Nach Einbruch: Künstler aus Espelkamp sucht neue Werkstatt

Espelkamp. Das große Holztor in der Werkstatt am Hindenburgring 9 kann so nicht mehr geschlossen werden. Akem Özdemir, in Künstlerkeisen und bei Freunden wird er einfach nur "Lucky" genannt, hält deshalb das Tor sofort in seiner Hand und zeigt genau die Stelle, wo das Schloss von Unbekannten brutal aufgebrochen wurde. "Das kann ich so nicht mehr verschließen", zeigt sich der 41-jährige Espelkamper wütend und zugleich auch immens traurig. Hier habe er sich immer sehr gut zurückziehen können, hier habe er seine Ruhe gefunden, um kreativ tätig zu werden. Dies sie nunmehr vorbei. "Irgendwer möchte nicht, dass ich hier arbeite" Als der mit seinen Eltern vor Jahrzehnten aus der Türkei nach Deutschland eingewanderte Akem vor einigen Tagen vor seiner Tür stand und kurz danach die Verwüstung innerhalb der Garage sah, beschloss er sofort, hier nicht mehr weiterarbeiten zu wollen. Denn auch schon mehrere Male zuvor hatten Unbekannte immer wieder versucht, dort einzubrechen. Dies sei ihnen allerdings nicht gelungen. "Doch irgendwer möchte nicht, dass ich hier arbeite oder mag nicht, was ich hier mache", ist er sich inzwischen sicher. Der jetzige folgenschwere Einbruch hatte sich wohl während der Zeit ereignet, als er im Urlaub war. Zwei Wochen war er deshalb nicht in seiner Werkstatt gewesen, die ursprünglich zum Komplex der alten Krause-Hallen gehörte. Heute ist sie im Besitz der Firma Stanger. Lucky rief deshalb sofort als er die Bescherung sah die Polizei an. "Ich habe alles so gelassen und nichts angerührt, damit die Beamen alles aufnehmen konnten. Sofort Strafanzeige gestellt Er stellte auf diesem Weg auch sofort Strafanzeige, was Thomas Bensch von der Pressestelle der Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke gegenüber nw.de bestätigte. Beamte seien vor Ort am Hindenburgring gewesen und bestätigten die Aussagen von Akem Özdemir. Die Sachschäden seien nicht sehr hoch gewesen, so Bensch. Allerdings seien mehrere Maschinen, die der Holzkünstler für seine Arbeiten benötigte, gestohlen worden. Darunter auch vier Akkuschrauber, eine Kreissäge ein Exzenterschleif-Gerät und eine Dickenhobelmaschine. Die Polizei habe die Emittlungen sofort aufgenommen, konnte aber bisher den Tätern noch nicht auf die Spur kommen. "Lucky" bezeichnet den Schaden insgesamt auf zwischen 3.000 bis 4.000 Euro. Schlimm sei auch, dass die Unbekannten zwei gebrauchte Fahrräder haben mitgehen lassen. Eins davon sei ein E-Bike gewesen. Das war als Geschenk zum Geburtstag seiner Lebensgefährtin Sibel Durmus bestimmt gewesen. Er war gerade dabei, die Fahrräder umzubauen, eins sollte sie als Geschenk erhalten, weil ihr altes Fahrrad erst vor Kurzem gestohlen worden war. Im Übrigen sind sowohl Akem Özdemir als auch Sibel Durmus seinerzeit bekannt geworden, weil sie im gleichen Eingang an der Rahdener Straße wohnten, in dem Ercan K. die Schüsse auf den Bruder seiner Frau abgab und sie anschließend ebenfalls erschoss (nw.de berichtete mehrfach). Er konnte immer dort arbeiten, wann er wollte Akem Özdemir arbeitete seit 2014 in der Werkstatt am Hindenburgring. "Das Schöne ist, dass ich immer dorthin konnte, wenn ich wollte. Und wenn es tief in der Nacht war und ich einen kreativen Einfall hatte, konnte ich einfach hinfahren und arbeiten." Jetzt möchte er die Werkstatt fast gar nicht mehr betreten. Er fühle sich dort nicht mehr wohl und nicht mehr sicher. Deshalb habe er sie jetzt gekündigt und wolle dort auch so schnell als möglich ausziehen. Er sucht möglichst im Großraum Espelkamp - es kann auch auf dem Dorfe sein - eine Bleibe für ihn, wo er nach Herzenslust und vor allem - wann immer er möchte - kreativ arbeiten kann. Denn aufgeben möchte er seine künstlerischen Ambitionen auf gar keinen Fall. Vor allem Holz habe es ihm angetan. Am liebsten stelle er Tische und Stühle als Unikate her, baue sie mit anderen Materialien wieder zusammen. Sein Markenzeichen sind Tische, die er aus Zwei-Euro-Paletten wieder zu etwas Besonderem werden lässt. Kreative Ader war schon immer vorhanden Die kreative Ader habe er schon von Anfang an gehabt. Beruflich habe er versucht im Ludwig-Steil-Hof eine Tischler-Lehre zu absolvieren. Doch habe das letztendlich nicht so geklappt, wie er sich das vorgestellt habe, denn die schulischen Leistungen seien nicht zufriedenstellend gewesen. Nunmehr hofft er auf Spenden, damit er weiterhin kreativ tätig sein kann und auf ein Angebot, eine Werkstatt mieten zu können. Wer dem armen Hobby-Holzkünstler "Lucky" helfen möchte, kann sich bei ihm unter Tel. 0151 / 5218289 melden und vielleicht auch einmal einen Blick in seine Werkstatt werfen.

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