Rechte Symbolik: Bad Oeynhausener AfD-Bürgermeisterkandidat wegen Tattoo ausgeladen

Bad Oeynhausen. Ein Platz bleibt leer, wenn am heutigen Mittwochabend der Verein &bdquo;Junge Ratsmitglieder“ (Jurats) zur Podiumsdiskussion in die Druckerei lädt. Am Montag luden Denis Utas und seine Mitstreiter den Kandidaten der AfD, Michael Grove, kurzerhand wieder aus. Der Grund liegt auf dem Arm des AfD-Bürgermeisterkandidaten: Grove hat auf dem Unterarm einen Reichsadler tätowiert, der in seinen Fängen das Eiserne Kreuz hält. Symbole aus der nationalsozialistischen Zeit, die heute gerne noch in der rechtsextremen Szene Verwendung finden. &bdquo;Wir möchten einem Rechtsextremen keine Bühne bieten“, sagt Stefan Ott stellvertretend für Jurats. Eine Entscheidung, die Grove nicht nachvollziehen kann: &bdquo;Ich bin mir keiner Schuld bewusst“, sagt er. Und: &bdquo;Es braucht Hintergrundwissen für die Bedeutung meiner Tätowierung.“ Für Stefan Ott und seine jungen Ratsmitglieder stand außer Frage, dass sie den Kandidaten der AfD aufs Podium bitten. &bdquo;Wir haben alle Bürgermeisterkandidaten geladen. Wir sind ja nicht das Bundesverfassungsgericht und entscheiden, ob jemand rechtsextrem ist oder nicht“, sagt Ott zur Frage, warum Grove überhaupt berücksichtigt wurde. Allerdings habe man vergangene Woche von einer vertrauenswürdigen Quelle erfahren, welche Tätowierung sich auf Groves Arm befinde. &bdquo;Wir haben Herrn Grove daraufhin angeschrieben und eine Stellungnahme erbeten“, erklärt Stefan Ott. Die kam auch. Und ließ Stefan Ott verwirrt zurück. Grove: &bdquo;Mein Tattoo ist ein Symbol gegen Rechts“ &bdquo;Ich kann verstehen, dass mein Tattoo ohne entsprechendes Hintergrundwissen für Verwirrung sorgt“, erklärt Michael Grove gegenüber der NW. Es habe aber keinerlei politische Bedeutung. &bdquo;Es ist ein Symbol gegen Rechts“, betont Grove. Sein ganz persönliches Mahnmal gegen &bdquo;die Symbolik des Nationalsozialismus mit seinem Rassenwahn“. Für ihn habe die Tätowierung eine ganz persönliche Bedeutung: &bdquo;Das hat mir vor 13 Jahren ein rumänischer Künstler in Rumänien gestochen, als ich mit einer Rumänin liiert war“, sagt Grove. Schon das zeige seine Internationalität. &bdquo;Ich war immer ein alter Deutscher und dann plötzlich international unterwegs, hatte von Politik und Geschichte keine Ahnung und habe immer eingebläut bekommen, dass man im Ausland nicht darüber spricht, was in Deutschland passiert ist, damit man nicht der böse Deutsche ist. Dann war ich plötzlich international tätig und es wurde doch über diese Themen gesprochen“, erklärt der Wulferdingsener. Deshalb habe er den Entwurf des Künstlers in Rumänien für gut befunden und sich das Tattoo stechen lassen. &bdquo;Ich würde es vielleicht heute nicht nochmal machen – aber ich stehe dazu“, betont Grove. Meinung: Der Umgang mit der AfD in Bad Oeynhausen: Spiel mit den Schmuddelkindern Stefan Ott und seine jungen Ratsmitglieder lässt das fassungslos zurück: &bdquo;Eine rechte Symbolik zu verwenden, um der Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken – was ist das denn für eine Erklärung? Es macht überhaupt keinen Sinn, die Symbolik der Täter nachzuahmen, um der Opfern gedenken zu wollen“, erklärt auch Denis Utas, der für Jurats für den Stadtrat kandidiert und die Podiumsdiskussion moderiert. &bdquo;Leider können wir nicht nachvollziehen, warum Sie sich als persönliches Mahnmal gegen die Symbolik des Nationalsozialismus ausgerechnet einen Reichsadler mit einem umkränzten Eisernen Kreuz im Alter von über 45 Jahren haben stechen lassen. Auch sich, in Erinnerung an eine Frau, einen Reichsadler stechen zu lassen, konnte bei uns keiner nachvollziehen und halten wir für ziemlich abwegig“, schreibt Utas in der Ausladung an den AfD-Mann. Reichsadler und Eisernes Kreuz werden in rechter Szene verwendet Reichsadler und Eisernes Kreuz gehören zu den Symbolen der rechten Szene, die bedingt strafbar sind. So gilt der Reichsadler als eine stilisierte Darstellung des Wappentieres aus der Zeit des Nationalsozialismus, die auch heute noch in der rechtsextremen Szene Verwendung findet. Das ursprünglich in den Fängen gehaltene Hakenkreuz wird aus strafrechtlichen Gründen meist durch andere Symbole ersetzt oder weggelassen. Überblick: Alles Wichtige zur Kommunalwahl 2025 im Kreis Minden-Lübbecke Das Eiserne Kreuz ist das wohl bekannteste soldatische und militärische Symbol. Ab 1813 wurde es als Verdienstabzeichen im preußischen &bdquo;Befreiungskrieg“ gegen die napoleonische Herrschaft verliehen. 1939 ist es in modifizierter Form zum bekanntesten Orden des Dritten Reiches geworden. Das Eiserne Kreuz genießt als Motiv oder Motivzusatz beinahe universale Verwendung in den verschiedenen rechten Spektren. In der rechtsextremen Szene wird das Eiserne Kreuz teilweise als Substitut für das Hakenkreuz genutzt. &bdquo;Uns als Jurats ist das Risiko einfach zu groß, dass wir einen Rechtsextremen auf der Bühne sitzen haben. Denn als Michael Grove nach eigenen Angaben 2023 in die AfD eingetreten ist, hatte sich diese schon radikalisiert“, betonen die Jurats-Mitglieder. &bdquo;Das sind in unseren Augen alles krude Ausreden von Herrn Grove und nicht befriedigend“, sagen sie. Für Michael Grove dagegen ist die Ausladung nicht ganz nachvollziehbar: &bdquo;Inhaltlich gibt es an mir doch nichts auszusetzen. Ich kann zwar nachvollziehen, dass andere die Bedeutung des Tattoos nichts auf den ersten Blick erkennen, aber ich bin mir deshalb keiner Schuld bewusst. Es gehört zu meinem Leben und hat nichts mit politischer Einstellung zu tun“, so Grove. Außerdem sei er stolz, ein Deutscher zu sein. Bündnis hält Einladung von Grove aufrecht Auch in der kommenden Woche sitzt Michael Grove auf dem Kandidaten-Podium in der Druckerei. Dann eingeladen vom Bündnis für Vielfalt, Menschenwürde und Toleranz Bad Oeynhausen. Ob sie nach dem Bekanntwerden der Tätowierung an der Einladung des AfD-Mannes festhalten, haben die Bündnismitglieder bisher nicht diskutiert, erklärt auf Nachfrage Hartmut Birkelbach, der auch für die Podiumsdiskussion verantwortlich zeichnet. &bdquo;Ich bin überrascht“, so Birkelbach gegenüber der NW. &bdquo;Ich kann Jurats verstehen“, betonte der ehemalige Pfarrer. Das alles sei sehr verstörend. &bdquo;Meine persönliche Position ist es aber, die Einladung für unsere Diskussion aufrechtzuerhalten.“ Man habe das im Bündnis sehr lange und kontrovers diskutiert und mit einer kleinen Mehrheit entschieden, Michael Grove einzuladen. &bdquo;Der beste Schutz der Demokratie ist demokratisches Verhalten“, ist Birkelbach überzeugt. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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