Espelkamp. Er musste 75 Jahre alt werden, um zum ersten Mal Espelkamp zu besuchen. Stefan Schröder vom Schiffsmodellbauclub Hamburg war einer von rund 200 „Freizeitkapitänen“, die über die Pfingsttage zum Dickschifftreffen an den Gabelweiher gekommen waren. Er hatte ein spezielles Transportschiff mitgebracht, das Rumpf und Tragflügel des Airbus 380 von Hamburg nach Südfrankreich schipperte. „Alles reine Handarbeit“, sagt er stolz.
Nach vier Jahren Pause hatte der SMC (Schiffsmodellbauclub) Espelkamp wieder zu seinem Dickschifftreffen auf und am Gabelweiher eingeladen. Neben vielen altbekannten Freunden konnte das Team um den Vorsitzenden Fabian Aßmus und Geschäftsführer André Kurreck auch einige neue Aussteller an ihrem idyllisch gelegenen Vereinsgewässer begrüßen. Am Samstag präsentierten bereits 150 Modellbaufreunde aus ganz Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz ihre Schätzchen und zeigten sie auf dem Wasser in Aktion. Am Sonntag waren noch einige Tagesgäste mehr nach Espelkamp gekommen.
Kleine Zeltstadt am Gabelweiher
Viele der auswärtigen Gäste bleiben alle drei Tage und hatten sich in einer kleinen Zelt- und Wohnmobilstadt rund um Gabelweiher und Nachbarschaftszentrum häuslich eingerichtet. Klaus-Jürgen Aßmus freute sich über das ungebrochen große Interesse. „Wir haben hier auch hervorragende Möglichkeiten. Die Versorgung unserer Gäste ist optimal“, sagte er und dankte der Stadt, dass „wir alles nutzen dürfen“, auch die Duschen in der Sporthalle. Für ein Frühstück sorgen die Gastgeber jeden Morgen in der Cafeteria, hier gibt es auch Kaffee und Kuchen. Wer nicht selbst den Grill anheizte, besuchte den kleinen Biergarten.

„Man kennt sich von vielen Treffen, das ist wie ein großes Familientreffen“, sagen Petra und Axel vom Schiffsmodellbauclub Ibbenbüren, die immer wieder gerne mit ihrem Wohnwagen nach Espelkamp kommen. Ihnen gefällt das einmalige Ambiente am Gabelweiher sehr gut. Sie haben ihren norwegischen Rettungs-Segler „Colin Archer“ mit viel Liebe zum Detail komplett aus Holz gebaut.
Mehr als 500 Boote an Land und zu Wasser
Alle zwei Jahre haben die Espelkamper Schiffsmodellbaufreunde über Pfingsten Urlaubssperre. Der Vorstand weiß aber, dass er sich auf sein Team verlassen kann. So hatten einige noch am späten Samstagabend und am frühen Sonntagmorgen am Backofen gestanden, um das Kuchenbuffet wieder aufzufüllen. Sie selbst haben kaum Gelegenheit, ihre Boote an diesem Wochenende zu Wasser zu lassen. An die 30 Vereine sind nach Espelkamp gekommen.

Mehr als 500 Schiffe, mit viel Kreativität und Liebe zum Detail gebaut, werden präsentiert. „Es gibt einfach nichts, was man nicht aufs Wasser bringen und fernsteuern kann“, meint Moderator Frank Kappelmann. Der Fachmann hat Recht: Sogar eine ferngesteuerte gelbe Ente fegte zum großen Vergnügen aller zwischen Jetski-Fahrern, Schleppern, Fischkuttern, Passagierschiffen, Flugzeugträgern und Segelyachten über das Wasser. Ein Modell der Firma Bauer, das viel Aufmerksamkeit erregt.
Kleine Kreuzfahrt auf dem Weiher
Zu den größten Modellen gehören die beiden Seenotrettungskreuzer von Tim und Gerhard Lankhorst vom Schiffsmodellbauclub Grafschaft Bentheim. Mit 120 und 105 Kilogramm gehören sie auch zu den schwersten Schiffen, die auf dem Gabelweiher kreuzen. Seit 2017 bzw. 2018 arbeiten sie an den Modellen. „Ungefähr zwei Jahre werde ich noch daran sitzen, bis es ganz fertig ist“, schätzt Gerhard Lankhorst.
Eine der größten Gruppen stellt traditionell der SMC Rodenberg. Seit 1992 besuchen sie das Treffen. Auch in diesem Jahr laden sie zu einer kleinen „Kreuzfahrt“ über den See im Schlauchboot, das von einem Schlepper gezogen wird.
Die Attraktion für die jüngeren Besucher waren die Powerboote, die lautstark und mit großen Bugwellen über das Wasser flitzten. Viele Zuschauer drängelten sich auch am Nachmittag bei der großen Feuerlöschübung am Ufer. „Es ist einfach toll hier“, schwärmt Lothar Mentz, der einen prachtvollen Schärenkreuzer steuert. Der Bremer zählt am Sonntag zu den Tagesgästen. „Ich war vor 45 Jahren zum ersten Mal hier, bei den letzten Treffen aber nicht mehr“, erzählt er und staunt: „Irre, was hier los ist.“