"Es ist ganz schlimm": Betreuung in Kitas immer schwieriger

Lübbecker Land. Die Betreuungssituation in den Kindertageseinrichtungen im Lübbecker Land wird immer schwieriger. Darauf wies die Fachberaterin aller evangelischen Einrichtungen im Lübbecker Land, Diana Bruguet, jetzt im Gespräch mit nw.de hin. Als Vertreterin des größten Trägers - immerhin werden 25 Einrichtungen von Lübbecke aus verwaltet - weiß sie, wovon sie spricht. Die aktuelle Omikron-Welle fege wie ein Sturm durch die Einrichtungen, machte sie deutlich.Es gebe kaum noch eine Einrichtung, die von der aktuellen Entwicklung nicht betroffen sei. In einigen Einrichtungen müssten Gruppen vorübergehend geschlossen werden, um die hohen Krankenstände aufzufangen, andere müssten zusammengelegt werden. "Es ist ganz schlimm. Es betrifft ganz viele Kindergärten, Kindertagesstätten und Familienzentren. Fast überall ist mindestens eine Erzieherin oder Erzieher erkrankt, meistens gleich mehrere", gibt sie unumwunden zu. Auch würden sich immer mehr Kinder infizieren. Stark betroffen sei eine Einrichtung in Pr. Oldendorf und auch in Wehdem. Sie müssten mit Notgruppen im Augenblick leben. Streit im Team wegen des Impfens Und natürlich habe sich auch in der evangelischen Einrichtung in Isenstedt, die im vergangenen Jahr zeitweise geschlossen werden musste, die Situation wieder verschlechtert. Neben der allgemeinen Corona-Ansteckungsproblematik spielte hier noch ein weiteres Thema eine große Rolle. Im Vorfeld hatte es innerhalb des Teams Auseinandersetzungen bezüglich des Impfens gegeben. Geimpfte Kolleginnen und Kollegen sollen von den mehrheitlich Ungeimpften gemobbt worden sein.Darunter habe sich auch die Kindergartenleitung befunden. Anschließend habe es Kündigungen und daraufhin Krankschreibungen gegeben, so dass die pädagogische Betreuung der Kinder nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. Ab Januar kamen vom Kindergartenverband des Kirchenkreises vier Kolleginnen und Kollegen hinzu. Das habe dazu geführt, dass diese mit den verbliebenen Erziehern einen Betrieb wieder ermöglichen konnten. Gleichzeitig schrieb der Träger, die evangelische Kirchengemeinde Isenstedt-Frotheim, mehrere Stellen aus."Wir können auf niemanden verzichten" Wie Diana Bruguet jetzt bestätigte, sei dies nur für den Januar möglich gewesen. Die vier Kollegen anderer Einrichtungen hätten wieder in ihren eigenen Kindergärten die Arbeit aufnehmen müssen. "Es brennt aktuell überall. Wir können auf niemanden verzichten", so Bruguet. Pfarrer Adalbert Detering von der Isenstedt-Frotheimer Kirchengemeinde bestätigte, dass inzwischen zwei Stellen besetzt werden konnten.Gleichzeitig werde verhandelt ob zumindest eine nichtpädagogische Fachkraft, eine so genannte "Alltagskraft" eingestellt werden könne. Außerdem habe man vom Trägerverbund des Kirchenkreises eine Kraft für die Kindergartenleitung erhalten. Doch das alles könne zurzeit immer noch nicht die prekäre Personalsituation insgesamt lösen, sodass es Einschränkungen in der Betreuung geben müsse. Am Montag kommender Woche werde man in einem Elternabend über die neue Situation informieren.Unterbesetzt und Arbeit "absolut am Limit" "Wir tun alles, um die Situation zu verbessern." Dennoch decke das Personal aktuell nur die halbe Stundenanzahl der Betreuungsfachstunden ab und sei somit unterbesetzt und "absolut am Limit". Das Kita-Team hatte bereits die Eltern darüber informiert, dass mit Absprache des Trägers und der Fachberatung entschieden wurde, die "Hasengruppe" des insgesamt viergruppigen Kindergartens erneut auf die "Igel- und "Marienkäfergruppe" aufzuteilen, "bis sich die Situation etwas beruhigt hat".Dies bedeute konkret, dass die "Hasenkinder" die jeweilige Gruppe besuchen, die sie schon im Dezember besucht haben. Die Eltern werden gebeten, ihr Kind möglichst zu Hause zu betreuen oder frühzeitig abzuholen, "damit wir die Situation abdecken können". Die Betreuung in den Gruppen werde bis mittags abgedeckt und ab 14 Uhr gebe es eine Notbetreuung, für die Eltern, die ihr Kind nicht anders betreuen lassen könnten. "Wir bitten um ihr Verständnis und sprechen mit ihnen transparent und offen über unsere Situation in der Einrichtung", heißt es am Ende der Erklärung an die Eltern. Träger kommt wohl nicht wirklich weiter Nach Informationen von nw.de kommt der Träger nicht wirklich weiter. Hauptproblem sei vermutlich auch, dass drei Stellen nicht neu besetzt werden könnten, da die Führungskräfte und Stellvertreter sich immer wieder krankschreiben ließen, so wird vermutet. Leider handelte es sich bei den Personen um die bereits genannten "Impfgegner, die gegen den Staat sind, aber trotzdem das Geld von der Sozialgemeinschaft nehmen", so wird von Insidern behauptet.Diana Bruguet kann und will sich, ebenso wie Pfarrer Adalbert Detering, nicht zu diesen Vermutungen äußern. Doch sei es nach Corona, "äußerst schwierig beide Seiten wieder zusammenzuführen", sind sie sich einig. Im permanenten Krisenmodus befindet sich die Fachberaterin des Kirchenkreises schon seit einigen Wochen. "Was wir hier erleben, das ist schon eine heiße Kiste", macht Bruguet deutlich. Es handele sich hier um einen "Fehler im System", denn Ansteckungsmöglichkeiten gebe es von mehreren Seiten Die Kinder könnten sich Zuhause anstecken, dies in die Einrichtungen tragen, dort die Erzieher anstecken und auch die anderen Kinder.Testungen acht Wochen lang nicht geliefert Hinzu komme, dass die Testungen - vorgeschrieben sind vier in zehn Tagen - nicht immer in ausreichender Zahl vorhanden seien. "Wir haben da eine Einrichtung, da hat die zuständige Firma, bei der sie bestellt waren, acht Wochen lang nicht geliefert", so Bruguet. Man habe da mit Vorräten, die in anderen Einrichtungen noch vorhanden waren, ausgeholfen.Außerdem seien die Tests für Kindergärten eine freiwillige Angelegenheit der Eltern. "Wir können dann auch nicht immer nachprüfen, ob sie gemacht worden sind oder nicht." Sie fordert - wie auch an den Grundschulen - auch für die Kindergärten - eine verpflchtende und nachprüfbare Testung für alle Kinder. Das sei man doch schließlich auch seinen Mitarbeitern gegenüber schuldig.

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