Neues Pflaster in Höxters Innenstadt zerbröselt

Höxter. Es sah schön aus und rückte die Höxteraner Innenstadt zur Landesgartenschau in ein besonderes Licht: das neue helle Sandsteinpflaster. Doch an immer mehr Stellen platzt es auf, zerbröselt. Löcher entstehen. Zudem ist es längst nicht mehr so ansehnlich wie am Anfang. Grüner Algenbelag, der sich teilweise nur schwer entfernen lässt, ziert die Flächen. War alles nur ein schöner Schein? Die Löcher, die sich in Höxter auftun, haben Folgen. Eine Leserin berichtet der &bdquo;Neuen Westfälischen“, was ihr Anfang Januar in den Abendstunden auf dem Weg in die Innenstadt widerfahren ist: Sie sei in der Nähe des Berliner Platzes in ein solches Loch im neuen Pflaster getreten, ins Stolpern gekommen und auf das linke Knie gefallen. &bdquo;Resultat: dickes Knie und Wunde am Ellenbogen. Jacke kaputt“, erzählt sie. Der Stadt hat sie den Unfall nicht gemeldet, denn hier sind bisher keine Vorkommnisse aufgrund der Schadstellen im Pflaster bekannt, erklärt Stadtsprecher Markus Finger auf Anfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Ist die Verkehrssicherheit gefährdet? Wohl aber bekannt ist das Problem des aufplatzenden Pflasters an sich schon. Allerdings hängt es die Stadtverwaltung nicht zu hoch. &bdquo;Insgesamt betrachtet, ist die Anzahl der defekten Steine im Verhältnis zur neu gestalteten Fläche gering“, sagt Finger. Und so sieht die Stadt &bdquo;nach aktuellem Stand keine Gefährdung der Verkehrssicherheit“. Die betroffenen Flächen würden regelmäßig begutachtet, um gegebenenfalls sofortige Maßnahmen zu ergreifen. Auch der Warburger Architekt Anton Volmer, der den Innenstadtumbau in Höxter geplant und begleitet hat, ist überrascht. &bdquo;Es handelt sich um einen ganz besonders hochwertigen Sandstein“, sagt Volmer im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Höxter betont Qualität des Produkts In der Innenstadt wurde der Pflaster aus Oberkirchner Sandstein verbaut. Ein hochwertiger und vor allem teurer Stein. Er spielt in der obersten Liga des Sandsteinpflasters und ziert so manche berühmte Bauten weltweit. Volmer betont, dass er natürlich für den Zweck bestens geeignet ist und alle entsprechenden Zertifikate besitzt. Lesen Sie auch: Schluss mit holprig: Das Kopfsteinpflaster in der Fußgängerzone kommt weg Das gilt auch für den Wall, wo das Pflaster ebenfalls zu bröseln beginnt. Hier wurde Pflaster aus Wesersandstein verbaut – zuständig war seinerzeit das Architekturbüro Franz Reschke aus Berlin. Auch die Stadtverwaltung betont die Qualität des Pflasters. &bdquo;Es wurde seinerzeit aufgrund seiner optischen und funktionalen Eigenschaften ausgewählt. Die Vorgaben, wie zum Beispiel Frost- und Tausalzbeständigkeit, wurden im Leistungsverzeichnis klar definiert und durch entsprechende Zertifikate nachgewiesen“, unterstreicht Finger. Die Entscheidung für dieses Material sei in Abstimmung zwischen Verwaltung und den zuständigen Gremien erfolgt. Rätselraten zur Ursache des kaputten Pflasters in Höxter Eine Prognose, warum das Pflaster an einigen Stellen zerbröselt, ist für Architekt Anton Volmer aus der Ferne freilich nicht möglich. Auch die Stadtverwaltung hat keine Erklärung. Sie sieht es aber, wie gesagt, auch nicht sonderlich dramatisch. &bdquo;Das eingesetzte Pflaster ist aus Naturstein gefertigt, einem natürlichen Material, dessen Eigenschaften aufgrund seiner Entstehung variieren können“, erläutert Finger. Während Betonsteine im Werk mit festgelegten Merkmalen hergestellt würden, unterliegt Naturstein gewissen Schwankungen, auch wenn er nach strengen Qualitätsvorgaben ausgewählt wurde. &bdquo;Einzelne Steine können daher trotz sorgfältiger Prüfung Schwachstellen aufweisen.“ Und dann zerbröseln sie und müssen ausgetauscht werden. Dafür will die Stadt auch sorgen, zumal noch ausreichend Restbestände vorhanden sind. &bdquo;Die vereinzelten Mängel werden im Rahmen der Gewährleistung behoben. Die ausführenden Firmen sind dazu verpflichtet, die Instandsetzung zeitnah vorzunehmen.“ Großes Algenproblem in Höxters Innenstadt Dann bleibt das Problem mit dem Grünschleier, der sich über das Pflaster legt und unschön aussehen lässt. &bdquo;Das ist ganz normal. Das ist Natur“, sagt Anton Volmer. Grünbelag bilde sich auf jedem Pflaster, vor allem dort, wo wenig Fußgängerverkehr ist. Bei Nässe wird es dann besonders glitschig. Vor allem rund um Pflanzkübel und an den Rändern ist der Algenbewuchs deutlich sichtbar. Volmer ist sich sicher, dass sich dies recht einfach entfernen lasse. Grünbelagsentferner sei auch nicht schädlich für das Pflaster. Bereits im vergangenen Herbst hatte die Stadt deshalb mit einer größeren Reinigungsaktion begonnen. Mit einer Kehrmaschine samt heißem Wasserdampf rückte der Bauhof den Algen zu Leibe. Der Erfolg war sichtbar. Vor allem an den Stellen, wo die Kehrmaschine nicht hinkam. Lesen Sie auch: Die Marktstraße in Höxter ist wieder frei - fast Übrigens: Wenns friert, dürfte auf dem Pflaster Tausalz eingesetzt werden, denn es ist dafür ausgelegt, betont die Stadt. Sie hält sich damit nach eigenen Angaben aber zurück: &bdquo;Sollte in einzelnen Bereichen auf alternative Streumittel wie Sand oder Granulat zurückgegriffen werden, geschieht dies, um die Langlebigkeit des Pflasters zusätzlich zu fördern“, sagt Stadtsprecher Markus Finger. Der Expertentipp für Hausbesitzer Architekt Anton Volmer begrüßt die Zurückhaltung, denn Tausalz sei generell schädlich fürs Pflaster. Das gelte auch für jeden Hausbesitzer mit gepflasterter Terrasse und Auffahrt. &bdquo;Salz ist der Tod von allem“, sagt der Warburger. Dadurch werde vor allem die Verfugung beschädigt. &bdquo;Die ist das schwächste Glied.“ Durch das Salz werde das Wasser aufgetaut, dringe in die Verfugung ein. Wird es verdünnt, gefriert es wieder und sprengt es. Und noch einen Effekt gibt es: Ist die Eisschicht erst mal aufgetaut, kann der Frost noch tiefer in den Boden eindringen, weil die schützende Schicht fehlt. Ganz abgesehen davon schädigt Salz die Bäume am Wegesrand.

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