Bad Oeynhausener Kinopublikum erlebt die Filmwelt 1955 erstmals in Cinemascope-Technik

Bad Oeynhausen. Ein besonderes Kino-Erlebnis sehen und hören die Cineasten ab April 1955 in der &bdquo;Leiter“. 1975 machen zwei Bad Oeynhausener Werke auf der Hannover-Messe von sich reden, eines davon erlebt 20 Jahre später seinen Niedergang. Denn 1995 stehen die Abrissbagger vor der Weserhütte. Stadtarchivarin Stefanie Hillebrand hat in der &bdquo;NW“ und ihrer Vorgängerin, der &bdquo;Freien Presse“, 70, 50 und 30 Jahre zurückgeblättert und ist dabei auf Themen gestoßen, die sich – in abgewandelter Form – auch Jahrzehnte später noch in der Zeitung finden. Auch Weserhütte und Leiter längst Geschichte sind - Kino auf mitreißendem technischen Niveau gibt es immer noch - und zwar in der UCI-Kinowelt auf dem Gelände der einstigen Weserhütte. April 1955: Kino-Innovation in der &bdquo;Leiter“ Zum Osterfest wird das Bad Oeynhausener Publikum im Kino &bdquo;Die Leiter“ zum ersten Mal das sogenannte Cinemascope kennenlernen. Dieses System ist eine Errungenschaft moderner Kinotechnik, die das Bild auf einer überdimensionalen Leinwand in räumlicher Tiefe wiedergibt. Gleichzeitig vermittelt der Ton durch viele im Raum verteilte Lautsprecher das Gefühl, sich mitten im Film zu befinden. Die neueste Kinotechnik machte gerade erst in der Presse die Runde, da kommt das Bad Oeynhausener Kinopublikum bereits in ihren Genuss. Besondere Abtaster machen aus dem zusammenhängenden Filmstreifen ein breites Bild und aus besonderen Lichtzeichen den Stereo-Ton. Es hat ein wenig gedauert, die &bdquo;Leiter“ für das Cinemascope umzubauen. Statt eines befinden sich jetzt drei Lautsprecher hinter der Leinwand. Um die Reproduktionsfläche auf das jeweils gültige Maß zu bringen, musste eigens eine bewegliche Maske eingebaut werden. Lesen Sie auch: Die Kurstadt Bad Oeynhausen bekommt 1955 ein Einkaufszentrum und eine Flaniermeile Weitere Lautsprecherkombinationen wurden im Zuschauerraum selbst angebracht. Diese sogenannten Effektlautsprecher prüfen jedes Geräusch in seiner Wirkung auf den Beschauer und verteilen sie auf die einzelnen Lautsprecher. Der Erfolg: Der Beschauer fühlt sich vom Geräusch eines vorbeifahrenden Zuges, einer Nähmaschine oder der 4. Sinfonie von Tschaikowski &bdquo;überfallen“. Und er kann feststellen, dass der Ton neuerdings genau von dort kommt, wo der Tonerzeuger im Bild tatsächlich zu erkennen ist. Die Direktion der &bdquo;Vereinigten Lichtspiele“ ist sicher, dass der Fortschritt nicht aufzuhalten und sich das Cinemascope in der Filmbranche durchsetzen wird. April 1975: Frühlingszeit ist Messezeit Auf der traditionellen Hannover-Messe Ende März/Anfang April 1975 sind mit dem Eisenwerk Weserhütte und dem Keramischen Werk Dehme - Heisterholz gleich zwei große Bad Oeynhausener Firmen vertreten. Für ihre jeweiligen Branchen ziehen die Unternehmen Bilanz und nutzen die Gelegenheit, ihr eigenes Unternehmensprofil noch einmal vorzustellen. Das Keramische Werk Dehme zieht das Fazit, dass die Qualitätsansprüche der Kunden für den modernen Haushalt allgemein sehr gestiegen sind. Für den eigenen Betrieb hebt der Geschäftsführer der Heisterholz-Gruppe hervor, dass sich das Unternehmen einen festen Kundenstamm geschaffen hat. Der eigene Produktionsschwerpunkt liegt auf der Gebrauchstüchtigkeit der Keramikprodukte. Die rustikale Note der Erzeugnisse, ihre Spülmaschinenfestigkeit und ihre Sicherheit entsprechend des Lebensmittelgesetzes durch hartes, hochgebranntes Material gelten beim Fachhandel als Gütesiegel. In diesem Zusammenhang teilt die Geschäftsleitung mit, dass das Unternehmen hierzulande noch als &bdquo;Keramisches Werk Dr. Ungewiss“ bekannt ist, nunmehr aber vollständig in die Heisterholz-Gruppe integriert wurde. Heisterholz Ziegelherstellung, mit seinem Stammwerk in Petershagen-Heisterholz, ist inzwischen international bekannt als Produzent hochwertiger grobkeramischer Baustoffe. Mit der Übernahme 1959 sollte nicht nur das umfangreiche Programm an Gebrauchskeramik weiter ausgebaut und abgesichert werden. Heisterholz habe damit auch angestrebt, sein Fachwissen in der Glasurtechnik für Wand- und Bodenbeläge zu ergänzen. Zurzeit arbeiten 150 Mitarbeiter*innen in drei Schichten an den Brennöfen. Monatlich verlassen etwa 160.000 Einheiten das Keramische Werk. Das macht einen Jahresumsatz an Keramikprodukten von fünf Millionen DM aus. Lesen Sie auch: Damals in Bad Oeynhausen: Konflikt um angekettete Bänke im Kurpark Das Eisenwerk &bdquo;Weserhütte“ AG war auf der Industriemesse mit einem Gemeinschaftsstand der Otto-Wolff-Gruppe vertreten, der in diesem Jahr einen Querschnitt durch den Bereich Anlagenbau zeigte. Wegen ihrer ungeheuren Ausmaße kann die &bdquo;Hütte“ seine Großgeräte nur in Fotos und Modellen vorstellen. Der weltweit steigende Bedarf an Rohstoffen und Energieträgern – hier vor allem die zunehmende Bedeutung der Braunkohle – stellt immer höhere Anforderungen an die Anlagen zur Gewinnung und Aufbereitung sowie zum Umschlag und Transport von Massengütern. Auf der Messe wurde beispielhaft das Modell eines sogenannten Trommelaufnahmegerätes gezeigt, das eine Spurweite von über 40 Metern haben kann und zur Kohlenförderung auf den Halden eingesetzt wird. Die beiden Unternehmen stehen auch in direktem wirtschaftlichen Kontakt, denn für den Tonabbau und den Transport des Rohtons in die Hallen der Ziegelproduktion erfordert ebendiese Kettenbagger und Förderbandanlagen, wie die Weserhütte sie herstellt. April 1995: Weserhütte - nostalgisches Treffen der Hüttjer vor dem Hallenabriss Vor 20 Jahren war die Weserhütte ein aufstrebendes global agierendes Großunternehmen. Mit ihrem Bagger- und Anlagenbau war sie gerade im Bereich Bergbau weltweit bekannt und gefragt. Doch nachdem die Weserhütte in Konkurs ging, stehen die Abrissbagger jetzt vor der eigenen Tür. Die altehrwürdigen Produktionshallen der Weserhütte sollen dem Erdboden gleichgemacht werden und Platz schaffen für ein modernes Fachmarktzentrum. Doch bevor es soweit ist, bekommen die ehemaligen Hüttjer noch einmal Gelegenheit, sich in ihrer ehemaligen Wirkungsstätte zu treffen und über das Gelände zu gehen. Das nostalgische Treffen, zu dem die Bauwert GmbH alle ehemaligen Weserhüttenmitarbeiter eingeladen hat, wird von einer Fotoausstellung begleitet, die der ehemalige Betriebsratsvorsitzende Heinz Vogelsang mit Unterstützung der Neuen Westfälischen vorbereitet hat. Sie soll an die wechselvolle Geschichte des Eisenwerkes Weserhütte erinnern, das sich aus einer kleinen Eisengießerei 1844 in Rehme zum mit Abstand bedeutendsten Industriebetrieb in der Region entwickelte und jetzt mit dem Abriss endgültig Geschichte wird. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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