Drohung kommt per Post: Senior trotzt falschem Inkasso-Büro

Espelkamp. Erst traute er seinen Augen nicht, als er den Briefumschlag öffnete. Dann wunderte er sich, aber dann wurde ein Espelkamper Senior so richtig wütend. In einem drohenden Ton wirft ihm eine angebliche Firma "Bundes Inkasso Management" aus Frankfurt (Main) "anhaltende Zahlungsverweigerungen" vor und droht mit Pfändungen und Konto-Sperrungen. Das sei nur durch eine Zahlung auf ein belgisches Bankkonto zu verhindern. Der Senior aus Espelkamp wird wieder zornig, als er über dieses Schreiben berichtet. Zahlungsrückstände hat er nicht. Den Brief und das angebliche "Bundes Inkasso Management" bewertet der Senior völlig richtig: Es geht um Betrug. Welche Zahlungsrückstände angeblich vorhanden sein sollen - dazu gibt es keinen Hinweis. "Sie haben trotz zahlreicher Mahnungen Ihre Zahlungsbereitschaft nicht unter Beweis gestellt", heißt es in dem Schreiben. Dadurch hätten sich Kosten und Zinsen weiter erhöht. Betrüger drohen mit Sperrung des Konto "Aufgrund Ihrer anhaltenden Zahlungsverweigerung sehen wir keine andere Möglichkeit, als bei Ihrer Bank eine Vorpfändung auszubringen." Das Formular soll laut dem Brief bereits vorbereitet sein. Dann geht es weiter mit den Drohungen: "Ihr Konto wird in Kürze gesperrt. Sie haben dann keine Zugriffsmöglichkeiten mehr." Dann ziehen die Betrüger die Daumenschrauben noch weiter an - sie wollen Geld. Die Kontosperrung, so behauptet es "Bundes Inkasso Management", lasse sich nur verhindern, wenn der Espelkamper sofort 361,75 Euro überweist. Als Konto wird eine Verbindung in Belgien angegeben. Dass Geld mit der Überweisung ins Ausland weg ist, weiß der Senior - und bezahlt natürlich nicht. Senior kontaktierte einen Anwalt "Ich will andere Bürger warnen", macht der Espelkamper deutlich. Er habe seine Bank über das Schreiben informiert - in diesem Fall die Sparkasse Minden-Lübbecke. Dort habe man ihm gesagt, dass dieser Brief schon bekannt sei. Natürlich ist das Schreiben falsch: Unter der angegebenen Adresse in Frankfurt (Main) gibt es kein "Bundes Inkasso Management". Der angebliche Rechtsanwalt, der den Brief "mit freundlichen Grüßen" unterzeichnet hat, ist dort auch nicht zu finden. Einen namensgleichen Anwalt in Bielefeld habe er kontaktiert, berichtet der Senior. Der Anwalt aus Bielefeld habe mit den Schreiben absolut nichts zu tun, stellt er klar. Was die Polizei zum Brief sagt Dieses spezielle Schreiben sei der Polizei in Minden bislang nicht bekannt gewesen, sagte Polizeisprecher Ralf Steinmeyer. "Aber Stil und Aufmachung sind uns hinlänglich bekannt." Schreiben dieser Art tauchten im Kreis in Wellen auf und hätten wie auch im konkreten Fall einen kriminellen Hintergrund. Allein der Verweis auf eine Kontoverbindung in Belgien, auf die das Geld überwiesen werden solle, zeige schon, dass es ein falsches Schreiben sei. Inkasso-Büros, die wie Rechtsanwälte in Deutschland Forderungen eintreiben, sind nach Angaben des Polizeisprechers angemeldet und registriert - und geben immer eine deutsche Bankverbindung an. Worauf die Sparkasse hinweist Steinmeyer verwies auch auf die Möglichkeit, sich zu informieren, ob ein Inkasso-Büro registriert ist. Eine Übersicht gibt es im Netz hier. Schreiben von Inkasso-Unternehmen seien nicht grundsätzlich unüblich, merkte Janna Thiefes von der Sparkasse Minden-Lübbecke an. Daher sollten angesprochene Bürger prüfen, ob es offene Zahlungsforderungen gebe, die gegebenenfalls an ein Inkassobüro abgegeben werden konnten. Gebe es jedoch wissentlich keinen Anlass, sollte auf das Schreiben mit äußerster Vorsicht reagiert werde. Verbraucherschützer haben "schwarze Liste" Gegebenenfalls sollte nach Angaben von Janna Thiefes professionelle Hilfe etwa der Verbraucherzentrale oder durch einen Rechtsanwalt in Anspruch genommen und eine Betrugsanzeige bei der Polizei geprüft werden. Die Sparkasse verwies auf die Verbraucherzentrale Brandenburg. Die habe aktuell auch eine "schwarze Liste" veröffentlicht, in der das genannte ,Bundes Inkasso Management' aus Frankfurt auch aufgeführt ist". Wer überhaupt keine offenstehenden Rechnungen habe, für den sei klar, dass es sich um einen Betrugsversuch handele, teilte Ralf Steinmeyer mit. Das Schreiben solle weggeworfen werden. Eine Anzeige könne man erstatten, müsse das aber nicht, wenn kein Schaden entstanden sei. Ist aber ein Schaden entstanden, dann rät Steinmeyer auf jeden Fall zur Strafanzeige. Wer Anzeige erstatte, solle alle vorhandenen Unterlagen mitbringen. Espelkamper Senior bleibt standhaft Schreiben wie das des angeblichen "Bundes Inkasso Management" seien eine bekannte Masche, merkte Ralf Steinmeyer an. "Diese Dinge werden ins land gestreut - in der Hoffnung, dass jemand reagiert." Die Betrüger setzten einfach auf Zufall - und das Menschen durch den Druck und die Wortwahl verunsichert würden und dann nachgäben. Der Espelkamper Senior hat nicht nachgegeben. Was bedeutet &bdquo;Ausbringung einer Vorpfändung"? Bei der Vorpfändung handelt es sich nach Angaben von Janna Thiefes von der Sparkasse Minden-Lübbecke um eine Maßnahme der Zwangsvollstreckung. Sie diene der Sicherung des Rangs bei der Befriedigung der Forderung. Voraussetzung für eine Vorpfändung sei immer das Vorhandensein eines vollstreckbaren Schuldtitels. Mit der Vorpfändung (= vorläufiges Zahlungsverbot) stelle ein Gerichtsvollzieher, der von einem Gläubiger beauftragt werde, dem Schuldner und dem Drittschuldner einen Vordruck zu, welcher besage, dass eine Pfändung von titulierten Forderungen anstehe. Damit die durch diese Vorpfändung erreichte Rangordnung gewahrt bleibt, muss nach Angaben von Janna Thiefes innerhalb eines Monats die Zustellung des tatsächlichen Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses erfolgen. Ist Konto-Sperrung durch Dritte rechtlich überhaupt möglich? Konto-Sperrungen durch Dritte wie etwa Pfändungen sind nach Angaben von Janna Thiefes möglich, müssen aber rechtliche Voraussetzungen erfüllen. Im Beispiel der Pfändung müsse ein vollstreckbarer Schuldtitel vorhanden sein. Bis es allerdings zu einer Pfändung komme, gehe im Regelfall jedoch diverser Schriftverkehr voraus - etwa Hinweise auf Zahlungsverzug, Mahnung, Androhung von Maßnahmen, gerichtliches Verfahren oder ähnliches.

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