Bremen, über den Anfang seiner Karriere im Ohnsorg-Theater mit Heidi Kabel. Er führte Gespräche in Plattdeutsch mit den Teilnehmern und beantwortete auch deren Fragen.

Meistgelesen