Espelkamper Zoohandlung schließt: Nachfolge für Geschäftsräume steht schon fest

Espelkamp. Mitten im Geschäft von City Zoo Jedamski - auch bekannt unter dem Namen "Tier Total" - steht eine Leiter mit Arbeitshandschuhen. Die Aquarien sind bis auf ein Becken mit einigen Barschen leer. Inhaber Lars Jedamski klebt ein rotes Etikett auf eine Tragebox. Das Rot steht für Sonderpreis. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Großreinemachen, ist ein Räumungsverkauf. Ende Februar schließt das inhabergeführte Fachgeschäft an der Breslauer Straße, das über Jahrzehnte Anlaufstelle für Tierbesitzer aus Espelkamp und der Region war. Obwohl Sonntag ist, ist Lars Jedamski den ganzen Tag über in seinem Laden zu finden. Denn die Zeit läuft, Anfang März sollen die Geschäftsräume leer sein, denn der Käufer möchte alsbald einziehen. Statt Tierbedarf wird an der Breslauer Straße 26 künftig Kindermode angeboten. Das Geschäft &bdquo;Mokimo" zieht von der Ostlandstraße in die City. Dass er sonntags im Laden steht, das kennt Lars Jedamski allerdings nur zu gut. 1996 übernahm der gelernte Einzelhandelskaufmann das Geschäft von seinen Eltern Klaus und Edith Jedamski. &bdquo;Die Tiere, wie die Wellensittiche, müssen auch sonntags gefüttert werden", erzählt er. Ob Fische oder Kleintiere, die Zoohandlung begleitet ihn schon ein Leben lang. Denn die Anfänge des alteingesessenen Geschäftes, das jetzt für immer seine Türen schließt, gehen bis in die 60er Jahre zurück. Das Familienhaus der Jedamskis liegt am Tannenbergplatz, der in den 60er Jahren ein richtiges kleines Gewerbezentrum war. Es gab einen Fleischer, einen Bäcker, ein Schuhgeschäft, einen Friseur, einen Lebensmittelladen sowie auch einen Gemischtwarenladen – den A-&-0-Markt. Den leitete Lars Jedamskis Großvater August Jedamski. Weil neben dem Eingangsbereich noch ein Raum frei war, zogen die Aquarien von Sohn Klaus dort ein. Fische waren sein großes Hobby, die Becken baute er selbst. Die bunte Fischwelt hinter Glas blieb auch den Kunden des A-&-O-Marktes nicht verborgen und immer mehr fragten an, ob ihnen Klaus Jedamski nicht auch ein Aquarium und Fische besorgen könnte. Der konnte. Eingekauft wurde früher wie heute in einem Großhandel aus dem Kreis Herford. Die Zoofachhandlung wuchs und wuchs Die Niederlassung erster größerer Lebensmittelläden in der noch jungen Stadt Espelkamp brachte es mit sich, dass der A & O zunehmend schrumpfte, die Zoofachhandlung im Gegenzug allerdings wuchs und wuchs. Vertriebene, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der jungen Stadt Espelkamp eine Zuflucht gefunden hatten, lebten mittlerweile in sicherer Existenz. &bdquo;Jetzt stieg das Interesse an einem Haustier und die Leute fragten: Habt ihr auch Goldhamster oder Vögel?", kann sich Lars Jedamski gut an die Anfänge der elterlichen Zoohandlung erinnern. Er weiß auch noch, wie er als Schuljunge immer einen der frisch angelieferten Jung-Kakadus mit auf sein Zimmer nahm und ihm das Sprechen beibrachte – bis der exotische Vogel dann wieder verkauft wurde. Als Anfang der 80er Jahre der Gebäudekomplex des Radio- und Fernsehgeschäftes Buck an der Breslauer Straße zum Verkauf stand, griffen Edith und Klaus Jedamski die Gelegenheit beim Schopf, kauften einen Teil des Gebäudes und zogen mit ihrem florierenden Zoofachgeschäft mitten in die City. Direkt neben ihnen zog Faber Modellbau ein. Herzstück war die selbst gebaute Aquarienanlage City Zoo Jedamski war fortan der Anlaufpunkt für Tierbesitzer und alle, die es noch werden wollten. Von der Hundeleine über Kratzbäume, Futtermittel und Pflegeartikel bis hin zu Kleintieren und Fischen gab es alles für den Tierfreund. Herzstück des 170 Quadratmeter großen Fachgeschäftes war dabei die selbst gebaute Aquarien-Anlage, in der sich in mehr als 50 Becken bis zu 2.000 Zierfische tummelten. Das Fachgeschäft entwickelte sich schnell auch zu einem Eldorado der Aquarienvereine aus der ganzen Region. Bei Jedamski traf man sich zum Fachsimpeln und es gab auch noch eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen dazu. Die goldenen Zeiten der Aquaristik sind vorbei. Vielen ist die Beckenpflege zu aufwendig, und die jüngste Energiekrise hat dazu geführt, dass sich ehemals begeisterte Aquarianer von ihren Aquarien getrennt haben. &bdquo;Allein bei mir wurden Ende des Jahres fünf große Aquarien abgegeben", erzählt Lars Jedamski, weil sie auch einfach niemand nehmen wollte. Auch sonst hat sich vieles gewandelt. Kleintiere wie Hamster, Meerschweinchen oder Kaninchen, die die kleinen Besucher der Zoohandlung immer zum Juchzen brachten, werden schon länger nicht mehr verkauft. &bdquo;Die gesetzlichen Bestimmungen sind sehr streng geworden. Die vorgeschriebenen großen Gehege konnte ich in den Räumen hier nicht unterbringen." Überhaupt hätten es die kleinen, inhabergeführten Zoofachgeschäfte zunehmend schwerer gegen die Ketten in der Branche, was auch mit Corona zusammenhänge. Obwohl Geschäfte mit Tierbedarf während des Lockdowns geöffnet haben durften, seien viele Stammkunden zu Online-Bestellungen übergegangen und hätten es dann auch so beibehalten. Den Schritt zur Schließung lange überlegt Dass Lars Jedamski seinen Laden jetzt schließt, hat aber eigentlich einen ganz anderen Grund. Als ihm das Kaufangebot gemacht wurde, habe er zwei Wochen überlegen müssen, ober er darauf eingehen soll. &bdquo;Ich hätte noch ein paar Jahre bis zur Rente weitergemacht. Aber ich weiß ja nicht, wie die Lage gewesen wäre, wenn ich dann hätte verkaufen wollen." So habe er sich dann doch zu dem Schritt durchgerungen. Dem Nachfolgegeschäft, das jetzt an der Breslauer Straße 26 einziehe, wünsche er viel Glück, sagt der 57-Jährige. Und was wird er vermissen? &bdquo;Auf alle Fälle die Gespräche mit den Kunden, das Fachsimpeln und die Beratungen." Und dann fällt ihm auch noch die eine oder andere Begebenheit ein, die er nicht vergessen wird. Dazu gehört die Fischfangaktion mit Kunden nach einem geplatzten 1.000-Liter-Aquarium in der alten Zoohandlung Tannenbergplatz ebenso wie die Frage eines Kunden vor einem Becken mit leuchtenden Neon-Fischen, der wissen wollte: &bdquo;Wie viel Watt haben die denn wohl?"

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