Abriss vom Kopfsteinpflaster in Bad Oeynhausen: Der alte Pflasterer erinnert sich

Bad Oeynhausen. Es war heiß, damals. So heiß, dass Dirk Köpke im Juli 1994 seinen original-mexikanischen Sombrero mit zur Arbeit nahm, um sich in der Bad Oeynhausener Klosterstraße vor der sengenden Sommersonne zu schützen. Der gelernte Pflasterer aus Exter hat vor 30 Jahren das Straßenpflaster in der Innenstadt verlegt, als unverhofft ein NW-Fotograf vorbeischaute und die Szene festhielt. Mit seinen Kollegen aus der Pflasterer-Kolonne hat Köpke damals bis tief in die Nacht geschuftet, so lange, bis die Straße fertig war. In einigen Monaten sollen genau diese Pflasterarbeiten abgerissen werden. Der Stadtrat will - gegen die Einwände von Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU) wegen der Belastung für die Einzelhändler - auch in diesem Teil der Innenstadt neue Pflastersteine verlegen. Die Ausschreibung ist inzwischen veröffentlicht. Erste Arbeiten sollen demnach schon im Februar beginnen. Dann kommen die gleichen grauen Steine, die auch schon in der Viktoriastraße und der oberen Klosterstraße liegen, auch nördlich vom Schweinebrunnen zum Einsatz. Die Ankündigung vom Abriss seiner Arbeit hat Dirk Köpke mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Klar gibt das einen Stich im Herzen. Der 56-Jährige zeigt aber auch Verständnis für Notwendigkeiten: &bdquo;So eine Pflasterung ist für 30 Jahre angelegt“, sagt er beim Rundgang durch die City. Bei guter Pflege halte so ein Straßenpflaster deutlich länger, wenn nicht sogar doppelt so lange. Wobei die Betonung des Fachmanns auf &bdquo;Pflege“ liegt. Und daran hat es offensichtlich in den vergangenen drei Jahrzehnten gemangelt. Trotz allem findet Köpke: &bdquo;Die Pflasterung in der Klosterstraße geht eigentlich noch.“ Kräftig abkärchern, dann sind die Steine wie neu In der ganzen Innenstadt, erinnert sich Köpke, sei damals ein gestalterisches Konzept umgesetzt worden, das sich womöglich an der denkmalgeschützten Hohenzollernhofpassage orientierte. Außen entlang der Gebäude sollten dunkle Basaltsteine im Mosaik verlegt und innen ein heller Betonstein mit Natursteinoberfläche. &bdquo;Vom Preis-Leistungsverhältnis sind die Steine top“, sagt Köpke. Im Lauf der Jahre haben sich die hellen und die dunklen Steine in der Klosterstraße farblich einander angenähert. Im ostwestfälischen Januarregen, unter Kaugummi und vielen Zigarettenstummeln sieht inzwischen alles grau aus. Köpke ist jedoch überzeugt, dass die hellen Betonsteine bloß mit dem Hochdruckreiniger gesäubert werden müssten. &bdquo;Dann sehen die wieder aus wie neu.“ Allerdings sind an einigen Stellen wohl nach Tiefbauarbeiten heftige Fehler ins Mosaikmuster eingebaut worden. Auf Höhe vom Bierhaus &bdquo;Brösel“ sind die dunklen Basaltsteine geradezu chaotisch gesetzt, einige Steine sind sogar aus der Pflasterung herausgebrochen und liegen lose herum. Es sieht stellenweise aus wie am Pflasterstrand nach einer Straßenschlacht. Das Verlegemuster ist bloß notdürftig ausgebessert worden. Köpke schüttelt den Kopf: &bdquo;Das hätte ich ihnen wieder passend gemacht.“ So wird Mosaik verlegt Vor 30 Jahren knieten die Pflasterer zu dritt auf der Klosterstraße und verlegten die dunklen Natursteine. Köpkes damaliger Arbeitgeber war bekannt für diese handwerklichen Verlegearbeiten. In zahlreichen Städten der Umgebung war das gefragt. &bdquo;Die Steine werden ums Herz herum gesetzt“, erklärt Köpke das Muster. Wer genau hinschaut, erkennt, was er damit meint: Die Steine bilden kreisförmige Muster. Diese Kreise sind aber nicht um eine Mitte, sondern um drei Mittelpunkte, also Herzen, herum gesetzt worden. Lesen Sie auch: Bad Oeynhausens Fußgängerzone wird nun doch saniert Seinen Beruf &bdquo;Pflasterer“ gibts nicht mehr, weiß Köpke: &bdquo;Das heißt jetzt Straßenbauer.“ So ist der Lauf der Zeit. Doch auch der 56-Jährige hat sich beruflich verändert. Er kniet längst nicht mehr in Fußgängerzonen, sondern arbeitet inzwischen als technischer Mitarbeiter eines Betonherstellers im Außendienst - und verkauft Straßenpflaster. Steine setzt Köpke zwar immer noch, es sind aber vor allem Musterflächen. Die Kollegen, die sich demnächst über seine Arbeit beugen, sollten sich auf Überraschungen einrichten, findet Köpke. Bevor er und seine Kollegen anfangen konnten, mussten sie erst mal stellenweise Beton für die Versorgungskanäle wegstemmen. Dummerweise waren die Kanäle nicht immer da, wo sie eingezeichnet waren. Außerdem sei die Straße teilweise unterkellert. &bdquo;Wegreißen geht normalerweise schneller als Neubauen“, sagt Köpke: &bdquo;In diesem Fall aber glaube ich das nicht.“ Plastik-Müll zwischen Steinen Und für das Mosaik aus Basaltsteinen sei damals nicht bloß Sand, sondern ein Fugenmörtel aus einer Epoxidharzmischung verwendet worden. Das galt damals als besonders innovativ. Haltbar ist es allemal, es bedeutet allerdings: Zwischen den Steinen gibt es eine Schicht aus Kunststoff, die womöglich teuer entsorgt werden muss. Seinen Nachfolgern jedenfalls wünscht Köpke gutes Gelingen: &bdquo;Das wird bestimmt schön werden“, sagt der Pflasterer über die neue Pflasterung: &bdquo;Hoffentlich wirds auch so schön heiß wie bei uns.“ Seinen Schatten spendenden Strohhut hat Köpke noch und extra fürs Foto vom eigenen Dachboden geholt und mitgebracht. Der Hut ist eine Erinnerung an eine Reise in die USA und Mexiko, wenige Jahre vor dem Straßenpflaster-Auftrag aus der Kurstadt. &bdquo;Meine Freunde haben damals in Mexiko Rolex-Imitate gekauft, die alle sofort kaputtgingen.“ Der Sombrero aber hat sich bis heute gehalten. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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