Bad Oeynhausener AfD-Bürgermeisterkandidat verzichtet auf Ratsmandat

Bad Oeynhausen. Der Bürgermeisterkandidat der AfD, Michael Grove, verzichtet nach Informationen der NW auf sein Stadtratsmandat. Bei der Kommunalwahl vor zwei Wochen konnte Grove 15,7 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Über die Reserveliste seiner Partei hätte er einen Sitz im Stadtrat erhalten. Beobachter werten den Schritt als direkte Konsequenz der massiven Zweifel an seiner Biographie – allein weil er einen Doktortitel führte, dessen Grundlage von der ausstellenden Universität als &bdquo;nicht authentisch“ bezeichnet wird. In sozialen Medien hielt Grove 25 Prozent der Wählerstimmen und mehr für sich für möglich. Seit Wochen sorgen die Recherchen der Neuen Westfälischen zu Groves akademischem Werdegang für Aufsehen. Grove tritt seit Jahren als &bdquo;Dr. Michael Grove“ auf, wirbt mit diesem Titel auf Wahlplakaten und bei öffentlichen Auftritten. Die Grundlage bildet eine Promotionsurkunde der Wirtschaftsakademie Bukarest (Academia de Studii Economice din Bucure?ti, ASE), die Grove Ende 2020 bei der Stadt vorgelegt hat. Auf Nachfragen der NW bei der Universität Bukarest stellte sich heraus: Die Urkunde ist offenbar nicht authentisch. Drei der vier auf dem Dokument namentlich aufgeführten Professoren erklären, ihre Unterschriften seien gefälscht. Der vierte Professor widerspricht ebenfalls, je Groves Doktorvater gewesen zu sein. Die Hochschule selbst bestätigt, dass das Dokument &bdquo;nicht von der Universität herausgegeben worden“ sei. Mehr zum Thema: Fälschungsvorwurf gegen AfD-Doktor aus Bad Oeynhausen Auch Groves Lebenslauf ist zunehmend umstritten Grove selbst äußert sich nur ausweichend. Auf Fragen nach den Gründen für seinen Mandatsverzicht, möglichen Zusammenhängen mit den Vorwürfen zur Promotionsurkunde oder dem Einfluss seiner Partei antwortete er nicht. Auch dazu, wie er den Schritt seinen 3.319 Wählern erklären will oder ob er künftig noch politisch aktiv sein wird, schweigt er. Die Neue Westfälische hat am Donnerstagvormittag versucht, mit Grove Kontakt aufzunehmen. Auch Groves Lebenslauf ist zunehmend umstritten. Angaben zu Geschäftsführerpositionen in mehreren Firmen konnten im Handelsregister nicht bestätigt werden; Grove änderte die Einträge nachträglich auf &bdquo;Geschäftsführer (in spe)“. Sein Abschluss als &bdquo;Diplom Betriebswirt“ an der Universität Bielefeld existiert nicht, Grove korrigierte den Uni-Abschluss nachträglich zum &bdquo;Diplom Kaufmann“. Seine vierjährige berufsbegleitende Ausbildung zum &bdquo;staatlich geprüften Betriebswirt“ am Freiherr-vom-Stein-Berufskolleg in Minden sei von der Uni teilweise anerkannt worden. Mehr zum Thema: Reaktionen auf den Fälschungsvorwurf gegen den Bad Oeynhausener AfD-Bürgermeisterkandidaten Grove erklärte wiederholt, er sei &bdquo;schockiert“ über die Vorwürfe Die Staatsanwaltschaft Bielefeld prüft derzeit weiter, ob sie ein Verfahren wegen Urkundenfälschung und Missbrauchs von Titeln einleitet. Grove erklärte wiederholt, er sei &bdquo;schockiert“ über die Vorwürfe und könne sich nicht erklären, wie die Wirtschaftsakademie Bukarest ihm die möglicherweise gefälschte Urkunde ausgestellt habe. Konkrete Ergebnisse seiner angekündigten &bdquo;eigenen Recherchen“ liegen bis heute nicht vor. Ein weiteres Detail aus Groves Vergangenheit sorgte im Bürgermeisterwahlkampf für Aufmerksamkeit: Auf seinem Unterarm trägt er ein Tattoo mit einem Reichsadler, der in seinen Fängen das Eiserne Kreuz hält. Der Reichsadler ist ein Symbol aus der Zeit des Nationalsozialismus. Rechtsextreme Kreise verwenden allerdings anstelle des Hakenkreuzes das Eiserne Kreuz. Grove betont jedoch, dass das Tattoo keinerlei politische Bedeutung habe: &bdquo;Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Es braucht Hintergrundwissen für die Bedeutung meiner Tätowierung. Ich kann verstehen, dass mein Tattoo ohne entsprechendes Hintergrundwissen für Verwirrung sorgt.“ Für ihn sei es ein &bdquo;Symbol gegen Rechts“, ein persönliches Mahnmal gegen die &bdquo;Symbolik des Nationalsozialismus mit seinem Rassenwahn“. Grove ließ sich das Tattoo nach eigenen Angaben vor 13 Jahren von einem rumänischen Künstler stechen, als er in Rumänien lebte und eine Beziehung hatte. &bdquo;Schon das zeigt meine Internationalität“, erklärt er. Groves angekündigter Mandatsverzicht wirkt wie ein weiteres Puzzlestück in einer Biographie, die inzwischen auf wackeligen Beinen steht. Grove selbst gibt keine Antworten auf zentrale Fragen: Warum verzichtet er auf sein Mandat? Hätte er im Falle eines Wahlsieges auch das Bürgermeisteramt abgelehnt? Steht der Verzicht im Zusammenhang mit den Vorwürfen zur Promotionsurkunde? Wurde er von der AfD zum Rückzug gedrängt? Wie erklärt er den Schritt seinen Wählern? Und wird er künftig überhaupt noch in der Kommunalpolitik aktiv sein? Lesen Sie auch: Rechte Symbolik: Bad Oeynhausener AfD-Bürgermeisterkandidat wegen Tattoo ausgeladen Wer ihm nun folgen könnte Grove trat nach eigenen Angaben erst 2024 der AfD bei – es soll seine erste Parteizugehörigkeit sein. Er begründet sein Engagement mit seinem persönlichen Credo: &bdquo;Nicht immer meckern, sondern machen!“ Auf der Reserveliste der AfD Bad Oeynhausen könnte ihm nun Marc Gründer nachfolgen. Er steht auf Platz 11 der Reserveliste. Zehn AfD-Kandidaten sind über diese Liste in den neuen Rat eingezogen. Gründer machte in den sozialen Medien auf sich aufmerksam, indem er auf Instagram ein &bdquo;Highlight“ postete mit den Worten: &bdquo;Ich bin kein Reichsbürger, kein Rechter, kein Linker. Ich bin ein es reicht mir Bürger“, musikalisch unterlegt mit &bdquo;Deutschland“ von Rammstein. Mehr zum Thema: Vierter Professor widerspricht AfD-Doktor aus Bad Oeynhausen

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