
Bad Oeynhausen. Im Keller der Gaststätte „Bayernglück“ steht die Luft und seniorige Männer lehnen am Tresen und trinken Klares aus Bierhumpen im Miniaturformat. Der Ton klingt nach Triumph, auch wenn man kein Wort versteht. Ein wenig auch nach Erleichterung. Die Stimmung ist gelöst. An die Wand ist mit einem Beamer das Ergebnis der Bürgermeisterwahl projiziert. Inmitten der Gäste tummelt sich Lars Bökenkröger mit seiner Lebensgefährtin Manuela Mundt und spricht diversen Parteifreunden.
Bökenkröger: „Ich ziehe jetzt voll durch - morgen um halb neun ist der erste Termin!“ Lang und heftig feiern wolle er heute nicht. Auch wenn, was ihm anzumerken ist, es Anlass genug gäbe. Denn Bökenkröger hat geschafft, was selbst Parteifreunde ihm kaum zugetraut haben können: Ein Durchmarsch zur absoluten Mehrheit, ohne Stichwahl, gegen eine erstarkende AfD, gegen die Unbeliebtheit der CDU auf Bundesebene, gegen eine Tendenz zur Zersplitterung der Parteienlandschaft. Die sozialdemokratische Konkurrenz weit hinter sich gelassen, die Wählergemeinschaft BBO um den glücklosen Kandidaten Andreas Korff nicht einmal der Hauch einer Bedrohung.
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Zum Exzess führt das auch bei keinem seiner Party People, der Siegestaumel gestaltet sich maßvoll. Die Feiernden reflektieren dieses oder jenes unverhofft gewonnene Direktmandat, bestätigen sich gegenseitig in der Wahlkampfstrategie und umarmen sich. Auf die Bemerkung, dass eine kurze Party angesichts des politischen Siegeszuges ganz schön strebsam sei, antwortet die stellvertretende Bürgermeisterin Helke Nolte-Ernsting (CDU): „Wir sind eben Christdemokraten.“
Sit-in bei den Sozis in der Druckerei
Ein paar Häuser weiter, in der „Druckerei“, sitzt SPD-Kandidatin Henrike Diestelhorst mit ein paar Genossinnen und Genossen an einem Tisch. Da ist es schon 21.45 Uhr. Sie wirkt abgekämpft. Die Enttäuschung ist ihr anzumerken.
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„Naja, Party. Ist eher so ein Sit-in, würde ich sagen“, flachst sie lakonisch. Sie hatte auf eine Stichwahl gehofft, wollte Bökenkröger durch Programmatik stellen, nicht durch politische Inszenierung. Vertan, die Chance. Draußen im Biergarten sitzen weitere Genossen vor halb leeren Gläsern, unter ihnen der Stadtverbandsvorsitzende Gerhard Beckmann und Peter Bernard. „Dass Bökenkröger so durchmaschiert, hätte niemand gedacht - auch die CDU nicht!“, sagt Bernard. Und ein anderer bleibt stoisch: „Was soll ich dazu sagen? Ab morgen geht es weiter.“
Im Bayernglück, bei der CDU-Party, spielt übrigens gar keine Musik. Stattdessen schallt eine Sportübertragung durch die Lautsprecher. Das deutsche Basketballteam steht im Finale der Europa-Meisterschaft, es sind die letzten Minuten und der CDU-Stadtverbandsvorstand mit Tobias Walkenhorst, drängelt sich vorm Fernseher.
Dann bricht frenetischer Jubel aus, Deutschland ist Europameister, die Parteifreunde jubeln lauter als bei Bökenkrögers Wahlsiegverkündung. Dabei war der sportliche Erfolg mit 88:83 Punkten weniger eindeutig als der politische.
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